Der Fernpass gehört mit täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge zu einer der meistbefahrenen Alpenpassrouten. Er ist ein Nadelöhr auf dem Weg Richtung Süden.
Ein neues verkehrstechnisches Gutachten bestätigt nun, dass das bestehende 7,5-Tonnen-Fahrverbot für Lkw auch nach dem Bau des geplanten 1,4 Kilometer langen Fernpasstunnels aufrechterhalten werden muss. Ohne dieses Verbot würde sich der Schwerverkehr auf der Fernpassstrecke mehr als verdoppeln – was zu erheblichen Beeinträchtigungen der Verkehrssicherheit und des Verkehrsflusses führen würde, so Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.
Der Fernpass gehört mit täglich bis zu 30.000 Fahrzeuge zu einer der meistbefahrenen Alpenpassrouten.
Fahrverbot für Schwerlastverkehr – für Tirol alternativlos
Geisler betont, dass das Fahrverbot ein zentraler Bestandteil des Fernpass-Pakets ist, das Investitionen von 500 Millionen Euro in die Verkehrssicherheit vorsieht. Dieses Paket umfasst neben dem Fernpasstunnel auch den Ausbau des Lermooser Tunnels. Der Fernpass werde keine Autobahn, sondern bleibe ein Alpenpass, so der Landeshauptmann-Stellvertreter. Damit beruhigt Geisler vor allem die Anwohner. Das neue Verkehrsgutachten unterstreicht das.
Klaus Schlosser, Zivilingenieur für Bauwesen, der das Gutachten durchführte, fasst die Ergebnisse so zusammen: "Um auch in Zukunft die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Verkehrs aufrechtzuhalten, ist es notwendig, das bestehende Fahrverbot für Lastkraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 7,5 Tonnen auf der B179 Fernpass-Straße beizubehalten.
Lkw-Fahrverbot hat Folgen für Bayern
Das bestehende 7,5-Tonnen-Fahrverbot für Lkw auf der Fernpassstrecke zwingt den Schwerverkehr, alternative Routen zu nutzen, was zu längeren Fahrzeiten und erhöhten Kosten führt. Eine häufig genutzte Ausweichstrecke führt über Rosenheim und Kufstein zur Inntalautobahn und dann auf die Brennerautobahn. Diese Route ist jedoch auch bereits stark frequentiert, und zusätzliche Lkw könnten die Verkehrsbelastung weiter erhöhen.
Sabine Lehmann, Geschäftsführerin des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS), äußerte Sorgen hinsichtlich der begrenzten Kapazitäten der alternativen Übergänge im Alpenraum.
Der Fernpasstunnel wird 1,4 Kilometer lang sein und soll die B179 auf der Höhe des Fernpasses unterqueren um Höhenmeter und Kurven zu sparen.
Die Maut-Frage: Wer zahlt am Ende die Zeche?
Noch explosiver ist das Thema Maut: Tirol plant auf der Fernpassstrecke eine Gebühr zu erheben, um den Transitverkehr von der Brennerroute einzudämmen. Bei der Mauthöhe wird derzeit von 14 Euro pro Einzelfahrt ausgegangen. Für Vielfahrer soll es eine Jahreskarte geben – hier ist die Rede von 140 Euro.
Die genaue Mauthöhe soll aber noch einmal evaluiert werden, sagt Klaus Gspan. Er ist der Geschäftsführer der neu gegründeten Fernpassstraße GmbH. Die Mautgebühr soll ab 2029 gelten. Sie soll zur Finanzierung für Infrastrukturmaßnahmen in der Region verwendet werden.
Der Automobilclub ADAC kritisiert die Maut. Laut Alexander Kreipl, Leiter Verkehr Technik Umwelt beim ADAC Südbayern e.V., stellt die Maut eine zusätzliche finanzielle Belastung für Autofahrer da. Sie habe erhebliche Auswirkungen auf Berufspendler sowie auf den Tourismus. So könnte die Strecke über Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald und den Zirler Berg eine Mautausweichroute werden. Jedoch ist auch diese Strecke jetzt schon oft überlastet.
Die Strecke über Garmisch-Partenkirchen und Zirl könnte zu einer Mautausweichstrecke werden. Doch sie ist schon jetzt oft überlastet.
Bayern und Tirol: Zwei Nachbarn, zwei Welten
Die Fronten sind verhärtet: Tirol sieht den Tunnel und die Maut als Rettung – Bayern fürchtet eine neue Welle an Verkehr und Kosten. Die Diskussion um den Fernpass ist kein Einzelfall. Immer wieder gibt es Streit zwischen Bayern und Tirol um den Verkehr. Lkw-Blockabfertigungen, Fahrverbote für Mautflüchtlinge, drastische Maßnahmen gegen den Ausweichverkehr – Tirol macht immer wieder deutlich, dass es sich selbst entlasten will. Jedoch ist das Verkehrsstraßenrecht in Österreich auch ein anderes. Einschränkende Maßnahmen sind hingegen in Deutschland nur in Ausnahmefällen möglich. Das deutsche Straßenverkehrsrecht legt einen großen Wert auf freien Verkehr. So mancher in Grainau, Mittenwald oder Garmisch-Partenkirchen und Füssen würde sich ähnlich rigorose Maßnahmen auch in Bayern wünschen. Doch das ist derzeit nicht absehbar.
Die Folge die Bürger im Grenzbereich werden von noch mehr Stau und Durchgangsverkehr bedrängt. Und der Fernpass bleibt, was er schon immer war: Ein Nadelöhr, das Nerven, Zeit und bald vielleicht auch noch zusätzliches Geld kostet.
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