Biobauer Martin Ritter (im Bild) aus Franken produziert seit Jahren auch in der Ukraine. Als dort der Krieg begann, brachte er dutzende Frauen und Kinder nach Ostheim vor der Rhön in Sicherheit. Mit der Hilfsbereitschaft seines Netzwerks gelang aber noch mehr. Er organisierte eine Hilfsgüter-Lieferkette in den Westen der Ukraine, die bis heute besteht. Doch nur mit Helfern aus dem Dorf war das möglich.
Bildrechte: BR/Norbert Steiche

Biobauer Martin Ritter produziert seit Jahren auch in der Ukraine. Als dort der Krieg begann, brachte er Frauen und Kinder in Sicherheit.

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Hilfe für die Ukraine: Unterfränkischer Landwirt ist unermüdlich

Vor 20 Monaten hat Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen. Unterstützung wird dort nach wie vor benötigt. Und die Hilfe vieler Ehrenamtlicher hält an – auch die eines unterfränkischen Landwirts.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Biobauer Martin Ritter aus dem unterfränkischen Ostheim vor der Rhön produziert seit Jahren auch in der Ukraine. Als dort der Krieg begann, brachte er dutzende Frauen und Kinder in seinen Heimatort in Sicherheit. Mit der Hilfsbereitschaft seines Netzwerks gelang aber noch viel mehr. Er organisierte eine Hilfsgüter-Lieferkette in den Westen der Ukraine, die bis heute besteht. Der nächste Hilfstransport ist bereits organisiert.

65 Hilfstransporte in die Ukraine

Es ist der fünfundsechzigste Hilfstransport seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine damals im Februar 2022. Landwirt Martin Ritter wartet nur noch darauf, dass er einen Lkw bekommt. In einer Halle der Stadt Ostheim vor der Rhön konnte er gebrauchte Schulmöbel einlagern: Tische, Stühle, Tafeln von Grundschulen aus Ostheim und Mellrichstadt. Die Schulmöbel sind für Kinder, die in provisorischen Räumen weit ab der Front unterrichtet werden. Ihre Schulen sind zerstört. "Die Kinder müssen unterrichtet werden und die Kinder wollen das auch. Das ist das normale Leben und das muss aufrechterhalten werden", sagt Martin Ritter.

Landwirt unterstützt Familien seiner Mitarbeiter

Martin Ritter ist Bio-Landwirt und er ist Teilhaber eines landwirtschaftlichen Biobetriebs in der Ukraine mit 80 Mitarbeitern. Seine Mitarbeiter haben Felder bestellt, während über sie Raketen hinwegflogen. Vier von ihnen sind bei Kämpfen und Angriffen ums Leben gekommen. "Das ist eine ganz schlimme Sache", sagt der Landwirt. Nach wie vor unterstütze er die betroffenen Familien. Die Frauen und Kinder bekommen laut Ritter weiterhin den Arbeitslohn. Bis der Staat reagiere, dauere es einfach zu lang. "Die kann man nicht hängen lassen. Das geht überhaupt nicht", sagt Ritter.

Lebensmittel, Stromgeneratoren, Schlafsäcke

Zusammen mit seinen Helfern hat Martin Ritter schon alles in die Ukraine gebracht: von Lebensmitteln und Hygieneartikel hin zu Stromgeneratoren und allem, was dort sonst im Moment gebraucht wird. Ein Ehrenamtlicher der Ukraine-Hilfe Ostheim ist Alexander Trost. Er berichtet von Schlafsäcken, die sie in die Ukraine gebracht haben, als es in der Ukraine kalt wurde und Menschen auf Fußböden schlafen mussten. "Es sind manchmal tatsächlich die kleinen Dinge, die direkt und effizient wirken", sagt Trost.

Aktuell werden Lebensmittel benötigt

Jetzt, vor dem Winter, werden laut Martin Ritter wieder Lebensmittel gebraucht. Gerade für Kinderheime, Altenheime und für Binnenflüchtlinge werde es wieder kritisch. Martin Ritter will deshalb aktiv werden. Im letzten Winter hat sein Team Tiefkühlpizzen in die Ukraine gebracht. Alexander Trost erinnert sich daran, wie Kinder die gefrorenen Salamischeiben von den Pizzen gegessen haben. "Die hatten über Wochen kein richtiges Essen, und die waren einfach froh, dann den Pizzakarton aufzumachen und auch die gefrorene Salami zu essen", sagt Trost. Es seien solche Schicksale, die die Gruppe Ehrenamtlicher aus Ostheim vor der Rhön antreiben und dazu bringen, weiterzumachen. Auch noch 20 Monate nach Kriegsbeginn und darüber hinaus.

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