Tanja Rogler und ihr Pferd auf ihrer Wanderung.
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Pferdewanderung: 300 Kilometer auf sechs Beinen durch Bayern.

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Pferdewanderung: 300 Kilometer auf sechs Beinen durch Bayern

Tanja Rogler arbeitet beruflich mit Pferden, kürzlich hat sie sich ein neues gekauft. Für die Übergabe sollte das Tier in einen Transporter - daraus wurde nichts. Stattdessen begann eine lange Reise zu Fuß und auf vier Hufen ins Fichtelgebirge.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Tanja Rogler und ihr neues Pferd sind unzertrennbar. Insgesamt 15 Tage sind die beiden durch die Wälder gewandert. Im niederbayerischen Künzing bei Deggendorf hat alles angefangen, dort wollte Tanja ihre Joy bei deren ehemaligen Besitzerin abholen. Doch der Transport mit einem Anhänger erwies sich als schlechte Idee. "Sie hat im Hänger Todespanik gekriegt und hätte sich schwer verletzt oder den Hänger kaputtgemacht", sagt Rogler im Rückblick über die spanische Stute.

Mit dem Pferd von Niederbayern nach Oberfranken

Die Optionen waren überschaubar: Man hätte dem Tier eine leichte Narkose geben können, damit das Pferd keine Panik mehr hat. Aber: "Das hat nicht zu meiner inneren Einstellung gepasst", sagt Rogler. Und weil Joy es noch nicht gewohnt ist, dass jemand auf ihr reitet, gab es für ihre neue Besitzerin nur eine Möglichkeit: wandern – rund 300 Kilometer bis nach Hause in den Landkreis Wunsiedel.

"Man konnte nie voraussehen, was kommt. Es waren so krasse Wege", erzählt Rogler. Sie hätten beispielsweise vor Brücken gestanden, die unüberwindbar waren, weil sie für ein Pferd zu schmal gewesen waren. Über den Bayerischen Wald liefen die beiden bei Wind und Regen jeden Tag bis zu 30 Kilometer.

Währenddessen half vom oberfränkischen Zuhause aus die Familie bei der Streckenplanung und der Suche nach Übernachtungen: geschlafen wurde auf Reiterhöfen und in Sattelkammern. Als Notfall hatte Rogler zwar die Nummer eines Transportunternehmens. Doch das sei für sie keine Option gewesen. "Es war einfach zu spannend. Und zu schön. Klar waren wir an unseren Grenzen, die Füße taten unheimlich weh", sagt Rogler über die Tour mit zwischenzeitlichen Tagen Pause. Trotzdem ist sie glücklich, dass sie es gemacht hat, denn sie habe eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrem neuen Pferd aufgebaut. "Sowas schaffe ich zu Hause in fünf oder zehn Jahren Training nicht."

Unterwegs mit Engeln: "Wir sind oft bewahrt worden"

Für Tanja Rogler war die Wanderung eine Reise ins Ungewisse. Doch sie hat sich gelohnt. Sie habe unterwegs viel Hilfsbereitschaft erfahren, und: Sie habe einmal mehr erfahren, was der Glaube an Jesus für sie bedeutet. "Das Wetter hat uns immer wieder überrascht, wir sind so oft bewahrt worden. Mir sind Menschen begegnet, die mir Mut gemacht haben. Ich hatte immer wieder das Gefühl: Gott schickt seine Engel vorbei", sagt die 49-Jährige mit den roten schulterlangen Haaren, deren größtes Vorbild Pippi Langstrumpf ist.

Trotz eines Zwischenfalls mit einem Reh am letzten Tag sind Tanja Rogler und Joy gut zu Hause angekommen. Hier im Selber Gemeindeteil Spielberg soll die Stute künftig ihre Besitzerin unterstützen. "Ich arbeite schon immer mit den drei Pfeilern: Tiere, Natur und Kinder", sagt die ausgebildete Erzieherin und Schock- und Traumatherapeutin. Zusammen mit den Tieren versucht sie zum Beispiel, Stärken von verhaltensauffälligen Kindern zu fördern.

Tanja Rogler und ihre neues Pferd Joy vor der Dreifaltigkeitskirche Kappl bei Waldsassen
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Tanja Rogler und ihre neues Pferd Joy vor der Dreifaltigkeitskirche Kappl bei Waldsassen

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