Die Belegschaft der Augsburger Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof startet mit Unsicherheiten in die Woche. Am Samstagvormittag haben die rund 80 Mitarbeiter erfahren, dass das Kaufhaus geschlossen wird. Für viele kam das Aus völlig überraschend. "Wir sind alle noch fassungslos", sagte eine Mitarbeiterin dem BR. Sie betonte: "Ich habe mit 17 Jahren angefangen, arbeite jetzt seit 35 Jahren hier, ich kann das mit der Schließung noch immer nicht glauben." Das gesamte Haus - "von der Putzfrau bis zum Geschäftsführer" - habe es kalt erwischt, sagt die 52-Jährige im Gespräch mit dem BR.
- Zum Artikel: "Drei Galeria-Filialen in Bayern von Schließung betroffen"
Galeria Karstadt Kaufhof schließt: Unverständnis in Augsburg
Dabei hatte der Augsburger Standort lange als sicher gegolten, sagte die Mitarbeiterin. Die Belegschaft sei nicht beunruhigt gewesen. Ihr habe der Job im Kaufhaus Spaß gemacht, sie habe die Teamarbeit geschätzt. Sie sorge sich jetzt vor allem um die vielen weiblichen Teilzeitkräfte, die noch kleine Kinder zu Hause hätten. Für sie sei außerdem schwer nachvollziehbar, warum es keine der Münchner Filialen getroffen habe. "Das wundert mich", sagt die 52-Jährige. Sie hoffe nun darauf, dass "der Retter auf dem weißen Pferd kommt – und die Filiale doch noch gerettet wird".
Augsburgs OB Weber ist verärgert über Schließung
Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) kündigte in einem Instagram-Post an, nicht klein beizugeben: "Ich werde das so nicht stehen lassen, und werde in den nächsten Tagen noch Gespräche führen, ob dieses Aus für Karstadt, ob es das wirklich war."
In dem Video-Post hat Weber die angekündigte Schließung der Filiale scharf kritisiert. "Die Verantwortlichen von Karstadt machen sich für unseren Augsburger Standort einen ganz schön schlanken Fuß – und das ärgert mich gewaltig." Dass nun der Augsburger Standort auf der Streichliste steht, habe die Stadt sehr überrascht, so Weber weiter. Denn der Eigentümer des Gebäudes in der Bürgermeister-Fischer-Straße in bester Innenstadtlage habe in den vergangenen Wochen mehrfach sehr attraktive Angebote auf den Tisch gelegt, damit der Standort erhalten werden könne.
Daher sei die Schließung nicht nachvollziehbar: "Mir tut es wahnsinnig leid für die Beschäftigten – und vor allem: Ich verstehe es nicht. Die Frequenz ist so gut wie seit vielen, vielen Jahren nicht", sagt Weber. Der Umsatz habe gestimmt. "Und deswegen frage ich mich schon, warum jetzt hier der Augsburger Standort geschlossen werden soll. Vor allem auch deswegen, weil es das einzige Kaufhaus ist noch hier in der Stadt und damit konkurrenzlos."
Gibt es doch noch Hoffnung für die 80 Beschäftigten in Augsburg?
Nach dem verkündeten Aus für drei Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen in Bayern will Wirtschaftsminister Aiwanger "für jeden Standort" kämpfen. Chancen sieht er aber nur für Augsburg. Er gehe davon aus, dass man mindestens Augsburg retten könne, sagte Aiwanger im Gespräch mit dem BR. Er habe in der vergangenen Woche mit Bezug auf den Standort Augsburg Gespräche geführt und wolle eine "Brücke bauen, dass man sich vielleicht mit der Miete irgendwie arrangiert", er sehe hier noch "Handlungsspielraum", so Aiwanger.
Warnungen vor Leerstand in der Innenstadt
Die Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Augsburg-Stadt, Ellen Dinges-Dierig, begrüßt das Engagement von Oberbürgermeisterin Weber und Wirtschaftsminister Aiwanger, die Schließung der Filiale mitten in der Augsburger Innenstadt noch zu verhindern. "Wir hoffen, dass alle Akteure und Beteiligten schnell zusammenfinden, um ein Konzept zu entwickeln, wie diese Flächen weiterhin ihre wichtigen Funktionen in der und für die Innenstadt übernehmen können", teilt Dinges-Dierig mit.
An diesem zentralen Ort könne nicht auf einen "Frequenzmagneten" verzichtet werden, auch wenn Kaufhäuser in ganz Deutschland in den vergangenen Jahren unter anderem wegen des Internet-Handels an Boden verloren hätten. "Eine Schließung der vorletzten in Bayerisch-Schwaben verbliebenen Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale oder gar ein länger dauernder Leerstand wären ein negatives Signal für die Augsburger Innenstadt. Durch eine Absicherung der bestehenden Nutzung oder einer schnell zu findenden adäquaten Nachnutzung wird verhindert, dass die vielen positiven Impulse und Aktivitäten des innerstädtischen Gewerbes, der Stadt und des Stadtmarketings zur Revitalisierung der Innenstadt ins Leere laufen", sagt Dinges-Dierig.
Memmingen nun einziger Standort in Schwaben
Die Erleichterung in Memmingen ist dagegen groß. Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (SPD) freut sich über den Erhalt des dortigen Warenhauses von Galeria Karstadt Kaufhof. Er sei von der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts überzeugt: "Gerade dort am früheren Stadtgraben mit guter Erreichbarkeit zu Fuß wie auch mit dem Auto kann sich so ein Geschäft optimal halten.“
Michael Haider von der Wirtschaftsförderung der Stadt Memmingen spricht von einer sehr positiven Nachricht, dass im aktuellen Insolvenzverfahren die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale in Memmingen nicht geschlossen werde. Bereits beim letzten Insolvenzverfahren vor knapp einem Jahr hatten die Mitarbeiter bangen müssen. Damals hatte es die Filiale in Kempten getroffen, sie wurde im Januar dieses Jahres geschlossen. Memmingen ist damit der letzte Standort in bayerisch Schwaben.
Mitte Januar wurde Galeria Kaufhof in Kempten geschlossen. Doch bislang tut sich in dem Gebäude am Zugang zur Fußgängerzone nichts. Die Schaufenster sind leer und es brennt kein Licht. Wer durch die Schaufenster blickt, sieht Schränke, Kleiderständer und Auslagen für Uhren und Schmuck. Noch ist offenbar unklar, was mit dem Gebäude passieren soll. Öffentlich bekannt ist dazu nichts, berichtet das BR-Studio Kempten. Im Gespräch als Nachfolgemieter waren bereits Ikea und ein Outlet für Sportbekleidung. Das Wirtschafts-Amt der Stadt will dazu aber nichts Genaues sagen. Es gebe Interessenten und Hintergrundgespräche.
Stadt Kempten will schnell eine neue Nutzung
Das Gebäude gehört auch nicht der Stadt. Das heißt, die Stadt kann nicht direkt entscheiden, sondern nur vermitteln. Doch man wolle, dass das Gebäude schnellstmöglich wieder genutzt wird. Denn in Kempten ist die Einkaufsmeile ziemlich lang. An den beiden Enden waren immer große Einkaufsmöglichkeiten, auf der einen Seite das Forum Allgäu, auf der anderen eben Galeria Kaufhof. Durch den Wegfall von Galeria Kaufhof leide die ganze Einkaufsstraße, weil die Menschen nicht mehr komplett durchgingen. Doch die Stadt betont, man wolle zügig einen Nachfolgenutzer für das Gebäude bekommen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!