Eine Flüchtlingsunterkunft in Herzogenaurach. Hier leben rund 50 Geflüchtete verschiedener Herkunft. Auch wenn einige schon länger da sind, brauchen sie intensive Betreuung – beim Übersetzen von Dokumenten, bei Behördenangelegenheiten oder bei der Suche nach einer Arbeitsstelle oder einer eigenen Wohnung.
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Mehr Arbeit, aber nicht mehr Helfer
Seit 2015 arbeiten die Ehrenamtlichen in Herzogenaurach (Lkr. Erlangen-Höchstadt) teils an sieben Tage in der Woche. Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die Lage nochmal verschärft. "Es wird immer mehr Arbeit", berichtet Konrad Eitel von der Flüchtlingshilfe Herzogenaurach, "und die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer werden nicht unbedingt mehr." Mehr hingegen werden die Aufgaben, die von den Freiwilligen übernommen werden, obwohl sie eigentlich von den Behörden geleistet werden müssten.
Ehrenamtliche und Kommunen am Limit
In Herzogenaurach fühlen sich viele Ehrenamtliche am Limit – und nicht nur dort. Ähnliches berichten Helferkreise auch aus anderen Orten Bayerns. Auch die Kommunen haben immer mehr zu tun. Sie müssen für eine angemessene Unterbringung der Geflüchteten sorgen, und das bei der nach wie vor angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt. In Fürth kamen Helfer und Vertreter der Politik zu einem Krisentreffen zusammen und waren sich einig: Es fehlt in allen Bereichen an Ressourcen.
Appell: "Vergelt's Gott" reicht nicht
"Ich komme mir vor wie ein Wirt, wo viele Gäste da sind und einer schreit Freibier, meistens Bund oder Land", sagt der Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU). "Und dann sind wir Kommunen die Wirte, die das irgendwie hinbekommen." Aus Sicht des Fürther SPD-Landtagsabgeordneten Horst Arnold ist mehr Unterstützung durch die bayerische Staatsregierung dringend notwendig. So müsse etwa die ehrenamtliche Beratung massiv aufgestockt werden. "Die Beratung ist ja zwingend notwendig für die Integration", meint Arnold. Die Helfer vor Ort bräuchten Personal, Ressourcen und Planungssicherheit – ein "Vergelt's Gott" reiche nicht.
Ehrenamtliche kämpfen mit Bürokratie
Planungssicherheit und weniger Bürokratie wünschen sie sich auch in Herzogenaurach. Den Ehrenamtlichen würden bei ihrer Arbeit häufig Steine in den Weg gelegt, berichtet Helfer Konrad Eitel, mit den Behörden stehe man teilweise in einem regelrechten Kampf, weil die Bürokratie immer mehr zunehme. Es müsse möglich sein, dass sich Ehrenamtliche auch einmal für eine Weile zurückziehen, "damit man sich nicht aufarbeitet und selber mit den Kräften am Ende ist."
Für ihre eigentliche Arbeit mit den Menschen bleibe viel zu oft zu wenig Zeit. Die Helferinnen und Helfer wünschen sich, dass die Politik viel öfter als bisher schnelle, mutige und unbürokratische Entscheidungen fällt.
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