Keine Passagiere, annullierte Flüge, kaum Mitarbeiter: Streiktag am Flughafen München.
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Keine Passagiere, annullierte Flüge, kaum Mitarbeiter: Streiktag am Flughafen München.

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Warnstreik am Flughafen München: "Es startet und landet nichts"

Der umfassende Verkehrswarnstreik in Deutschland startete am Münchner Flughafen bereits am Sonntag. Heute fallen fast 800 Flüge aus. Flughafen-Chef Lammers hält den Streik für "überzogen und völlig unverhältnismäßig".

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Sonntagvormittag am .

Ein beispielloser Verkehrsstreik bremst heute Deutschland aus. Am Flughafen München ging es aber am Sonntag schon los. Heute fallen alle 785 geplanten Flüge aus. "Es startet und landet nichts. Es ist fast ein bisschen gespenstisch", sagte eine Sprecherin der Flughafen München Verkehrsleitung. Mittags zogen Streikende durch die Terminals. Um 12 Uhr fand eine Kundgebung im MAC-Forum statt. 

Warnstreik: Terminals am Flughafen München menschenleer

Am Flughafen München haben Mitarbeitende von Gepäckabfertigung und Sicherheitsdiensten die Arbeit niedergelegt. Am Montagvormittag sind die Terminals beinahe menschenleer. Nur einzelne Mitarbeitende sind anwesend. "So wie das hier aussieht, so leer – man kommt sich vor wie in einer Zombie-Apokalypse. Also man denkt jetzt gleich passiert hier irgendwas, weil hier so gar nichts los ist", schildert ein Reisender seine Eindrücke. Auf den Anzeigentafeln werden ausschließlich Annullierungen angezeigt. Die Läden und die gastronomischen Einrichtungen sind größtenteils geschlossen.

Mitarbeitende von Gepäckabfertigung und Sicherheitsdiensten legten die Arbeit nieder. Um 12 Uhr fand eine Kundgebung der Streikenden statt.
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Mitarbeitende von Gepäckabfertigung und Sicherheitsdiensten legten die Arbeit nieder. Um 12 Uhr fand eine Kundgebung der Streikenden statt.

Viele Fluggäste wurden von ihren Gesellschaften im Vorfeld über den Streik informiert und auf andere Flüge und Bahnfahrten umgebucht. Die Passagiere, die trotz des Streiks am Flughafen München anzutreffen sind, sind meist internationale Reisende, die nichts vom Streik wussten oder zu spät davon erfuhren. Genau für diese "Gestrandeten" haben einige kleine Supermärkte und Bäckereien geöffnet. Sie versorgen aber auch Flughafenpersonal, das nicht streikt. Größtenteils sind Läden und gastronomischen Einrichtungen am Flughafen geschlossen.

Passagiere weichen zum Teil auf Flughafen Memmingen aus

Andere Fluggesellschaften wichen auf kleinere Flughäfen aus, die nicht bestreikt werden: "Wir wollten eigentlich in den Urlaub fliegen von München aus. Unsere Fluggesellschaft war so freundlich, uns hier abzuholen und nach Memmingen zu bringen. Denn in Memmingen wird nicht gestreikt. Das freut uns natürlich sehr" berichtet eine Reisende, die gemeinsam mit einer kleinen Gruppe heute in die Türkei fliegt. Auch der Flughafen Ingolstadt-Manching ist in Betrieb.

Dass die Mitarbeitenden am Flughafen München gleich zwei Tage streiken, habe mit der speziellen Situation von Beschäftigten in der Luftfahrbranche zu tun, sagt Manuela Dietz von Verdi Bayern am Sonntag: "Wir brauchen dringend fairere Löhne, damit wir wieder mehr Personen für die Arbeit am Flughafen begeistern können."

200.000 Flugpassagiere vom Streik betroffen

Alleine am Sonntag beteiligten sich etwa 500 Mitarbeitende an dem Streik, schätzt Dietz. Darum finde faktisch kein regulärer Passagier- oder Frachtverkehr statt. Gestern waren über 700 Verbindungen von dem Streik betroffen, heute wären sogar an die 800 Flüge geplant gewesen. Aber die Maschinen bleiben alle am Boden. Lediglich am frühen Morgen ist ein Ambulanzflugzeug gelandet. Die Passagiere, die trotz des Streiks am Flughafen München anzutreffen sind, sind meist internationale Reisende, die nichts vom Streik wussten oder zu spät davon erfuhren.

Insgesamt könnten rund 200.000 Passagiere von dem zweitägigen Streik betroffen sein, teilt der Flughafen München in einer Pressemitteilung mit. Lufthansa antwortete auf die Anfrage des BR, man habe die Fahrgäste informiert und biete Umbuchungen an.

Streik am Flughafen München: Kein Chaos am Sonntag

"Es ist sehr ruhig hier", sagte eine Flughafen-Sprecherin. Da es am Münchner Flughafen auch keinen Transitverkehr gibt, habe man bislang auch keine Feldbetten für gestrandete Passagiere aufstellen müssen. Einige Passagiere, die trotz des Streiks an den Airport gekommen sind, werden mit Bussen zu Flughäfen in der Nähe gebracht, die nicht bestreikt werden. So konnten etwa Reisende mit Ziel Antalya gegen Mittag mit einem Bus an den Flughafen Stuttgart fahren und von dort eine Maschine in die Türkei nehmen. Auch der Flughafen Memmingen hält den Flugverkehr noch aufrecht und ist Anlaufziel für einige gestrandete Passagiere aus München.

Eine technische Panne sorgte nach Flughafen-Angaben nach bereits am Samstagabend für Annullierungen an Deutschlands zweitgrößtem Flughafen. Aufgrund eines Software-Ausfalls seien rund 40 Flüge gestrichen worden, sagte die Sprecherin. Darüber hinaus habe es zahlreiche Verspätungen gegeben. Das Problem sei noch am Abend behoben worden.

Flughafen-Chef übt heftige Kritik

Flughafen-Chef Jost Lammers sagte, die von Verdi angekündigte Arbeitsniederlegung stelle eine "beispiellose Eskalation dar und ist überzogen und völlig unverhältnismäßig". Das Drehkreuz München mit internationalen und interkontinentalen Verbindungen "wird praktisch stillgelegt. Damit entsteht ein immenser wirtschaftlicher Schaden, ganz abgesehen vom Imageschaden für unseren Wirtschaftsstandort Deutschland", kritisierte er.

Heute wird neben dem Münchner auch der Nürnberger Flughafen bestreikt. In Memmingen wird dagegen auch am heutigen Montag normal geflogen, wie der dortige Airport betont.

Mit Informationen von dpa

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