Zwei Frauen lachen umgeben von Pferden in die Kamera.
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Sigrun Kleber (r.) hat die Pferdefreunde Birnbaum gegründet. Emma Rückel (l.) hilft ihr ehrenamtlich.

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Fränkischer Verein rettet Fohlen vor dem Schlachter

Fränkischer Verein rettet Fohlen vor dem Schlachter

Etlichen Hengstfohlen droht dasselbe Schicksal: Nur wenige Monate nach ihrer Geburt endet ihr kurzes Leben im Schlachthof. Pferdefreundin Sigrun Kleber hat vor 30 Jahren einen Verein gegründet und rettet mit diesem bis heute Tierleben.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Mit großen Augen blickt Gauner in Richtung Freilauf. Das schwarze Hengstfohlen kaut genüsslich Heu, durch die Kälte dampft es warm rund um seine Nüstern. Draußen lockt Sigrun Kleber ihre Schützlinge ins Freie. Der ein dreiviertel Jahr alte Kaltbluthengst Gauner ist ihr aktueller Liebling der acht zuletzt geretteten Fohlen. "Das sind alles Noriker-Fohlen. Die haben wir auf Auktionen in Ossiach in Kärnten und in Gmund gerettet", erzählt sie und streicht kräftig über Gauners Hals.

Fahrt im "guten oder schlechten Lkw"

Das Schicksal von Gauner steht stellvertretend für das von vielen jungen Kaltblütern: Während die Züchter sich über Stuten freuen, können sie mit den vielen Hengstfohlen nichts anfangen. Auf Auktionen werden die Tiere verkauft. Wenn ein Fohlen keinen Abnehmer findet, bietet nur der Schlachter mit. "Da entscheidet sich, ob das Fohlen in den guten – also unseren Lkw – steigt oder in den schlechten", so Kleber.

Schlachtung in Italien

Der "schlechte Lkw" bringt die Kaltblüter zum Schlachten nach Italien. Im Vergleich zu Warmblüter-Pferden seien Kaltblüter wie die Noriker verhältnismäßig günstig. Zudem brächten sie mehr Gewicht und damit auch mehr Fleisch auf die Waage, so Kleber. Das Pferdefleisch wird zum Verzehr weiterverarbeitet oder auch für die Tierfutterproduktion verwendet.

Fohlen Jolly und Jurik sind "Stammväter"

Begonnen hat alles vor gut 30 Jahren mit einer Auktion in Franken. Als Pferdefan war Sigrun Kleber damals interessehalber vor Ort. Damals ersteigerte Kleber ein Fohlen namens Jolly. Beim Bezahlen habe sie dann gehört, "dass das graue Fohlen da hinten zum Schlachten geht. Und dann haben wir ihn mit Hilfe des Zuchtverbandes rauskaufen können." Jolly und Jurik wurden so die "Stammväter". Seitdem setzt sie sich Sigrun Kleber für Fohlen ein.

Bis zu 1.550 Euro Kaufpreis pro Fohlen

Kurzerhand gründete Kleber mit anderen Tierfreunden den Verein "Pferdefreunde Birnbaum". Seitdem kauft der Verein – finanziert durch Spendengelder und Mitgliedsbeiträge – Fohlen auf Auktionen frei. Bis zu 1.550 Euro bietet Kleber pro Pferd mit. Oft kauft der Verein Tiere für fünfstellige Summen. Bei der letzten Auktion hat das Geld für acht Fohlen gereicht. "Ich vermeide immer, zuzusehen, wie sie dann verladen werden – welche Fohlen dann nach Italien runtergehen", sagt Kleber.

Weitervermittlung der Fohlen als Reitpferde

Es sei schade, dass man nicht alle retten könne, sagt auch die 15 Jahre alte Emma Rückel. Sie hilft auf dem Birnbaum Hof mit seit sie elf Jahre alt ist. "Vielleicht gibt es ja noch mehr nette Leute, die das machen und Fohlen aufnehmen. Denn die können ja nichts dafür. " Heute putzt sie Moritz. Der genießt die Zuwendung sichtlich.

Die Fohlen finden in Birnbaum ein vorübergehendes Zuhause. Denn Sigrun Kleber vermittelt die Pferde weiter, sie sollen ihrer "Bestimmung" als Reit- oder Kutschpferd nachgehen. In Deutschland sind die Noriker beliebt, sie sind gutmütige und zuverlässige Reitpferde. "Wir vermitteln sie oft an Frauen, die für ihre Männer ein liebes Pferd zum Ausreiten suchen", lacht Kleber.

Pferderettung ist Lebensaufgabe

Sie ist dankbar für all die Unterstützer, ohne die die Rettungen finanziell nicht möglich wären. Privatleute strecken Hunderte, teilweise Tausende Euro vor, um die Fohlen zu ersteigern. Sie bekommen ihren "Einsatz" zurück, sobald die Tiere vermittelt sind.

Meist könne man den "Jahrgang", wie Kleber sagt, innerhalb eines Jahres vermitteln. Einen Gewinn gibt es nicht, denn in der Zwischenzeit entstehen natürlich Kosten: Transport, Futter, Tierarzt- und Schmiedbesuche. Aber: "Der Einsatz lohnt sich", sagt Sigrun Kleber. "Ich werde es bis an mein Lebensende machen, denn das ist einfach mein Lebensinhalt."

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