Die Atom-Anreicherungsanlagen in Natans, zusehen auf einem Satellitenbild von April 2023.
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Die Atom-Anreicherungsanlagen in Natans, zusehen auf einem Satellitenbild von April 2023.

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Israels Vergeltungsschlag: Irans Atomprogramm als Ziel?

Israels Vergeltungsschlag: Irans Atomprogramm als Ziel?

Als Kriegserklärung bezeichnen israelische Medien den iranischen Angriff auf Israel mit 180 ballistischen Raketen. Dafür werde das Regime in Teheran bezahlen, kündigte Premierminister Netanjahu bereits an. Welche Szenarien sind jetzt denkbar?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die Erklärung des israelischen Premierministers nach dem massiven Raketenangriff des Iran lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass es zu einer militärischen Reaktion Israels kommen wird: "Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht und wird dafür bezahlen", sagt Benjamin Netanjahu in einer Videobotschaft am Dienstagabend. Das Regime in Teheran verstehe nicht die Entschlossenheit Israels, sich zu verteidigen und Vergeltung an seinen Feinden zu üben.

Einstieg in eine Spirale der Gewalt

Der iranische Außenminister Abbas Araqchi lässt am Mittwochmorgen über die iranische Nachrichtenagentur IRNA verbreiten, die Raketenoperation sei nun abgeschlossen. Allerdings sagt er auch: Sollte Israel Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, werde die Antwort Irans noch härter ausfallen. Jetzt deuten alle Anzeichen darauf hin, dass es genau zu dieser Situation kommen wird.

"Bedeutender Vergeltungsschlag" Israels?

Innerhalb der nächsten Tage würde Israel einen "bedeutenden Vergeltungsschlag" auf den iranischen Raketenangriff ausführen, der Erdölförderanlagen im Iran und andere strategische Einrichtungen zum Ziel haben könnte. Das berichtet der ausgesprochen gut vernetzte Autor des amerikanischen Nachrichtenportals "Axios", Ravid Barak.

Er beruft sich mit dieser Einschätzung auf israelische Sicherheitskreise. Sollte der Iran, wie von dessen Außenminister angekündigt, nach einem israelischen Vergeltungsschlag erneut mit Raketenangriffen auf Israel reagieren, würden "alle Optionen in Betracht gezogen". Das würde auch Angriffe auf die iranischen Atomanlagen beinhalten.

Alles hänge, so schreibt der Korrespondent der israelischen Tageszeitung "Yedioth Achronoth", Ronen Bergman, von den Intentionen der israelischen Regierung ab: "Will sie den Iraner eine Lektion erteilen oder will sie versuchen, das Regime zu stürzen?" In jedem Fall jedoch habe der Iran mit dem Raketenangriff "im Grunde genommen Israel den Krieg erklärt."

Herzstück des iranischen Atomprogramms im Visier?

Die "New York Times" berichtet derweil unter Berufung auf US-Beamte, in einem möglichen Szenario könnte Israel die iranischen Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natans, dem Herzstück des iranischen Programms, könnten im Visier stehen. Die Anlage tief unter einem Gebirge im Zentraliran gilt schon lange als mögliches Ziel im Konflikt zwischen der Islamischen Republik und Israel.

Auch Angriffe auf die Infrastruktur der iranischen Öl- und Gasindustrie könnten die Führung des rohstoffreichen Landes empfindlich treffen. Trotz strenger internationaler Sanktionen erzielt die Regierung ihre Haupteinnahmen weiter durch den Ölverkauf, wobei China der Hauptabnehmer ist. Experten gehen davon aus, dass darüber hinaus führende Politiker oder Militärkommandeure selbst mögliche Angriffsziele sein könnten.

Schutzschild des Iran durchlöchert

Binnen zweier Wochen haben die israelischen Streitkräfte der Hisbollah, dem wichtigsten Schutzschild des Iran vor möglichen Angriffen auf ihre Atomanlagen, massive Verluste zugefügt. Auch mehrere Hamas-Anführer wurden getötet. Israels Militär und Geheimdienst haben gezeigt, dass sie ihre Feinde selbst in gut geschützten Bunkern tief unter der Erde erreichen können.

Nach Informationen der "New York Times" hat Israels Luftwaffe rund die Hälfte des äußerst umfangreichen Raketenarsenals der Hisbollah zerstört. Dabei beruft sich die US-Zeitung auf amerikanische und israelische Regierungskreise. Nahezu die gesamte Führungsspitze der Hisbollah sowie deren militärischen Kommandeure wurden durch massive Luftangriffe getötet.

Iran wollte seine "Glaubwürdigkeit" wiederherstellen

Für die iranische Führung heißt das: Was man jahrzehntelang der Hisbollah, ihrem Anleger im Libanon, an Rüstungs- und Militärgütern habe zukommen lassen, droht nun vor ihren Augen vernichtet zu werden. Das militärische Potenzial der Hisbollah dient dem Iran bisher aber als Drohkulisse gegenüber Israel, um ihr Atomprogramm vor israelischen und amerikanischen Angriffen zu schützen.

Innerhalb der iranischen Regimes hätten sich, so die "New York Times", die Hardliner aus den Reihen der Revolutionsgardisten durchgesetzt. Sie hätten Ayatollah Chamenei in den vergangenen Tagen davon überzeugen können, dass nur mit einem massiven Angriff mit den neu entwickelten Hyperschall-Raketen auf Israel die "Glaubwürdigkeit" des Iran in der Region wiederhergestellt werden könnte. Staatspräsident Massud Peseschkian sei erst kurz vor dem Angriff in Kenntnis gesetzt worden.

Mit Informationen von dpa

Im Audio: Reaktionen auf den iranischen Angriff auf Israel

Menschen fotografieren die Trümmer einer Rakete, die von Israel abgefangen wurde
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Menschen fotografieren die Trümmer einer Rakete, die von Israel abgefangen wurde

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