Versammlungen am Barbarossaplatz in Würzburg anlässlich der Messerattacke in Würzburg
Bildrechte: BR/Pirmin Breninek

Etwa 350 Personen (rechts) protestierten am Abend gegen eine Versammlung der AfD anlässlich der Messerattacke in Würzburg.

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Gedenken an Würzburger Messerattacke

Drei Jahre sind vergangen seit der Messerattacke am Würzburger Barbarossaplatz, bei der ein Mann drei Frauen ermordete. Zum Jahrestag fanden erneut Gedenkaktionen statt – genauso wie Proteste.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Bereits am frühen Morgen versammelten sich Vertreter der Stadt Würzburg. Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und zehn Stadträte aus verschiedenen Fraktionen waren gekommen, um einen Kranz niederzulegen. Drei Jahre liegt die Messerattacke am Würzburger Barbarossaplatz inzwischen zurück. Am 25. Juni 2021 schnappte sich in einem dortigen Kaufhaus ein 31-Jähriger ein Messer aus der Warenauslage. Der Flüchtling aus Somalia ermordete drei Frauen und verletzte neun Personen zum Teil schwer.

Oberbürgermeister: Empathie sollte im Vordergrund stehen

Am Tatort erinnert seit etwas mehr als einem Jahr eine hüfthohe Gedenkstele an die brutale Attacke. Der Barbarossaplatz ist ein stark frequentierter Ort in Würzburg. Die Gedenkstele fällt im Vorbeilaufen kaum auf. Anders ist das an diesem Morgen, als nach dem stillen Gedenken der Stadträte einzelne Passanten kurz stehenbleiben. Über den Tag legen weitere Personen Blumen und Kerzen am Tatort ab. "Das Wichtigste heute ist die Empathie mit den Betroffenen und denjenigen, die heute noch an der Tat leiden. Das ist das, was im Vordergrund stehen sollte", sagt Oberbürgermeister Schuchardt.

Fünf Versammlungen bei Stadt Würzburg angemeldet

Wie bereits in den vergangenen beiden Jahren riefen auch dieses Mal verschiedene Gruppen und Parteien zu Gedenkversammlungen auf. Die Messerattacke am Barbarossaplatz hatte noch am Tatabend für politische Reaktionen gesorgt. Sie halten bis heute an. Fünf Kundgebungen waren dieses Mal vorab bei der Stadt angemeldet. Zwei davon wurden kurzfristig abgesagt. Eine Versammlung der AfD Unterfranken sorgte erneut dafür, dass in sozialen Netzwerken zu Gegenprotesten aufgerufen wurde.

50 Personen bei Kundgebung der AfD

Auf Seiten der AfD kamen schließlich um die 50 Personen. So schätzt es die Polizei. 100 waren zuvor bei der Stadt Würzburg angemeldet, zu einer "Gedenkversammlung anlässlich der Messermorde". Vor Ort waren unter anderem Richard Graupner und Daniel Halemba, beide sitzen für die AfD im bayerischen Landtag. Gekommen war auch die Bundestagsabgeordnete Christina Baum aus Baden-Württemberg. "Anscheinend begreifen sie da drüben nicht, dass sie selber zu jeder Zeit an irgendeinem Ort das Opfer sein können", sagte Baum in Richtung der Gegendemo. Wobei deren Teilnehmer davon keine Notiz genommen haben dürften. Durch die Lautstärke der Gegendemo war die Rede nur schwer zu verstehen.

350 Personen bei Gegenprotesten

Denn auf der gegenüberliegenden Straßenseite versammelten sich nach Polizeiangaben um die 350 Personen. Es gab Pfiffe und anhaltende, laute Rufe in Richtung der AfD. "Wir wollen nicht, dass der Tag vereinnahmt wird von rechten Gruppen. Sondern wir wollen das Gedenken an die Menschen in den Vordergrund stellen", sagte der Grüne-Stadtrat Konstantin Mack, der den Protest angemeldet hatte. Nach etwa 45 Minuten löste die AfD Unterfranken ihre Kundgebung auf. Die Gegendemo klatsche Beifall. Die Polizei spricht von einem weitgehend friedlichen Verlauf der Proteste. Durch Straßengitter und zahlreiche Beamte waren beide Seiten voneinander getrennt. Allerdings wurde nach Polizeiangaben nach Versammlungsende ein Teilnehmer der AfD-Demo mehrere hundert Meter entfernt durch einen Schlag leicht verletzt. Ein Tatverdächtiger sei festgenommen worden.

Der Täter vom Würzburger Barbarossaplatz befindet sich dauerhaft in einer geschlossenen forensischen Psychiatrie. So hatte das Landgericht Würzburg im Juli 2022 nach 15 Prozesstagen angeordnet. Zwei Gutachter diagnostizierten damals unabhängig voneinander eine paranoide Schizophrenie. Der Beschuldigte habe Halluzinationen und akustische Störungen gezeigt. Gegenüber den Ermittlern gab der Mann an, Stimmen gehört zu haben, die ihn zu der Tat angestachelt hätten. Belege für ein extremistisches Motiv fanden weder Polizei noch die Richter am Landgericht.

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