Der Räumungsverkauf in der Augsburger Galeria Karstadt-Filiale lockt zahlreiche Menschen an. Auf zwei Stockwerken wird noch verkauft, viele Leute wuseln herum auf der Suche nach einem Schnäppchen. Eine junge Familie trägt zwei große Einkaufstüten voller reduzierter Waren nach Hause. Bis zu 80 Prozent Rabatt gibt es zum Beispiel auf Klamotten, 70 Prozent auf eine Kaffeemaschine. Die Schlange vor der Kasse ist lang.
Galeria Karstadt schließt: Kunden sind traurig
Eine junge Frau hat sich stark reduzierte Pullover gekauft - doch die Freude darüber ist verhalten angesichts der Schließung der Karstadt-Filiale: "Ich finde es so schade, auch die Mitarbeiter wirken betrübt, die ganze Stimmung ist traurig. Wir alle in Augsburg fragen uns, was hier als Nächstes hinkommt", sagt die Kundin. "Wenn man da durchgeht, das ist entsetzlich", sagt ein älterer Herr und meint damit die einziehende Leere aufgrund des Räumungsverkaufs.
80 Mitarbeitende verlieren ihren Job
Zum 24. August soll die Galeria-Filiale in der Augsburger Innenstadt für immer schließen, rund 80 Mitarbeitende verlieren ihren Job. Trauer und Fassungslosigkeit bei den Beschäftigten waren groß, als Ende April der angeschlagene Handelskonzern Galeria Karstadt Kaufhof bekannt gibt, das Augsburger Warenhaus aufzugeben.
"Wir machen jetzt das Licht aus", sagt eine Mitarbeiterin, die seit ihrer Lehre bei Karstadt im Kaufhaus gearbeitet hat, über 40 Jahre lang. "Das tut weh, das ist wie ein Stück Familie". Sie habe noch keinen neuen Job, sagt die Augsburgerin, andere aber hätten schon eine neue Stelle. Für sie ist es die mittlerweile vierte Insolvenz im Unternehmen, die sie miterlebt hat. Fast alle verbliebenen Beschäftigten seien schon sehr lange dabei. Die jungen Mitarbeiter hätten schon früher gehen müssen.
Weitere Gebäudenutzung noch unklar
Wie es mit dem Gebäude, in bester Lage mitten in der Augsburger Innenstadt, weitergeht? Dazu gibt es viele Ideen, zum Beispiel ein Römisches Museum, ein Bürgerbüro, ein Hochschullabor, ein Fitnessstudio oder Fachmärkte. Aber konkrete Nutzungskonzepte stehen noch aus. Laut Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) ist entscheidend, was die Eigentümerin der Immobilie möchte, die Solidas Immobilien und Grundbesitz GmbH.
Daniel Utz von Solidas sagte auf einer Stadtratssitzung, zuerst werde die Firma mit Bestandsmietern über die Nutzung des Gebäudes reden. Das Untergeschoss werde vielleicht von Aldi übernommen. Solidas stehe außerdem mit fünf anderen Einzelhändlern in Kontakt. Utz betonte aber auch: "Das Haus wird nicht in Kürze voll." Aktuell arbeite die Firma an Machbarkeitsstudien für die Obergeschosse: "Was definitiv nicht mehr geht, ist Einzelhandel", sagte Utz.
Handelsverband Bayern sieht große Chancen
Der Augsburger Bezirksgeschäftsführer Andreas Gärtner vom Handelsverband Bayern (HBE) sieht das Freiwerden der Flächen - ganze 17.000 Quadratmeter - als große Chance für die gesamte Innenstadt, "in deren Herzen ein modernes und nachhaltiges Zukunftskonzept entwickelt und auf dem Weg gebracht werden kann", sagt Gärtner.
Die Innenstadt und die Lage des Gebäudes böten exzellente Rahmenbedingungen, um die Flächen zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Aus Sicht des Handelsverbandes wäre "eine weitere Nutzung des Untergeschosses für die Nahversorgung, eine Entwicklung der Erdgeschosslagen und des ersten Obergeschosses für auch mehrere moderne Handelskonzepte wünschenswert, aber auch wirtschaftlich sinnvoll", sagt Gärtner. Die oberen Stockwerke würden sich ebenfalls gut entwickeln lassen. "Die Neuausrichtung dieser exponierten Immobilie bietet die Chance, ein 'Highlight' für Besucher zu entwickeln, attraktiv, zukunftsfähig, nachhaltig und urban, das auch auf die gesamte Innenstadt positiv ausstrahlt."
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