Die Situation am Münchner Hauptbahnhof spitzte sich in der Nacht zum Mittwoch zu. Denn innerhalb kurzer Zeit hatten sich so viele Flüchtlinge am Infopoint gemeldet, dass es keine freien Plätze mehr in den nahen Notunterkünften gab. Das Luisengymnasium, das ehemalige Restaurant "Osteria" und das Begegnungszentrum "D3" waren voll. Deshalb mussten Geflüchtete in der Bahnhofshalle auf dem Boden schlafen.
"Absolut menschenunwürdig"
Es sei eine Situation gewesen, wie sie an einem deutschen Bahnhof nicht sein sollte, bestätigte eine Helferin dem Bayerischen Rundfunk. Es fehle an allem – vom Strom über Toiletten bis zur Schlafgelegenheit, kritisierte darauf Fabian Mehring, der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler im bayerischen Landtag. Die Stadt München bleibe "leider weit hinter dem Organisationsgrad anderer Städte" zurück. Die FDP-Abgeordnete Julika Sandt schrieb bei Twitter: "Das ist absolut menschenunwürdig!".
500 zusätzliche Betten
Am Mittwochnachmittag fand dann eine Begehung am Hauptbahnhof statt – mit Vertretern der Caritas, der Bahnhofsmission, der Bahn und der Bundespolizei. Für Mittwochabend wurden anschließend 500 zusätzliche Betten und ein Shuttle in Aussicht gestellt, wie Bettina Spahn von der Bahnhofsmission berichtet. Wo die Betten aufgestellt werden, stand zunächst noch nicht fest.
"Darf sich nicht wiederholen"
Dass Menschen auf dem Boden der Bahnhofshalle schlafen müssen, "darf sich nicht wiederholen", betonte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). Allerdings sei es oft leider kaum kalkulierbar, mit wie vielen Flüchtlingen man nachts noch rechnen müsse. Zumal sie nicht nur mit Zügen, sondern auch mit Autos und privat organisierten Kleinbussen zum Hauptbahnhof kämen.
Oberbürgermeister gelobt Besserung
Jetzt soll eine "Meldekette" eingerichtet werden, über die Bundespolizei und Bahn die Stadt laufend über die Anzahl ankommender Personen informieren. Die Ausschilderung an den Gleisen zum Info-Point der Caritas, der mittlerweile rund um die Uhr besetzt ist, soll optimiert werden. Am Info-Point werden städtische Mitarbeitende die Caritas bei der Betreuung und Weiterleitung der ankommenden Menschen unterstützen, wie der OB weiter ankündigte. Auch sollen Shuttlebusse vom Bahnhof zu den Notunterkünften fahren und ein professionelles Catering organisiert werden.
- Zum Artikel "Geflüchtete aus der Ukraine: Was gilt für wen?"
Caritas fordert 2.000 zusätzliche Betten
Es seien aber auch mehr staatliche Unterkünfte nötig, fordert die Caritas. "Zeitnah brauchen wir mindestens 2.000 zusätzliche Betten und Transportmöglichkeiten wie Shuttlebusse für die Menschen dorthin", betont Vorständin Gabriele Stark-Angermeier: "Unseres Erachtens könnten Messehallen angemietet und nun auch der Katastrophenschutz eingeschaltet werden."
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