Der Saal im Erdgeschoss des Hauses Eckstein mitten in der Nürnberger Altstadt ist voll: Rund 140 junge Menschen treffen sich hier zum Start ihres Freiwilligendienstes. "Ich finde es total aufregend", sagt die 18 Jahre alte Friederike aus Eggenfelden. "Das letzte Mal, dass ich mit so vielen jungen Menschen in einem Raum war, von denen ich keinen kannte, ist schon lange her." Sie absolviert ihren Freiwilligendienst bei der evangelischen Studierendengemeinde Regensburg.
Freiwillige mit und ohne Schulabschluss am Start
Neben Friederike sind hier 139 weitere Menschen, die freiwillig etwas Soziales tun möchten. Beim großen Willkommenstag im Haus Eckstein in Nürnberg kommen sie alle erstmals in der Geschichte der Freiwilligen Sozialen Dienste Nordbayern (FSD) zusammen. Die Zahl der Jugendlichen, die sich für Freiwilligendienste entscheiden, ist in den vergangenen Jahren recht stabil geblieben, sagt Fabian Meissner, der Fachbereichsleiter des FSD Nordbayern. "Mittlerweile sind wir viel diverser, wir haben alle Schulabschlüsse, wir haben junge Menschen ohne Schulabschluss, wir haben junge Menschen aus dem Ausland."
Ein Jahr, um dazuzulernen
Meissner ist seit 2011 dabei. Früher waren es meist junge Frauen, die sich für ein freiwilliges Jahr in der Kita, der Jugendhilfe oder in Altenheimen angemeldet hätten. So war es auch bei Friederike. Für die 18-Jährige war nach dem Abitur klar: Ein Freiwilligendienst ist eine gute Möglichkeit, um etwas dazuzulernen und für sich selber Klarheit darüber zu schaffen, wo man hin möchte.
Erst Ausbildung, dann FSJ
Mittlerweile ist die Gruppe der Freiwilligen gemischt. Julian aus Weil in der Oberpfalz hat schon eine Ausbildung hinter sich, die ihm aber nicht so richtig gefallen hat. "Und dann bin ich durch Bekannte auf das FSJ gekommen", erzählt er. "Es hat mich schon immer interessiert, mit Menschen zu arbeiten und ich glaube, es ist auch für später hilfreich." Er verbringt sein soziales Jahr im Bereich Erwachsenenbildung und ist zufrieden mit seiner Wahl.
Freiwillige sogar aus Neuseeland nach Nordbayern gekommen
Die Freiwilligen werden nun für ein Jahr in verschiedenen Einrichtungen in Nordbayern tätig sein: In der Kirchengemeinde, Kindertagesstätten, Jugendhäusern, in der Altenpflege oder auch im Krankenhaus. In diesem Jahr sind auch wieder Jugendliche aus verschiedenen afrikanischen und asiatischen Ländern dabei, eine Person ist sogar extra aus Neuseeland für das FSJ angereist. Es sind junge Menschen mit verschiedensten Religionen, die sich nun auf ein spannendes Jahr freuen.
FSD: "Wir sind Fans der Freiwilligkeit"
Den jetzigen freiwilligen Einsatz über Mittel wie verpflichtenden Zivildienst für alle unumgänglich zu machen, ist nicht im Sinne des FSD: "Wir sind große Fans der Freiwilligkeit", sagt Bereichsleiter Fabian Meissner. "Ich bin überzeugt, dass es Menschen motiviert, wenn sie sie selbstwirksam dabei sind und sich entscheiden, in einer Einsatzstelle zu sein!" Für ihn steht fest: Wenn die Gesellschaft mehr junge Menschen möchte, die sich bei der Freiwilligenarbeit engagieren, dann müsse man die Rahmenbedingungen anpassen: "Dann muss es eine bessere Förderung geben, dann muss der Taschengeldbetrag erhöht werden, also ich glaube da kann man mit deutlich weniger Geld viel mehr Menschen erreichen, als wenn man das mit einem verpflichtenden Sozialdienst machen würde."
Konstant hohe Zahlen
Dass das FSJ bei den zugelassenen Trägern in ganz Bayern seit Jahren auf gleichbleibendes Interesse stößt, bestätigt auch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und „Die Teilnehmerzahlen beim FSJ in Bayern sind seit Jahren stabil auf hohem Niveau“, so eine Sprecherin des Ministeriums auf BR-Anfrage. So gab es im Jahrgang 2023/2024 zuletzt 3.908 Teilnehmende bayernweit. In den Jahren zuvor waren es 4.115 (2022/2023) und davor sogar 4.546 (2021/2022). Die genaue Anzahl der Teilnehmenden für den diesjährigen Jahrgang steht erst Anfang des kommenden Jahres fest.
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