Sie sind fast im Blindflug metertief in der Donau unterwegs und erledigen eine gefährliche Aufgabe: Experten eines Kampfmittelräumdienstes haben in den vergangenen Monaten in der Donau bei Bogen in Niederbayern zahlreiche gefährliche Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden und unschädlich gemacht.
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Sprengung unter Wasser
Unter anderem musste ein Teil einer Bombe unter Wasser gesprengt werden. Eine noch komplette und mit scharfem Zünder versehene 250-Kilo-Sprengbombe konnte von Tauchern aus dem Wasser geborgen und an Bord einer Schwimmplattform entschärft werden.
Donauabschnitt auf drei Kilometern Länge abgesucht
Bei einem Medientermin kurz vor Abschluss der Arbeiten erklärte ein Sprecher der für den Donauausbau zuständigen WIGES (Wasserbauliche Infrastrukturgesellschaft), es seien in einem drei Kilometer langen Donauabschnitt im Umfeld der Eisenbahnbrücke bei Bogen insgesamt 530 Verdachtspunkte genauer untersucht worden. Das sind solche Punkte, an denen die Experten am Grund der Donau unter einer Kiesschicht Metallteile vermutet hatten.
Taucher finden komplette Bombe und weitere gefährliche Teile
Taucher haben schließlich unter anderem eine komplette Weltkriegsbombe und drei weitere Bombenteile jeweils mit scharfem Zünder entdeckt. Außerdem haben die Sprengstoffexperten insgesamt rund 700 Kilogramm Bombensplitter und Artilleriemunition aus der Donau geborgen. Darüber hinaus auch eine große Menge Metallschrott.
Was sie bei so einem Tauchgang erwartet, wissen die Taucher des Kampfmittelräumdienstes nie, erzählt Stefan Bruns: "Man hat einen Helm auf dem Kopf, man hat nur dieses kleine Sichtfeld, dann noch die Strömung dazu, die an einem zieht, das ist halt eine komplett andere Welt."
Knochen und Teile von Schädeldecke
Diese Woche wurde dann auch die Polizei eingeschaltet: Denn an der Eisenbahnbrücke Bogen in Aiterhofen entdeckten die Taucher Teile einer Schädeldecke. Für eine rechtsmedizinische Untersuchung übergaben die Beamten die Knochen demnach an die Kriminalpolizei. Wie alt der Knochen ist und wie lange er schon in der Donau lag, muss erst noch ausgewertet werden.
Luftbilder der US-Armee ausgewertet: 530 Verdachtspunkte
Weil im Zuge des Donauausbaus in diesem Flussabschnitt die Fahrrinne um 20 Zentimeter vertieft wird, wurde die Kampfmittelbeseitigung notwendig. Dafür haben Spezialisten unter anderem Luftbilder der US-Armee ausgewertet. Danach wurden elektromagnetische und geophysikalische Messungen unternommen. So konnten die 530 Verdachtspunkte identifiziert werden, die von spezialisierten Tauchern genau untersucht worden sind.
Hochwasser erschwerte Räumungsarbeiten
Weil die Taucher-Teams des Kampfmittelräumdienstes bei ihrer Arbeit extrem vorsichtig sein müssen, haben die Arbeiten mehrere Monate gedauert. Die Experten waren seit Anfang April in diesem Donauabschnitt im Einsatz. Die starke Strömung und das zurückliegende Hochwasser hätten die Arbeiten zusätzlich erschwert, sagte Ulrich Hönig vom beauftragten Kampfmittelräumdienst dem BR.
Schwerer Bombenangriff am 16. April 1945
Die bereits im Jahr 1895 eröffnete Eisenbahnbrücke bei Bogen war am 16. April 1945 von US-amerikanischen Bomberverbänden angegriffen und schwer beschädigt worden. Die Brücke wurde nach Kriegsende repariert, schon 1946 konnten wieder Züge über sie fahren. Bis heute ist sie im regionalen Bahnverkehr wichtig, nur über diese Brücke können Züge nach Bogen fahren. Für die Schifffahrt ist die Eisenbahnbrücke bei Bogen wegen ihrer geringen Durchfahrtshöhe ein Nadelöhr. Vor sechs Jahren rammte ein Frachtschiff die Brücke, weil der Kapitän sein Führerhaus nicht abgesenkt hatte.
Zum Nachhören: Der Kampfmittelräumdienst im Einsatz in der Donau
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