Über Jahrhunderte wurde seine Bedeutung unterschätzt. Inzwischen ist klar: Ohne ihn geht nichts im Kampf gegen den Klimawandel. Und das nicht nur am Amazonas. Auch in Deutschland gilt: ohne Waldboden kein Erfolg bei der CO₂-Speicherung, kein funktionierender Wasserkreislauf, kein klimastabiler Wald. Der Waldboden erbringt viele Leistungen und wurde deshalb von einem Fach-Kuratorium zum Boden des Jahres 2024 gekürt. Aber ist der Waldboden gesund oder muss er geschützt werden?
Schaden Holzerntemaschinen dem Waldboden?
30 Prozent der Waldfläche in Bayern gehören den Bayerischen Staatsforsten. Oberstes Gebot im Staatswald: Erhalt und Verbesserung der Schutzfunktion und eine bodenschonende Bewirtschaftung. Allerdings wird die Holzernte seit vielen Jahren flächendeckend mit großen und schweren Maschinen bewerkstelligt: sogenannte "Harvester" fällen die Bäume, Rückefahrzeuge oder "Forwarder" bringen sie aus dem Wald. Ohne eine Verletzung des Waldbodens geht das aber nicht.
Befahrung der Waldböden auf "ein erträgliches Maß" begrenzt
Das Rezept zur Schadensbegrenzung: Erschließung und Feinerschließung der Flächen. Im Klartext bedeutet das: mit schweren Maschinen nicht kreuz und quer im Wald herumfahren, sondern nur auf erschlossenen Wegen und sogenannten Rückegassen. Außerdem sind moderne Forstmaschinen so ausgestattet, dass trotz ihres hohen Gewichts der Druck auf den Boden möglichst gering bleibt. Breite Niederdruckreifen, sogenannte "Bogiebänder" auf den Forwardern, Raupen- oder andere Spezialfahrwerke mit bis zu vier Achsen sollen eine bestmögliche Bodenschonung gewährleisten. Außerdem darf der Waldboden nur bei entsprechenden Witterungsverhältnissen befahren werden: bei gefrorenem oder trockenem Boden, aber nicht bei Nässe.
Problem Stickstoffeinträge
War der Waldboden in den 1980er-Jahren durch den sauren Regen mit Schwefel geschädigt, sind es heute zu hohe Stickstoffeinträge aus Verkehr und Landwirtschaft, die den Waldboden belasten. Vor allem Ammoniak aus Nutztierställen und aus der Gülleausbringung überdüngen den Waldboden und schädigen ihn. In Bayern gibt es deshalb alle zehn bis 15 Jahre eine Bodeninventur, bei der die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) an 380 Inventurpunkten Daten erhebt: über den Humus- und Mineralbodenzustand, den Vorrat an Totholz, die Bodenvegetation und den allgemeinen Zustand des Waldes. Seit 2022 läuft wieder so eine Inventur, das Ergebnis soll es 2026 geben. So viel verrät Dr. Klaas Wellhausen, Leiter der Abteilung Boden und Klima an der LWF, schon jetzt: "In Bayern ist der Waldboden in einem gutem Zustand." Widerspruch kommt vom Bund Naturschutz, dort spricht man von einem Waldsterben 2.0, durch Trockenheit, Luftschadstoffe und Überdüngung der Waldböden.
Wald als Wasserspeicher
Auch Hitze und Trockenheit belasten den Waldboden. Allerdings gibt es derzeit noch keine konkreten Pläne in Bayern, wie man in Zukunft das Austrocknen der Waldböden besonders auf Kahlflächen verhindern will. Ob das Gießen von Jungpflanzen oder Tröpfchenbewässerung im Wald eine Lösung sind, dazu gibt es zwar verschiedene Forschungsprojekte, doch ob es in der Praxis großflächig durchführbar ist, bezweifeln viele. Ebenso wenig gibt es strategische Planungen oder Förderprojekte, wie man bei Starkregenereignissen Wasser im Wald halten kann.
Geeignet wären künstlich angelegte Tümpel im Wald, die Wasser speichern oder mehr Totholz, das wie ein Schwamm wirkt. Dazu gibt es zwar Einzelprojekte engagierter Waldbesitzer und Förster, aber kein flächendeckendes Konzept.
Manche Wälder werden gekalkt
Sehr kritisch wird unter Experten auch die Frage diskutiert: Kann man einen kranken Waldboden heilen, zum Beispiel durch Düngen mit Kalk? Im Fichtelgebirge, wo der Wald vor Jahrzehnten besonders unter dem sauren Regen gelitten hat, gab es den Versuch, den Boden mit Kalk zu sanieren. Kalk neutralisiert nicht nur Säure, er aktiviert auch Bodenleben und Nährstoffe. Auf Versuchsflächen bei Pilgramsreuth in Oberfranken ist zu sehen: auf gekalktem Waldboden sind die Bäume besser gewachsen. Dennoch werden in Bayern nur auf wenigen hundert Hektar Wälder gekalkt, in Thüringen oder Baden-Württemberg vier- bis sechsmal so viel. Zu viel Kalk bringe nichts, argumentiert Klaas Wellhausen von der LWF, Kalken könne nur eine gut abgewogene Einzelentscheidung, aber nicht die Regel sein.
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