Ein Regenwurm (Archivbild)
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Gesunder Boden: Warum der Wald Regenwürmer braucht

Gesunder Boden: Warum der Wald Regenwürmer braucht

Ein Zukunftswald braucht einen gesunden Boden - und den gibt es nur mit der Hilfe von Regenwürmern. Für Öko-Bauern sind sie Grundlage von Bodenfruchtbarkeit. In der Forstberatung kommen sie jedoch nicht vor. Was können Regenwürmer im Wald bewirken?

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Regenwürmer im Boden würden im Forst gnadenlos unterschätzt, sagt Dominik Landerer vom Forstamt der Stadt Landsberg am Lech. "In der klassischen Forstpraxis ist das gar kein Thema. Man sieht das in der Forschungsliteratur, es gibt quasi keine Daten zu Regenwürmern im Wald. Dabei ist es die wichtigste Tierart!" Was in der staatlichen Forstberatung zählt, sind Bodenaufbau, Temperatur und Niederschlag an einem Standort. Nicht aber ein "lebendiger Boden". Der ist humos, fruchtbar und hat viele Regenwürmer.

Regenwürmer machen Boden fruchtbar

Regenwürmer zersetzen Blätter, Pflanzenreste und Äste zu wertvollem Humus und ziehen ihn in tiefere Schichten. Der Boden wird fruchtbarer, hält mehr Wasser und wird besser durchlüftet. Die Regenwurmgänge werden wiederum von den Wurzeln der Bäume genutzt: eine Win-win-Situation für Bäume und Bodenlebewesen. Im Öko-Landbau ist das Standardwissen. Dominik Landerer und seine Kollegen vom Projekt "Life Future Forest" im Landkreis Landsberg wollen nun auch Waldbesitzer und Förster für den Regenwurm sensibilisieren. "Wir sind da ziemliche Vorreiter", sagt Landerer.

"Waldboden unter Fichten ist tot"

Waldbesitzer Martin Brennauer aus Fuchstal im Landkreis Landsberg am Lech hat den Bodenkundler in seinen Wald eingeladen: Landerer soll schauen, ob es dort Regenwürmer gibt. Es ist ein wissenschaftliches Standardverfahren: Mithilfe von Senföl lockt Landerer die Regenwürmer aus dem Boden. Er gießt eine Mischung aus Senföl, Alkohol und vier Litern Wasser in einen Metallrahmen von 30 x 30 Zentimetern Fläche. Aber auch nach einer Viertelstunde Wartezeit zeigt sich kein Regenwurm. Waldbesitzer Martin Brennauer ist entsetzt. "Dass wir gar keinen finden, hätte ich nicht gedacht." Bodenlebewesen mögen keinen sauren Fichtenboden, erklärt Dominik Landerer. "Dieser Boden ist praktisch tot."

Buche und Eiche mag der Regenwurm nicht

Aber wie bekommt man Regenwürmer in seinen Waldboden? Mit den richtigen Baumarten! Ahorn, Hainbuche, Linde, Elsbeere, Speierling - "Die liebt der Regenwurm", sagt Dominik Landerer. "Wenn ich die in einem entsprechend hohen Anteil im Wald habe, dann habe ich auch einen lebendigen, fruchtbaren Boden." Buche und Eiche sind zwar generell gute Baumarten für den klimastabilen Wald, für einen lebendigen Boden sind sie allein aber nichts. Der Regenwurm mag die Gerbstoffe in den Blättern von Eiche und Buche nicht. Es kommt also auf die Mischung an: Von den angestrebten 80 Prozent Laubhölzern in einem Zukunftswald sollte nach Ansicht von Dominik Landerer die Hälfte der Laubbäume regenwurmfreundlich sein.

1,3 Millionen Regenwürmer unter Ahornbäumen

Bei Raimund Hofmann in Weil im Landkreis Landsberg am Lech dagegen tummeln sich die Regenwürmer im Messrahmen: Auf 30 x 30 Zentimetern Fläche zählt Dominik Landerer neun Regenwürmer. Das sind hochgerechnet rund eine Million Regenwürmer pro Hektar. Der Unterschied: Raimund Hofmann ist seit 30 Jahren dabei, seinen Wald im Sinne eines "lebendigen Bodens" umzubauen. Er bringt ganz bewusst regenwurmliebende Baumarten wie Linde, Ahorn, Speierling und Elsbeere in den Wald ein.

Zukunftswald sollte 80 Prozent Laubbäume haben

Regenwürmer allein machen allerdings noch keinen Zukunftswald: Raimund Hofmann steckt auch viel Zeit in die Pflege der Bäume. Er durchforstet seine Bestände permanent, fördert klimatolerante Baumarten und schafft vielfältige Strukturen im Wald. Der Waldbesitzer spürt eine Veränderung: "Die Bäume wachsen wesentlich besser, sie halten Trockenphasen länger durch und ich hab viel weniger Ausfälle", sagt Hofmann. "Ich bin den Risiken des Klimawandels durch den lebendigen Boden einfach weniger ausgesetzt."

App für einen regenwurmfreundlichen Wald

Der Weg von einer Fichtenmonokultur mit einem sauren Boden zu einem vielfältigen Laubmischwald mit vielen Regenwürmern ist lang. Für Waldbesitzer, die zunächst einmal ein Gefühl dafür bekommen wollen, wo ihr Wald in Sachen Regenwurm steht und wie lebendig ihr Waldboden ist, haben Dominik Landerer und seine Kollegen vom Future Forest Projekt eine App entwickelt. Man findet sie auf der Internetseite des Landratsamtes Landsberg am Lech oder hier [externer link]. Der Leitfaden und die App sollen Waldbesitzer für den lebendigen Boden sensibilisieren, sie ersetzen jedoch nicht die forstliche Beratung.

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