Ein großer, heller Raum im Pfarrheim Volkach. Die Tische stehen in U-Form. An einer Wand ein Buffet: Kaffee, selbstgebackener Kuchen. An den Tischen sitzen ältere Menschen aus Volkach, vier Männer spielen Karten. Mit dabei sind aber auch Menschen aus der Ukraine, die jetzt hier wohnen. Menschen wie Olha. Sie kam letztes Jahr im April nach Deutschland.
Aus der Ukraine nach Deutschland
Olha kam mit ihren beiden Kindern und ihrer Mutter nach Volkach. Ihre Tochter geht schon in die Krippe, erzählt sie, ihre Mutter arbeitet in einem Volkacher Restaurant und sie und ihr Sohn besuchen Integrationskurse. Das Interview mit BR24 macht Olha auf Deutsch.
Hinter dem Begegnungscafé steckt der Helferkreis Volkach. Seit Olha nach Volkach gekommen ist, unterstützt sie auch der Helferkreis. "Sie helfen uns beim Wohnung suchen zum Beispiel, mit der Kleidung, erklären viele Dokumente und Papiere" und helfen dann auch die Papiere auszufüllen.
Ukraine-Hilfe: Hilfsbereitschaft geht zurück
Aus dem Begegnungscafé heraus würden auch Gespräche auf der Straße entstehen, wenn sich Menschen, die sich hier kennengelernt haben, in Volkach treffen, sagt Klaus Leckel, der viel Herzblut in den Helferkreis steckt. Er macht das aus Überzeugung, sagt er: "und auch mit Herzblut, weil die Seniorinnen, die Ukrainer und Ukrainerinnen freuen sich, dass es das Angebot gibt. Und deswegen machen wir das auch gern."
Aber er merkt, dass die Hilfsbereitschaft generell zurückgeht in der letzten Zeit. Denn die Betroffenheit sei aktuell nicht mehr so unmittelbar wie zu Beginn des Krieges vor zwei Jahren. Aber alle, die hier mithelfen, würden das gern machen.
Knapp die Hälfte bricht Integrationskurs ab
Olha ist eine von knapp 160.000 Geflüchteten aus der Ukraine, die derzeit in Bayern sind. Das zeigen Zahlen des Bayerischen Innenministeriums auf BR24-Nachfrage. Das Beispiel aus Volkach zeigt auch, wie Integration gut klappen kann.
Dass dies nicht immer funktioniert, bemängelte unlängst der Bundesrechnungshof in Berlin. So kritisierten die obersten Rechnungsprüfer, dass die Hälfte der Geflüchteten aus der Ukraine den Integrationskurs erfolglos abbrechen würden. Laut den Zahlen des Rechnungshofes, der sich wiederum auf das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) beruft, haben deutschlandweit 450.000 Ukrainerinnen und Ukrainer die Zulassung für einen Integrationskurs, rund 198.000 von ihnen haben einen Platz zugewiesen bekommen. Nur 46 Prozent von ihnen haben den Kurs erfolgreich abgeschlossen.
Olha hat zwar ihren Integrationskurs in Würzburg noch nicht abgeschlossen - ihn aber abzubrechen, käme für die Ukrainerin nicht infrage. Sie sieht ihre Zukunft in Deutschland. Und sie ist dem Helferkreis dankbar, der ihr auch eine Wohnung besorgt hat.
Geflüchtete aus der Ukraine in Bayern und wie sie wohnen
Im Moment sind noch knapp 50.000 der in Bayern Geflüchteten aus der Ukraine in staatlichen Unterkünften untergebracht, alle anderen sind privat untergekommen oder haben eine Wohnung gefunden. Doch die Wohnungssuche für Geflüchtete ist mehr als nur schwierig.
Im Landkreis Dillingen zum Beispiel suchten im November Städte und Kommunen dringend Unterkünfte für Geflüchtete. Dabei stoßen sie immer wieder auf Hindernisse. Im Kloster Maria Medingen bei Mödingen etwa. Dort wohnen bereits Geflüchtete aus der Ukraine und weitere Zimmer stehen leer. Doch diese können nicht vergeben werden, weil sie den Vorschriften für Unterkünfte für Geflüchtete nicht entsprechen. Damit überhaupt Geflüchtete einziehen können, hat das Kloster bereits 70.000 Euro investiert.
Der Dillinger Landrat Markus Müller fordert hier Vereinfachungen: Wenn man Menschen helfen wolle, könne man sich nicht immer an "Durchführungsbestimmungen, die für sowas nicht gedacht sind, entlanghangeln", klagt Müller.
Arbeitsmarkt für Geflüchtete: Jobcenter fordern mehr Budget statt Kürzungen
Und auch wenn Geflüchtete sich auf dem Arbeitsmarkt integrieren wollen, gibt es Hindernisse. Viele Geflüchtete sind mit ihren Familien nach Deutschland gekommen. Sie brauchen also einen Arbeitgeber mit Kinderbetreuung oder einen Platz in der Krippe oder im Kindergarten. Deswegen versucht das Arbeitsamt in Nürnberg, Geflüchtete über Praktika mit möglichen Arbeitgebern in Kontakt zu bringen und so auszuprobieren, ob es zwischen Geflüchteten und Arbeitgeber funktionieren kann.
Und in München suchen derzeit rund 7.000 Menschen aus der Ukraine einen Job. Für diese Menschen und andere rund 8.300 Menschen aus nichteuropäischen Asylherkunftsländern gab es im Dezember 2023 einen "Career Day" der Münchner Jobmesse. Es zeigt sich dort: unter anderem bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen gibt es noch Probleme.
Derzeit sind auf dem Arbeitsmarkt rund 30.000 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit beschäftigt, weitere knapp 7.000 arbeiten auf Mini-Job-Basis, teilt das bayerische Innenministerium auf BR24-Nachfrage mit.
Helferkreise: Anlaufstelle für Geflüchtete
In vielen bayerischen Städten und Kommunen gibt es Helferkreise und Begegnungscafés für die Geflüchteten wie in Volkach. Olha ist bald zwei Jahre in Deutschland und fühlt sich hier wohl: "Ich reise mit meinen deutschen Freunden und besuche Konzerte und verschiedene Veranstaltungen. Oder ich mag wandern, zum Beispiel."
Das Leben in Deutschland hat auch für Ohla immer wieder Hindernisse: "Für mich persönlich vielleicht am schwersten ist es, Deutsch zu lernen", sagt sie. Und auch die Bürokratie sei nicht immer einfach zu bewältigen: "Wir mussten hier viele Anträge und Dokumenten ausfüllen und das dauert lange."
Trotz aller Hindernisse, dem Papierkram, den Anträgen und den langen Wartezeiten auf die Antworten: Ohla kann sich vorstellen, in Deutschland zu bleiben. Aber wenn sich die Situation in der Ukraine verändert, dann müsse sich das nochmal überlegen, sagt sie. Doch bis dahin lernt sie Deutsch und will sich noch mehr integrieren. Und sie glaubt, dass das gut klappt.
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