Weil die Stromversorger in diesem Jahr mehr für die Nutzung der Netze bezahlen müssen, sehen sich einige von ihnen gezwungen, die Strompreise zu erhöhen. Ihre Kundinnen und Kunden müssen bald tiefer in die Tasche greifen. Andere Anbieter wiederum wollen die Preissteigerungen erstmal nicht an die Verbraucher weitergeben.
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Zuschuss gestrichen: Stromanbieter müssen mehr für Netze bezahlen
Eigentlich hatte die Bundesregierung beschlossen, die Netzentgelte für 2024 mit 5,5 Milliarden Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds zu bezuschussen. Aufgrund der veränderten Haushaltslage nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds wurde der Zuschuss jedoch im Dezember gestrichen. Daraufhin verdoppelten die Betreiber der Stromübertragungsnetze die Kosten für die Nutzung der Netze – von rund drei Cent/kWh auf über sechs Cent/kWh. Die Stromversorger müssen also mehr für die Nutzung hinlegen.
Stadtwerke München: "Das wird alle Kundinnen und Kunden treffen"
Die Stadtwerke München (SWM) erklären auf Anfrage des BR: Der Wegfall des Zuschusses erhöhe die Kosten für alle Stromversorger für 2024. "Die Strompreise werden durch diese Entwicklung auch für die Kundinnen und Kunden der SWM steigen. Das wird alle Kundinnen und Kunden treffen." Noch sei nicht klar, ab wann die Preiserhöhungen greifen werden. Dies hänge auch vom jeweiligen Vertrag ab. Man wolle rechtzeitig informieren, so die Stadtwerke München.
Auch von der Regensburger Energie- und Wasserversorgung (REWAG) heißt es: Die höheren Netzentgelte werden sich auf die Strompreise auswirken. Details wolle man noch bekanntgeben.
Entwarnung in Nürnberg, Augsburg und Hof
Die N-Energie Aktiengesellschaft der Energieversorger für Nürnberg und die Region gibt dagegen vorerst Entwarnung: Man habe sich dazu entschieden, die gestiegenen Netzentgelte vorerst nicht an die Kundinnen und Kunden weiterzugeben, so ein Sprecher. Auch die Stadtwerke Augsburg teilen auf BR-Anfrage mit: "Eine Preiserhöhung ist nicht geplant und auch in den nächsten Monaten derzeit nicht absehbar."
Die Stadtwerke Hof wollen die Mehrkosten nach eigenen Angaben nicht in einer Zeit an die Kunden weitergeben, in denen der Strompreis ohnehin noch vergleichsweise hoch sei. Die Netzentgelte werde man erst zeitverzögert ab 2027 in den Strompreis einrechnen, wenn er sich auf einem niedrigeren Niveau eingependelt habe und die Verbraucher weniger belastet würden, erklärt eine Sprecherin.
Verband der Bayerischen Energiewirtschaft: "Versorger wurden kalt erwischt"
Der Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) bestätigt, dass viele Versorger die Preise zum Jahreswechsel teils deutlich gesenkt hätten und dann vom Wegfall des staatlichen Zuschusses überrascht worden seien. "Versorger, die ihre Preise schon im Vorfeld gesenkt haben [...] weil sie gut eingekauft haben und sich darauf verlassen haben, dass der Zuschuss zu den Netzentgelten auch 2024 vom Staat gezahlt wird wurden kalt erwischt", erklärt Detlef Fischer, Hauptgeschäftsführer des VBEW. Diese Anbieter müssten nun die Preise wieder erhöhen.
Andere Versorger - vor allem jene mit bislang hohen Strompreisen - hätten eigentlich im Frühjahr 2024 ihre Preise senken wollen, da die Einkaufspreise für Strom gesunken sind. "Diese Versorger können ihre Preise jetzt trotz Netzentgelterhöhung stabil halten, die vorgesehene Preissenkung fällt aber aus oder fällt geringer aus", sagt Fischer.
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