In Bayern steigen die Energiekosten weiter an. Größere Städte versuchen, mit unterschiedlichen Methoden, ihren Strom- und Wärmeverbrauch zu reduzieren. München senkt die Temperaturen in den Freibädern und Traunstein schaltet ein Blockheizkraftwerk ab. Andere Städte arbeiten auch an Energiesparplänen, wollen aber – wie sie sagen – auf Maßnahmen mit Symbolcharakter verzichten.
In vielen Städten in Oberbayern wurde bereits auf die Gasknappheit reagiert. Fast alle prüfen, wo weitere Maßnahmen zum Energiesparen sinnvoll sind. Ein Überblick über die Pläne in einigen der großen Städte in Oberbayern.
Ölbrenner im Heizkraftwerk werden reaktiviert
In der Landeshauptstadt beobachte man die aktuelle Situation genau, teilt das Umweltreferat per Anfrage mit. Die Stadt stimmt sich immer wieder mit den Stadtwerken ab, um angepasst an die jeweilige Lage schnell handeln zu können. Erst im Juni hatten die Stadtwerke beschlossen, aufgrund der Senkung der Gaslieferung durch Nord Stream 1 jede Möglichkeit zum Energiesparen zu nutzen – so wurde die Mindesttemperatur in den Münchner Freibädern und den Warmwasser-Außenbecken der Hallenbäder abgesenkt.
Schon vor der Gaskrise hatten die Stadtwerke München das Ziel, bis 2025 so viel Ökostrom in eigenen Anlagen zu produzieren, wie ganz München verbraucht. Angesichts der aktuellen Situation wurden nun aber eigentlich schon stillgelegte Ölbrenner in Heizwerken reaktiviert. Zudem haben die Stadtwerke die geplante Umstellung des Kohleblocks im Heizkraftwerk Nord auf Erdgas zeitlich verschoben, zumindest für die nächste Heizperiode. "Der Block ist sehr leistungsfähig und könnte mehr Wärme und Strom erzeugen als in den vergangenen Jahren", sagte die Pressesprecherin des Umweltreferats, Gesine Beste. Wo es möglich ist, versuchen die Stadtwerke bei der Strom- und Fernwärmeerzeugung Ersatzbrennstoffe einzusetzen und auf Gas zu verzichten.
München beleuchtet bereits seit 2019 weniger
Auch bei Beleuchtung spart München schon seit einigen Jahren Energie ein: Zu verkehrsschwachen Zeiten bleibt etwa die Hälfte aller Ampeln ausgeschaltet. Öffentliche Gebäude, Brunnen und Denkmäler werden seit 2019 nur noch bis 23 Uhr statt wie vorher bis 0.30 Uhr angestrahlt. Hauptstraßen sind in München bereits seit Jahren ab 22 Uhr weniger beleuchtet. Im vergangenen Jahr hat die Stadt damit begonnen, die Straßenbeleuchtung auf die energieeffizientere LED-Technik umzurüsten.
Das Umweltreferat weist darauf hin, dass bereits in der Vergangenheit der Wärmeverbrauch in städtischen Häusern durch bauliche, technische und betriebliche Maßnahmen um 29 Prozent reduziert worden sei.
Ingolstadt: OB setzt "Stab für außergewöhnliche Ereignisse" ein
In Ingolstadt hat Oberbürgermeister Christian Scharpf einen "Stab für außergewöhnliche Ereignisse" einberufen. Das Gremium setzt sich seit dem 7. Juli mit möglichen Maßnahmen zur Energieversorgung in Ingolstadt auseinander und hat bereits Maßnahmen beschlossen. So soll die nächtliche Beleuchtung öffentlicher Gebäude ausgeschaltet bleiben. Dies betrifft städtische Gebäude wie die Rathäuser, den Pfeifturm oder das Kreuztor, aber auch zum Beispiel mehrere Kirchen und das Neue Schloss. Städtische Brunnen sollen hingegen – anders als etwa in Augsburg – weiterhin laufen, da sie in den Sommermonaten eine kühlende Funktion haben. Überlegt wird, sie früher als sonst im Herbst einzuwintern und so Energie zu sparen.
Klimaanlagen sollen weniger kühlen
Die Straßenbeleuchtung in Ingolstadt wird derzeit nicht reduziert, aber der laufende Umbau auf dimmbare LED soll verstärkt fortgesetzt werden. Diese Maßnahmen laufen seit 2019, seither konnten bereits rund 25 Prozent Energie eingespart werden. Eine zusätzliche Abschaltung von Ampeln im Stadtgebiet ist nicht geplant, da in Ingolstadt bereits 85 Prozent aller Ampeln nachts abgeschaltet werden. Die nur vereinzelt vorhandenen Klimaanlagen in städtischen Gebäuden sollen in den Sommermonaten weniger stark kühlen.
In den Wintermonaten soll die Heiztemperatur in den Räumen der Verwaltung und der Schulen auf 20 Grad begrenzt werden. Die Verwendung elektrischer Heizstrahler wird in städtischen Gebäuden grundsätzlich untersagt. Auch die Gebäudetechnik soll mittelfristig optimiert werden, z.B. mit Zirkulationspumpen für Warmwasser und Heizungstechnik.
Oberbürgermeister Scharf bezeichnete in einer Pressemitteilung die Bewältigung der Energieknappheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und richtete einen Appell an Industrie sowie Privathaushalte:
"Ich rufe alle dazu auf, bei der Energieeinsparung mitzumachen. Wenn die gesamte Gesellschaft mitmacht, werden wir die kommenden Monate gut überstehen." Ingolstadts OB Christian Scharpf
Traunstein schaltet Blockheizkraftwerk ab
Auch in Traunstein erarbeitet die Stadtverwaltung derzeit ein Konzept zum Einsparen von Energie. Es soll an die seit Jahren bestehenden Klimaschutzmaßnahmen anschließen. Mit einer ersten Maßnahme reagierte Traunstein Anfang Juli auf die Energiekrise: Das Blockheizkraftwerk im Erlebnis-Warmbad Traunstein wurde abgeschaltet.
Garmisch-Partenkirchen versorgt sich zu 50 Prozent selbst
Die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen bauen seit 2005 ihre erneuerbare Energiegewinnung aus. Ziel ist es, eine größtmögliche, ökologische Autarkie zu erreichen. Die Eigenerzeugung der Gemeinde liegt bei über 50 Prozent. "Das nützt aber wenig, wenn die Bundespolitik die Versorgungssicherheit nicht nur bei Gas, sondern auch bei Strom durch einseitige Abhängigkeiten verschlechtert", warnt Wodan Lichtmeß, Vorstand der Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen. In den vergangenen Jahren haben die Gemeindewerke vorausschauend mehrere Notstromaggregate im Megawattbereich beschafft, um die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung zu sichern, betont er.
Rosenheim setzt auf Fernwärme
"Würden wir einfach die Ampeln ausschalten, könnte man das als Augenwischerei wahrnehmen. Denn bei uns wird ja nicht der Strom, sondern das Gas knapp", meint Christian Baab, Medienreferent der Stadt Rosenheim. Daher konzentriert sich Rosenheim auf die Einsparung von Gas. Fast alle öffentlichen Gebäude werden mit Fernwärme versorgt. Diese wiederum wird durch das Müllheizkraftwerk und durch Gas erzeugt. Das Gas, so Baab, könne aber leicht durch Öl ersetzt werden. Das Rosenheimer Stromnetz wird zu mehr als 60 Prozent mit erneuerbaren Energien gespeist, der Gasanteil ist also gering.
Auf Rosenheims Straßen leuchten seit einigen Jahren LED-Leuchten, zudem wird die Straßenbeleuchtung gedimmt. Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März möchte Energiesparpotentiale nutzen, dabei aber nicht die Bürger einschränken. Deshalb sollen öffentliche Gebäude und Einrichtung, wie etwa das Eisstadion, ihre Betriebszeiten nicht verkürzen. "Es gilt zu prüfen, ob eine Maßnahme lediglich Symbolcharakter hat, oder ob sie tatsächlich und effizient Energie spart“, so März.
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