Die Russin Elena Sawin (links) hat der Ukrainerin Nadiia Fechchenko dabei geholfen, in Deutschland anzukommen.
Bildrechte: BR 2024
Videobeitrag

Die Russin Elena Sawin (links) hat der Ukrainerin Nadiia Fechchenko dabei geholfen, in Deutschland anzukommen.

Videobeitrag
>

Integration in der Backstube: Russin hilft Ukrainerin

Integration in der Backstube: Russin hilft Ukrainerin

Wie viele ihrer Landsleute ist auch die Ukrainerin Nadiia Fechchenko nach dem russischen Angriff vor knapp zwei Jahren aus ihrer Heimat geflohen. Eine Russin hat ihr geholfen, hier in Deutschland Fuß zu fassen - in einer Bäckerei.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Elena Sawin und Nadiia Fechchenko stehen in einer Backstube im Landkreis Aichach-Friedberg. Die eine kommt aus Russland, die andere aus der Ukraine. Gemeinsam schieben sie ein paar Kiachle ins heiße Fett und schieben die Brezen in den Ofen. Zuerst waren sie Kolleginnen, jetzt sind sie Freundinnen.

Russin hilft Ukrainerin bei der Arbeit in der Bäckerei

Vor gut eineinhalb Jahren war für die 25-jährige Nadiia Fechchenko noch alles neu hier in Deutschland. Das Land, die Sprache - aber auch neue Backwaren, denn Brezen "gibt es nicht. Und Semmeln auch nicht. Nur Brot", erzählt Fechchenko in noch gebrochenem Deutsch. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine vor knapp zwei Jahren flüchtete sie von Odessa nach Deutschland und ließ ihren Mann und ihre Familie zurück. Durch mehrere Zufälle ist sie in der Bäckerei gelandet.

Allerdings war Nadiias Deutsch noch nicht so gut, dass sie alle Fachbegriffe verstehen konnte. Also kam Elena Sawin ins Spiel, die ursprünglich aus Russland kommt und schon länger in der Bäckerei arbeitet. Ohne zu zögern half sie ihr bei der Einarbeitung: "Wir sind alle Menschen, egal ob Ukrainer oder Russe. Wir sind doch Menschen. Wir sind alle gleich. Ich habe keine Probleme", sagt sie mit einem herzlichen Lachen. Und man müsse auch nicht über Politik sprechen. "Für was denn? Es gibt ja andere Themen: Urlaub oder Kinder – das ist besser!"

Ukrainisch-russische Freundschaft auch außerhalb der Backstube

Die 48-Jährige lebt schon seit 28 Jahren in Deutschland. Auch sie musste damals neu anfangen und weiß, wie schwer das war. Jetzt hilft sie Nadiia nicht nur in der Arbeit, sondern auch darüber hinaus: "Zu Hause helfe ich ihr auch. Egal welcher Brief kommt, sie ruft mich an. Sie kommt auch ab und zu zu mir nach Hause und wir reden."

Inzwischen hat sich eine richtige Freundschaft entwickelt, ein bisschen wie Mutter und Tochter. Alles, was zähle, seien die inneren Werte, sagt Nadiia: "Wir müssen gucken, welcher Mensch jemand ist, nicht welche Nationalität er hat."

Bäcker beschäftigt viele Menschen mit Migrationshintergrund

Auch der Bäckerei-Chef Rainer Scharold freut sich sehr über den Zusammenhalt. Denn er war es, der die beiden zusammengebracht hat. "Bessere Integration gibt es nicht. Sprache ist bei uns völlig egal, die Motivation zählt und motiviert sind sie beide. Sie haben einfach Lust zu backen," sagt Scharold.

Und Nadiia Fechchenko konnte inzwischen ihr erstes Deutschbuch an eine andere Kollegin weitergeben, die ebenfalls aus der Ukraine kommt - sie selbst braucht es nicht mehr.

Dieser Artikel ist erstmals am 1.02.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!