Hagop Shanakian schaut sich einen silbernen Ring durch eine Lupe an.
Bildrechte: BR/Carolin Hasenauer
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Hagop Shanakian in seinem Element: Er ist Edelsteinfasser in Würzburg.

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Fette Klunker: Wie der Diamant in den Ring kommt

Fette Klunker: Wie der Diamant in den Ring kommt

Kein Karat ist für Hagop Shanakian zu viel. Der 34-Jährige ist Edelsteinfasser - ein seltener Beruf. Gelernt hat der gebürtige Libanese sein Handwerk mit Aufträgen weltweit. Mittlerweile fasst er auch immer mehr synthetische Edelsteine.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Vorsichtig setzt Hagop Shanakian einen kleinen Diamanten mit einer speziellen Pinzette in den silbernen Ring. Das ist Millimeterarbeit. Er arbeitet deshalb mit einem Mikroskop. Der 34-Jährige ist Edelsteinfasser bei einem Juwelier in Würzburg. Obwohl der Diamant eins der härtesten Materialien ist, kann er brechen. Dank vieler Jahre Erfahrung sieht und spürt Shanakian, dass der Diamant noch nicht hundertprozentig in die Fassung passt. "Ich muss ihn nochmal rausholen und die Fassung nachfräsen."

125.000 Euro für einen Diamanten

Schon seit mehr als 15 Jahren verziert er Ringe, Ketten und Ohrringe mit Diamanten, Rubinen, Saphiren, Opalen oder Smaragden. Dafür war er schon in vielen Ländern unterwegs – an seinen teuersten Auftrag kann er sich noch gut erinnern: "Einmal habe ich in Australien einen Flawless Diamanten gefasst. Der war, glaube ich, 125.000 Dollar wert." So teure Edelsteine sind zum Glück meist versichert.

Der Diamant, den er heute in den silbernen Verlobungsring setzt, ist etwa 300 Euro wert, trotzdem ist gebürtige Libanese sehr, sehr vorsichtig. Mit seinem speziellen Werkzeug, das fast aussieht wie das beim Zahnarzt, fräst und schleift er die Fassung im Ring nochmal nach. Die muss hundertprozentig passen - sonst wackelt oder bricht der Diamant im schlimmsten Fall.

Nur wenige Azubis jedes Jahr

Edelsteinfasser ist in Deutschland ein seltener Beruf. Etwa fünf Azubis gibt es pro Jahr – zum Vergleich: Hagop Shanakians Kolleginnen und Kollegen sind Goldschmiedinnen und -schmiede. Dazu beginnen laut Bundesinstitut für Berufsbildung jährlich rund 200 Personen die Ausbildung. Umso glücklicher ist sein Chef Maximilian Süßenguth, den Experten zu haben: "Es hat mit Hagop perfekt gepasst. Weil so gibt man uns quasi das Material, Gold, Platin, die Edelsteine - und dann machen wir das Schmuckstück hier vor Ort fertig." Denn bis der 34-Jährige da war, musste der Juwelier jedes Schmuckstück mit Edelstein in eine Werkstatt in Baden-Württemberg schicken.

Synthetische Diamanten liegen im Trend

Nach wie vor geben die allermeisten Kundinnen und Kunden Schmuck mit echten Edelsteinen in Auftrag. Doch die Nachfrage nach synthetischen Diamanten steige, sagt Maximilian Süßenguth. Auch auf Bundesebene wird das Thema wichtiger. Synthetische Edelsteine haben dieselben chemischen und physikalischen Eigenschaften wie natürlich gewachsene Edelsteine - sie sind aber nur einen Bruchteil davon wert, erklärt Guido Grohmann, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Schmuck und Uhren. Für den Würzburger Juwelier Süßenguth eine Erklärung für die verhältnismäßig geringe Nachfrage: "Synthetische Edelsteine verlieren schnell an Wert, weil man die ja unendlich vervielfältigen kann. Das passiert mit den echten nie."

Edelsteinfasser sorgt für "shiny" Momente

Hinter seinem Mikroskop checkt Hagop Shanakian, wie der Diamant in der Fassung sitzt. Er drückt die vier Ärmchen fest, die den Stein ringsherum festhalten, knipst sie auf die richtige Länge und schleift sie rund. Sein Goldschmied-Kollege poliert das Schmuckstück bis es "nice and shiny" ist, wie der 34-Jährige sagt. Etwa eine halbe Stunde hat der gebürtige Libanese für den Verlobungsring gebraucht. Arbeit mit Herz – für ihn und die Beschenkten.

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