Weil die Kundschaft im August eher im Urlaub als auf Schnäppchenjagd ist, könnte es für die Warenhauskette Galeria ein gut gewählter Zeitpunkt sein, sich neu zu sortieren. Nach sieben Monaten Insolvenzverfahren und noch neun abzuwickelnden Filialen – darunter auch die in Augsburg und in Regensburg am Neupfarrplatz – ist aber vor allem eine Frage noch offen: Wie werden die verbliebenen Mitarbeitenden zukünftig bezahlt?
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Galeria: Viele Versprechungen, aber "nichts ist entspannt"
In einer Pressemitteilung hat Galeria Ende Juli verkündet, das Insolvenzverfahren sei "erfolgreich abgeschlossen" und der Sanierungsprozess mache "große Fortschritte". Von einer "tollen, motivierten Mannschaft" ist die Rede, von "klarer Zukunftsperspektive", "Schulterschluss", "starken Sortimenten" und vor allem von "neuer Unternehmenskultur". Allerdings: Nichts davon wird auf Nachfrage von BR24 genauer vom Unternehmen erklärt. Die Galeria-Pressestelle gab lediglich ein schriftliches Statement zum Tarifangebot für die Beschäftigten ab. Zwei erneute Anfragen blieben unbeantwortet.
Das Tarifangebot hat in den Augen von Verdi-Gewerkschafterin Corinna Groß "mit Zukunftskonzept nichts zu tun". Acht Prozent mehr Lohn innerhalb von drei Jahren bietet Galeria seinen Beschäftigten, im Rahmen eines eigenen Tarifvertrags. Dazu eine Einmalzahlung in diesem September und "deutlich stärkere Erfolgsbeteiligung". Was genau das bedeutet, bleibt vorerst unklar.
Corinna Groß vermutet, dass es dabei um Bonuszahlungen für gute Verkaufsleistungen geht. Groß ist bei Verdi die Bundes-Fachgruppenleiterin für den Einzelhandel und verhandelt für die Galeria-Beschäftigten, damit sie mit dem Ende des Insolvenzverfahrens auch wieder nach dem Flächentarifvertrag des Einzelhandels entlohnt werden. Und da "ist natürlich nichts entspannt", sagt Corinna Groß gegenüber BR24.
Galeria-Beschäftigte bekommen 30 Prozent weniger als im Flächentarif
Aktuell bekommen die Galeria-Beschäftigten knapp 30 Prozent weniger Geld, als wenn sie nach dem Flächentarifvertrag für den Einzelhandel bezahlt würden. Das sind monatlich fast 500 Euro. Diese Lücke sei während der drei Insolvenzverfahren der vergangenen Jahre entstanden, weil die Beschäftigten ihren Beitrag zur Sanierung leisten wollten, erklärt Groß. Aber es sei auch immer klar gewesen: Sobald die Insolvenz ausgestanden sei, müsse es "wieder zurück in den Flächentarif gehen". Schließlich hätten die Fehler beim Management gelegen und nicht bei den Beschäftigten.
Besteht Galerias "Zukunftskonzept" vor allem aus Kürzungen?
Aktuell bekommen die Beschäftigten bei Galeria im Schnitt 2.636 Euro Bruttolohn. Würden sie nach dem Flächentarifvertrag des Einzelhandels bezahlt werden, wären das im bundesweiten Durchschnitt 3.122 Euro plus Sonder- und Urlaubszahlungen sowie Vorsorgeverpflichtungen und ähnliche tarifliche Regelungen. Weil das ziemlich große Sprünge sind, brauche man "einen Verhandlungspartner, der verhandelt und nicht diktiert", sagt Groß zu BR24.
Aber bislang sei im "Zukunftskonzept" der neuen Galeria-Eigentümer außer Kürzungen nicht viel Zukunftsgewandtes aufgetaucht. Deshalb hofft sie, dass im Hintergrund weiter verhandelt und gearbeitet wird – auch wenn der August so ruhig erscheint. Geht es nach Verdi, soll Anfang September noch einmal über die Tarife verhandelt werden. Dann wird es noch rund 12.000 Beschäftigte und 83 verbliebene Galeria-Warenhäuser geben.
In Bayern bleiben folgende 14 Galeria-Standorte erhalten:
- Aschaffenburg
- Bamberg
- Bayreuth
- Erlangen
- Landshut
- Memmingen
- München (Marienplatz, Olympia-Einkaufszentrum, Rotkreuzplatz, Schwabing)
- Nürnberg Lorenzkirche
- Regensburg im Donau-Einkaufszentrum
- Rosenheim
- Würzburg
(Stand 1.8.2024)
Das Ende Juli für beendet erklärte Insolvenzverfahren ist bereits das dritte im Zusammenhang mit den einstigen Rivalen Karstadt und Kaufhof. Mit dem stärker werdenden Onlinehandel mussten die Konkurrenten zu Freunden werden: Gab es 2022 noch 171 Filialen der dann schon fusionierten Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), wird ab diesem Herbst nicht mal mehr die Hälfte davon weiterbestehen.
- Zum MehrWert-Beitrag: Haben Warenhäuser noch Zukunft?
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