Vor einem Jahr wurde im Großen Haus des Landestheaters Coburg eine rauschende Abschiedsparty gefeiert. Heute schließt der Technische Direktor Daniel Kaiser wehmütig die verschlossenen Türen auf. Hier, wo seit rund 200 Jahren Theater gespielt wurde, steht alles leer. Auf den ersten Blick sieht das "Große Haus" allerdings aus wie immer, die Stühle stehen Seite an Seite. "Wir müssen erst abwarten, was die Planungen ergeben", sagt Daniel Kaiser, der das Theater wie seine Westentasche kennt.
Elf Jahre bis zur nächsten Vorstellung
Der Leiter des Staatlichen Bauamtes, Ulrich Delles, hat kürzlich den Coburger Stadtrat über den Stand der Dinge informiert. Demnach ist vor dem Jahr 2030 nicht mit dem Beginn der Baumaßnahmen zu rechnen. Dies liege unter anderem an aufwändigen Vergaberichtlinien, erklärt Delles. Das Bauministerium habe seiner Behörde im Februar grünes Licht gegeben und damit den Planungsauftrag erteilt. Die Generalsanierung des Landestheaters habe eine hohe Priorität, versicherte der Behördenleiter, allerdings sei der Zeitplan straff. Frühestens 2035 könnte nach den derzeitigen Plänen die Sanierung abgeschlossen sein und das Theater wieder öffnen.
Geschätzte Kosten: 360 Millionen Euro
Die Kosten für die Generalsanierung waren in den vergangenen Jahren explodiert. Derzeit geht man von rund 360 Millionen Euro aus, die größtenteils der Freistaat Bayern tragen wird. 120 Millionen Euro müsste die Stadt Coburg aus eigener Tasche zahlen, was den Oberbürgermeister in Zeiten von Sparzwängen der Kommune vor große Herausforderungen stellt. Die Stadt hatte zuletzt aufgrund der angespannten Haushaltslage etliche Projekte auf Eis legen und teilweise auch Kunst- und Kulturförderungen drastisch kürzen müssen.
"Wir sind auf einem guten Weg", sagt Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD). Natürlich könne er verstehen, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger über die lange Planungs- und Bauzeit wundern, meint Sauerteig: "Es ist ein großes Projekt, das der Freistaat Bayern hier vorantreibt." Das Landestheater Coburg sei für ihn ein sehr wichtiger Baustein für die Lebensqualität in der Region, er selbst sei mit dem Theater groß geworden: "Ich stand schon als Kind auf der Bühne."
Leerstand nagt am Gebäude
Das Gebäude war während des Winters beheizt worden. Noch führten die meisten Leitungen Strom, erzählt der Technische Direktor Daniel Kaiser. Auch ein leer stehendes Theater verschlinge Geld, betont er. Wie viel, das könne er derzeit nicht sagen. Vielmehr gehe es jetzt darum, zu planen, wie man mit der "alten Dame" bis zum Baubeginn umgehen solle: Müssen Heizungen laufen, muss der Strom abgestellt werden? Fragen, die der Hausherr, der Freistaat Bayern, noch beantworten muss.
Globe bleibt Übergangslösung
Während der Planungs- und Umbauzeit steht den Theatermachern das "Globe Coburg" als Ausweichspielstätte zur Verfügung. Der prägnante Rundbau am Stadtrand ist im Herbst 2023 eröffnet worden und kostete rund 40 Millionen Euro. Das "Globe Coburg" soll künftig auch Veranstaltungen von Pop-Konzerten bis hin zu Lesungen beherbergen. Für den Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig steht fest, dass mit dem "Globe" für die kommenden Jahre eine "perfekte Location" für das Theater gefunden wurde. Der Technische Direktor Daniel Kaiser betont jedoch, dass das "Globe" nur als Interimslösung gedacht und ein Rückzug ins Coburger Landestheater am Schlossplatz der größte Wunsch aller sei.
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