Friedenfels im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth ist am Donnerstag in einem Festakt zu Bayerns erstem "Naturerlebnisdorf" erklärt worden. Die Gemeinde hat eine entsprechende Urkunde bekommen.
Die vom Bayerischen Wanderverband zertifizierten Naturerlebnisdörfer sollen in den Mittelgebirgen die Entsprechung zu den Bergsteigerdörfern des Alpenvereins werden: Ein Qualitätssiegel für kleine Orte, die für einen sanften Tourismus und ein echtes Naturerlebnis abseits der ausgetretenen Pfade stehen.
Nachhaltige Tourismusinfrastruktur: Ruhe und Naturerlebnis
Im Kern legt der Wanderverband dabei Wert auf eine nachhaltige Tourismusinfrastruktur, einen guten Zugang zu einem weitläufigen Wander- und Radwegenetz, Bestnoten bei Landschafts- und Umweltqualität sowie bei der Bewahrung der örtlichen Kultur. "Der Schlüsselwert ist die Verbindung von Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Naturerlebnis, Ruhe und regionalem Genuss", so der Wanderverband.
Angesprochen werden sollen Gäste, die vor allem nach Ruhe und Naturerlebnis suchen und zum Beispiel Wandern oder Rad fahren wollen. Im Idealfall sollen davon dann sowohl der Ort selbst, als auch die Gäste und der fortgesetzte Schutz der örtlichen Natur profitieren.
Status kommt regelmäßig auf den Prüfstand
Die Zertifizierung wird alle drei Jahre überprüft. Für diesen Zeitraum werden Entwicklungsziele festgelegt - das macht die Gemeinde zusammen mit dem Wanderverband und dem bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.
Die Einhaltung der Kriterien soll regelmäßig und konsequent überprüft werden.
Naturbelassene Region mit wenig wirtschaftlicher Nutzung
Friedenfels, als erstes Naturerlebnisdorf in Bayern, soll nun beispielhaft die Kriterien dieses Qualitätssiegels repräsentieren. Der Ort liegt inmitten des Naturparks Steinwald, die umliegende Natur ist geprägt von Felsen, Wald und Wasser. Viele Bachauen sind sehr naturbelassen, weil auch historisch durch die angrenzenden Felsformationen und die Feuchtigkeit des Bodens keine wirtschaftliche Nutzung dieser Bereiche möglich war.
Friedenfels ist fester Bestandteil der Wander- und Radwege im Steinwald und auch an überörtliche Wegenetze wie den Goldsteig, den Fränkischen Gebirgsweg, den Südweg oder die Oberpfälzer Radl-Welt angebunden. Für die Versorgung sorgt ein Dorfladen, der vor allem regionale Produkte in Direktvermarktung anbietet.
In und um den Ort gibt es auch keine Hotels im eigentlichen Sinne: Die gut 150 Gästebetten in Friedenfels befinden sich alle in familiengeführten Ferienwohnungen und Gästehäusern. Dadurch seien Touristen, wenn sie das möchten, sehr direkt in das Leben der Friedenfelser Bevölkerung eingebunden, sagt Bürgermeister Oskar Schuster (UFW/FW). Das habe bisher schon dafür gesorgt, dass viele mehrfach wiederkommen oder sogar zu Stammgästen werden.
Ehrenamtlicher Einsatz des Friedenfelser "Team Tourismus"
In Friedenfels gibt es mit Melanie Höfer eine hauptamtliche Tourismus-Managerin. Die Bewerbung für die Zertifizierung erst möglich gemacht hat ihr zufolge allerdings der große ehrenamtliche Einsatz des "Team Tourismus", eines Zusammenschlusses von ortsansässigen Gastgebern und am Tourismus interessierten Friedenfelsern.
Beim Naturerlebnisdorf gehe es nicht darum, Touristen nur speziell nach Friedenfels zu locken, sagen die Mitglieder dieses "Team Tourismus". Entscheidend sei vielmehr die Einbindung in die unmittelbar anliegenden Naturräume. Die Grundidee für längere Urlaubsaufenthalte ist also eher, Friedenfels als Basisstation für Erkundungstouren oder Tagesausflüge in den Steinwald, den Oberpfälzer Wald und das Fichtelgebirge zu nutzen. Entsprechend eng habe man sich im Verlauf des Zertifizierungsprozesses mit dem Naturpark Steinwald, dem Oberpfälzer Wald und dem Naturpark Fichtelgebirge abgestimmt.
Ludwig Hartmann von den Grünen war Ideengeber
Ideengeber für die Naturerlebnisdörfer war der damalige Grünen-Landtagsfraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann bei einem Besuch in der 1.200-Einwohner-Gemeinde Friedenfels im Juli 2020. Das "Team Tourismus" nahm diese Idee dann auf und entwickelte sie in der Folge gemeinsam mit den zuständigen Staatsministerien und dem Wanderverband zu dem Konzept einer Zertifizierung weiter.
Ein Konzept, das auch in anderen bayerischen Gegenden möglichst viele Nachahmer finden und sich so etablieren soll – das zumindest ist die Hoffnung der Verantwortlichen und der Friedenfelser. Und natürlich, dass es von den zukünftigen Gästen auch angenommen wird.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!