Kein Wasser, kein Strom, keine Haustüre. Das ehemalige Uhrmacherhäusl im Münchner Stadtteil Giesing wird erneut ein Fall für das Gericht. Ab heute geht es im Münchner Amtsgericht um den Umgang des Käufers mit den früheren Mietern. Die Vorwürfe: Nötigung und Sachbeschädigung.
Strom abgeschaltet, Haustüre ausgehängt, Dachziegel entfernt?
Der Käufer des denkmalgeschützten und 2017 illegal abgerissenen Hauses soll die früheren Mieter rausgeekelt haben, indem er das Wasser abgedreht, den Strom abgeschaltet, die Haustür ausgehängt und Dachziegel (damit es reinregnet) entfernt haben soll. Es kommt zum Prozess, weil der Mann Einspruch gegen den Strafbefehl eingelegt hat.
Seit Jahren beschäftigt das Uhrmacherhäusl im Stadtteil Giesing Einwohner, Denkmalschützer und die Justiz. Im Sommer vergangenen Jahres urteilte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (BayVGH), dass das kleine Häuschen in seinen historischen Gebäudemaßen wieder aufgebaut werden muss.
Bagger reißt das kleine Haus laut Eigentümer "unabsichtlich" ein
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte damals, man könne "Profitgier nicht gegen jedes Recht mit der Abrissbirne durchsetzen".
Das Uhrmacherhäusl gehörte zum Ensemble Feldmüllersiedlung in Giesing, das zwischen 1840 und 1845 erbaut wurde. Ein Bagger hatte das denkmalgeschützte kleine Haus im Herbst 2017 eingerissen - unabsichtlich, wie der Grundstückseigentümer Medienberichten zufolge angab. Der Streit ging vor Gericht.
"Der Fall zeigt deutlich, wie rabiat es auf dem Münchner Mietmarkt zugeht", sagte Simone Burger, stellvertretende Vorsitzende des Mietervereins München. "Profit steht über allem, auch den Interessen der Mieter."
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