Eingerissenes FDP-Wahlplakat am Straßenrand.
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Ein eingerissenes FDP-Wahlplakat am Straßenrand: Bei der Landtagswahl holten die Liberalen nur drei Prozent.

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FDP in Bayern: Landtag ade, aber Politik nicht passé

Bei den Landtagswahlen in Bayern am 8. Oktober ist die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Nur drei Prozent der Wähler gaben den Liberalen ihre Stimme. Zwei ehemalige Landtagsabgeordnete wollen trotzdem weiter Politik machen – ehrenamtlich.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Gut zwei Wochen ist die Landtagswahl in Bayern vorüber. Die Wahlschlappe seiner Partei hat der ehemalige FDP-Landtagsabgeordneten Matthias Fischbach aus Erlangen noch immer nicht ganz verdaut. Ausgerechnet am Wahlsonntag ist er 35 Jahre alt geworden. "Ich konnte rein feiern, aber dann nicht mehr raus feiern", erzählt Fischbach. Dass es eng wird, damit habe er gerechnet – aber bis zuletzt gehofft, dass es doch noch irgendwie klappt.

Auch Sebastian Körber, Spitzenkandidat der FDP Oberfranken aus Forchheim, findet das Ausscheiden seiner Partei "sehr bitter". Seine Partei habe es in Bayern schon immer schwer gehabt – 2018 kam die FDP mit 5,1 Prozent gerade so in den Landtag. 2023 jedoch holten die Liberalen nur noch drei Prozent der Stimmen.

Beide Politiker waren Mitglied in Untersuchungsausschüssen und haben sich dort für ihre Themen eingesetzt – nun wollen sie auf anderen Ebenen weiter für liberale Politik kämpfen. Ehrenamtlich.

Ampelbashing: FDP Bayern in Mithaftung

Sowohl Sebastian Körber als auch Matthias Fischbach sehen ähnliche Gründe für das Ausscheiden der FDP aus dem Landtag. Sicherlich habe die schlechte Stimmung gegenüber der Ampel-Regierung dazu beigetragen, aber auch die "Flugblattaffäre" um den Freie Wähler-Chef Hubert Aiwanger.

Der Wahlkampf sei sehr emotional und wenig sachorientiert verlaufen, meint Sebastian Körber: "Die FDP wird leider nicht für das Positive, was sie erreicht hat, gelobt, sondern für das Negative in Mithaftung genommen." Im Wahlkampf hätten sie nicht viel anders machen können, findet er. Matthias Fischbach glaubt außerdem, dass das Thema Migration viele andere wichtige Themen im Wahlkampf überlagert hat. Eine genaue Analyse will die Partei noch machen.

Söder-Kritiker Sebastian Körber

Sowohl Sebastian Körber als auch Matthias Fischbach saßen in Untersuchungsausschüssen des Bayerischen Landtags. Körber engagierte sich im U-Ausschuss zum Zukunftsmuseum in Nürnberg. Als studierter Architekt kennt er sich im Bereich Bauen und Wohnen besonders gut aus. Auch das Thema Mobilität liegt ihm am Herzen, dafür brennt der 43-Jährige, das ist ihm anzumerken. Er war deshalb unter anderem Mitglied des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr sowie Sprecher seiner Fraktion für diese Themen. Ob der Bau des Zukunftsmuseums oder die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München, die eigentlich 2028 fertig sein sollte und nun mehrere Milliarden kosten wird: der Oberfranke gilt als scharfer Kritiker der Bayerischen Staatsregierung und von Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Matthias Fischbach: Klage gegen Staatsregierung

Auch Matthias Fischbach hat sich in den vergangenen fünf Jahren vielfältig engagiert: für den Wissenschaftsstandort Erlangen, um hier auf die Behebung von Baumängeln an den Unigebäuden zu pochen, oder für die Aufklärung der Morde des rechtsterroristischen NSU. Die Zeit im Landtag und besonders im NSU-Untersuchungsausschuss haben den Parlamentarischen Geschäftsführer der FDP geprägt. "Unsere staatlichen Behörden wie Verfassungsschutz, Polizei brauchen eine entsprechende Kontrolle", ist er überzeugt. Zudem laufe derzeit noch seine Verfassungsklage gegen die Staatsregierung, weil diese ihre Korruptionsbekämpfungslisten nicht herausgeben möchte. Sowohl Söders ehemaligen Finanzministerium als auch das Kultusministerium weigern sich. Da bleibe er jetzt natürlich dran, sagt Fischbach.

"Aufstehen, schütteln, weitermachen"

Beide haben nach ihrem Ausscheiden aus dem Landtag unterschiedliche Pläne. Sebastian Körber will nun vermehrt als Makler und Architekt arbeiten. Für ihn drehe sich sozusagen das Verhältnis. Vorher habe er 50 Stunden pro Woche als Landtagsabgeordneter gearbeitet und zehn Stunden als Architekt. In Zukunft sei es andersherum. Er wolle sich weiterhin politisch engagieren – nun eben ehrenamtlich. Körber will im Präsidium der bayerischen FDP bleiben und sich im Landtag, mit Unterstützung von Kollegen aus der Bundespolitik, als außerparlamentarische Opposition einbringen.

Der 43-Jährige argumentiert zwar ruhig und sachlich, spricht von „bedauerlich“ und „schade“; dennoch scheint es in ihm zu brodeln, sei es in Fragen der Baupolitik in Bayern oder dem Erstarken rechter Parteien. Auch hier kritisiert er die Staatsregierung: "Das ´Ampelbashing` von Söder hat dazu geführt, dass nicht mal die CSU gewonnen hat, sondern nur die rechten Parteien erstarkt sind." Zum Schluss sagt der Spitzenkandidat der FDP in Oberfranken dann aber: "Wenn man mal hingefallen ist, steht man auf, schüttelt sich und macht weiter."

Abgeordnetenbüro wird geräumt

Und Matthias Fischbach? Der muss nun "mittelfristig" sein Abgeordnetenbüro in der Erlanger Innenstadt unweit des Bohlenplatzes räumen, überlegen, wie es mit seinen Mitarbeitenden weitergeht. Denn raus aus dem Landtag bedeutet auch weniger Förderung. Der studierte Volkswirt will sich eine kurze Bedenkzeit geben und dann vielleicht wieder in einer Firma einsteigen und dort arbeiten, so wie früher.

Videos und ein Buch zur Bildungspolitik

Aber auch für den 35-Jährigen ist klar: Er will seine politischen Ideen weiterverfolgen. Noch mehr für seine Themen wie Leistungsprämien für Lehrer werben. Dazu hat er immer wieder witzige Videos für Social Media erstellt. Vielleicht wird er auch ein Buch über seine Ideen schreiben, zum Beispiel, wie man aus seiner Sicht die Bildungspolitik in Bayern verbessern könnte. Das Schild am Eingang zu seinem Wahlkreisbüro, auf dem "Mitglied des Bayerischen Landtags" steht, muss Matthias Fischbach demnächst abhängen. Das fällt ihm nicht leicht.

Ziel: Wiedereinzug der FDP in den Landtag

Doch für beide ehemaligen FDP-Landtagsabgeordneten gilt: Matthias Fischbach und Sebastian Körber sind Vollblutpolitiker, die sich als Abgeordnete für ihre Region stark gemacht haben. Das wollen sie nicht aufgeben. Ihr Ziel: In fünf Jahren wieder in den Bayerischen Landtag einziehen.

Verschiedene FDP Politiker.
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