Astronautentraining im Nördlinger Ries: Alexander Gerst macht sich ein Bild vom "Suevit"-Gestein
Bildrechte: Europäische Raumfahrtorganisation - ESA
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Auch Esa-Astronaut Alexander Gerst hat es schon im Ries unter die Lupe genommen, das seltene Meteoritengestein "Suevit", jetzt "Stein des Jahres"

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"Gestein des Jahres" Suevit: Von Astronauten und Zementindustrie

"Gestein des Jahres" Suevit: Von Astronauten und Zementindustrie

Der Suevit ist "Gestein des Jahres" 2024. Es gibt ihn weltweit fast nur rund um Nördlingen. Entstanden durch eine kosmische Katastrophe, nutzt ihn Astronaut Alexander Gerst im Training für den Flug zum Mond.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Astronaut Alexander Gerst schlägt mit dem Geologenhammer auf die Gesteinswand ein, untersucht Bruchstücke mit einer kleinen Lupe - so ist es auf Bildern der Europäischen Raumfahrtagentur Esa zu sehen. Vor eineinhalb Jahren war der deutsche Astronaut mit dem Spitznamen "Astro-Alex" eine Woche lang im Nördlinger Ries zu Besuch. Das Ziel: Die Geologie des Meteoritenkraters und den Suevit verstehen.

Taufe mit dem Zerschlagen von Bierflaschen

Der Suevit, auf Deutsch Schwabenstein, wird am Freitagmittag in einem Steinbruch bei Oettingen zum "Gestein des Jahres" 2024 getauft - mit Bierflaschen, die an der Felswand zerschlagen werden sollen. Laut dem Bundesverband Deutscher Geowissenschaftler bekommt der Schwabenstein die Auszeichnung aufgrund seiner besonderen Entstehung und der damit verbundenen Bedeutung für die Geologie und die Raumfahrt.

Astronauten sollen auf dem Mond Suevit erkennen können

Denn der Suevit ist vor 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines mehr als einen Kilometer großen Asteroiden ins Nördlinger Ries entstanden. Der Mond und das Ries sind deshalb in gewisser Weise geologisch verwandt: Denn auch der Mond ist übersät von Einschlagskratern. Schon in den 1970er Jahren trainierten Apollo-Astronauten vor ihrem Flug zum Mond im Ries.

Und nun ist Alexander Gerst einer der möglichen Kandidaten für die erneut von der Nasa geplanten Mondmissionen. Mit dem Wissen aus dem Ries soll der Astronaut auf dem Mond Gesteine erkennen und bestimmen können.

Entscheidend für die Entstehung des Gesteins: Druck und Temperatur

Seit Jahrzehnten besuchen immer wieder Wissenschaftler das Nördlinger Ries. Denn der 25 Kilometer große Krater gilt als einer der am besten erhaltenen und am besten zugänglichen Einschlagskrater der Welt. Seit zwei Jahren ist er UNESCO Global Geopark. Und nur an einer Handvoll Orte weltweit finde man überhaupt Suevit, sagt Prof. Stefan Hölzl, Leiter des Rieskrater-Museums in Nördlingen. Bei der Entstehung des Gesteins habe die Geschwindigkeit des Asteroiden die entscheidende Rolle gespielt. "Denn so ein Asteroid kommt mit 70.000 Kilometern pro Stunde und wird dann in ein paar Tausendstel Sekunden auf null gebremst. Und wenn das Teil dann gestoppt wird, wird es unglaublich heiß und es gibt einen unglaublichen Druck", sagt Hölzl.

Schwabenstein regnete aus Glutwolke herab

In der Sekunde des Einschlags entstand kurzzeitig ein vier Kilometer tiefes Loch. Der Meteorit selbst verdampfte bei der Explosion und aus der Glutwolke des Einschlags regnete der Schwabenstein herab. Er besteht aus Staub, Asche und Gesteinstrümmern. Im Suevit finden sich auch die Minerale Stishovit und Coesit, die nur unter extrem hohen Druck entstehen. So konnte überhaupt erst in den 1960er Jahren nachgewiesen werden, dass der Rieskrater ein Meteoritenkrater und kein erloschener Vulkan ist.

Suevit: Ein grauer Mix aus "allem Möglichen"

Im Steinbruch Aumühle bei Oettingen steht Prof. Stefan Hölzl vor einer mehr als zehn Meter hohen Felswand, um zu erklären, woran man den Suevit erkennt. Im Grunde hat die Explosion des Meteoriteneinschlags sämtliche Gesteine im Untergrund zertrümmert, teilweise geschmolzen und zu etwas Neuem zusammengepresst. "Suevit ist ein Durcheinander von allem Möglichen. Ich habe verschiedene Gesteinsbruchstücke, hier zum Beispiel Granit, dann sind so helle, kleine Punkte drin, Kalksteine. Alles wird von grauem Feinmaterial zusammengehalten. Das zeigt einfach, dass das etwas sehr Gewalttätiges war."

Suevit für die Zementproduktion

Die Gewalt des Einschlags und die Entstehung des Schwabensteins hat damals alles Leben im Umkreis von 100 Kilometern ausgelöscht. Der Mensch nutzt den Suevit seit 2000 Jahren: Die Römer in der Gegend nutzten ihn, weil sich der relativ poröse Stein gut bearbeiten lässt, später wurden viele Gebäude in Nördlingen aus Suevit gebaut, wie die St.-Georgs-Kirche. Und heute baut ihn die Industrie zur Zementherstellung ab. Der Suevit bringe Festigkeit in den Zement, sagt Sabine Heuschkel, Laborleiterin bei der Firma Märker aus Harburg. Vor allem bei Restaurierungen sei der spezielle Zement gefragt, weil er durch einen niedrigen Alkali-Anteil das sogenannte Ausblühen des Betons minimiere - was vor allem der Optik dient.

Der Nördlinger Suevit ist Stein des Jahres 2024.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
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Der Nördlinger Suevit ist Stein des Jahres 2024.

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