Elektronische Patientenakte auf einem Monitor
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Die elektronische Patientenakte soll vieles vereinfachen. Der letzte Testlauf dafür startet in Franken.

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Finaler Test für elektronische Patientenakte läuft in Franken

Finaler Test für elektronische Patientenakte läuft in Franken

Mitte Februar 2025 soll in Deutschland die elektronische Patientenakte eingeführt werden. Bis zu 74 Millionen gesetzlich Krankenversicherte sollen dann eine digitale Akte bekommen. Der letzte Testlauf dafür startet in Franken.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die elektronische Patientenakte soll vieles vereinfachen: Keine Zettelwirtschaft mehr beim Gang zum Arzt. Wird ein Patient zu einer anderen Praxis oder ins Krankenhaus überwiesen, soll er keine Überweisung, Befunde, Röntgenbilder, Medikationspläne oder andere ärztliche Dokumente mehr mitbringen müssen. Denn es ist alles digital in der elektronischen Patientenakte hinterlegt. Dafür stellen Ärztinnen und Ärzte die Daten nach jeder Untersuchung mithilfe ihrer Praxis-Software in die elektronische Patientenakte, kurz ePA, ein.

"Wir wollen vor allem die Nutzung und den Austausch von Gesundheitsdaten verbessern und damit auch die Gesundheitsversorgung gezielt unterstützen", sagt Tim Bremer von der nationalen Plattform für digitale Dienste im Gesundheitswesen, der Gematik GmbH. Zurzeit ist ein Team von Gematik im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums unterwegs, um mit einem Infomobil in Deutschlands Fußgängerzonen über den bundesweiten Start der ePA ab Mitte Februar 2025 zu informieren. (Externer Link) Vor kurzem machte das Infomobil in Nürnberg Station.

Letzte Testphase für elektronische Patientenaktie in Franken

Vier Wochen vor dem offiziellen Start der ePA soll das Jahre lang vorbereitete Digitalprojekt in eine letzte Testphase gehen. Der Startschuss dafür fällt am 15. Januar 2025 in zwei Regionen Deutschlands: In der Stadt Hamburg mit Umland und in Franken. In Franken stehen vor allem die digitalen Abläufe, die Nutzung der Software in Praxen, Krankenhäusern und Apotheken im Fokus, sagt Bremer im Gespräch mit BR24.

In der ePA-Modellregion Franken haben die Wissenstransfer-Gesellschaft "Bayern innovativ" und das "Medical Valley" in Erlangen die Fäden in der Hand. Die beiden Organisationen nutzen für den ePA-Test ein Netzwerk. Zu diesem gehören einzelne Krankenhäuser, Arztpraxen und Apotheken in der Region. Unter anderem aber auch einige Rettungsdienste, Hebammen und Pflegeeinrichtungen.

Sie alle nutzen ihre jeweils eigene Verwaltungssoftware, die ab Mitte Januar 2025 den Test bestehen muss, dass sie mit der ePA kompatibel ist. Deshalb seien auch Telematik- und Softwarefirmen in den Test eingebunden, um schnell auf eventuelle Schwierigkeiten reagieren zu können, erklärt Bremer.

Härtetest für Arztpraxen

Für die beteiligten Ärztinnen und Ärzte in der Modellregion Franken wird es ein Härtetest, meint Nicolas Kahl. Er ist Hausarzt im Nürnberger Stadtteil Fischbach und nennt die Testphase "schon ein bisschen so eine Run-into-Phase". Er sei gespannt, wie es wird, wenn die ePA auf die Praxis trifft. Es komme dabei auf mehr an, als nur die reine Funktionalität.

Die Ärzte in den Praxen seien "sehr gespannt darauf, wie gut da die Geschwindigkeiten sein werden, in denen dokumentiert werden kann", sagt Kahl. Das gelte gerade in den Wintermonaten Januar und Februar, in denen die Ärzte es üblicherweise mit hohen Infektionswellen zu tun haben.

Ärzte erhoffen sich Vorteile

Grundsätzlich betrachtet Hausarzt Nicolas Kahl die elektronische Patientenakte als "sinnvolle Sache". Er erwartet sich von ihr mehr Vorteile für die Diagnostik und Behandlung der Patienten. Wenn die ePA funktioniert, stelle sie "einen guten Informationsfluss" sicher, "sodass uns keine Informationen verlorengehen und wir auch die Therapiesicherheit verbessern können."

Gerade für Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen oder Allergien bringe die ePA Vorteile. Ebenso, wenn Menschen verschiedene Medikamente nehmen müssen oder sie häufig zwischen verschieden Praxen oder zwischen Praxis und Krankenhaus wechseln.

Außerdem bekämen Patienten mit einer Smartphone-App ihrer Krankenkasse die Möglichkeit, ihre ePa einzusehen, die Zugriffsrechte zu verwalten und selbst wichtige Dokumente in ihre ePA hochzuladen, erklärt Tim Bremer von Gematik. Die App wird jedoch in der Probephase in Franken nicht getestet.

Keine hundertprozentige Sicherheit beim Datenschutz

Dafür aber die Datensicherheit der elektronischen Patientenakte. Die Daten liegen auf gesicherten Servern in Deutschland, sagt Bremer, räumt aber ein: "Eine hundertprozentige Sicherheit (...) gibt es in der digitalen Zeit nicht, aber auch der analoge Weg hat seine Sicherheitsrisiken. Von daher sind wir da nicht schlechter gestellt als vorher auch." Und wer nicht wolle, dass für ihn oder sie eine ePA angelegt wird, könne vor der allgemeinen Einführung noch bei seiner Krankenkasse widersprechen.

Gematik-Mann Bremer, dessen Unternehmen vom Bundesgesundheitsministerium mit der Realisierung der ePA beauftragt ist, geht davon aus, dass zum Ende der Testphase Mitte Februar für alle gesetzlich Krankenversicherten eine ePA angelegt sein wird.

Auch rechnet er damit, dass "die großen Software-Hersteller die Praxen, Kliniken und Apotheken entsprechend versorgt haben mit Updates." Sollten während der Testphase größere Probleme auftreten, "dann werden wir mit Sicherheit prüfen, ob diese Testphase auch verlängert wird."

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