Wer heute von Augsburg nach München, Ulm, Würzburg oder Aalen will, der kann sich nicht auf den Fahrplan verlassen, sondern muss im Internet oder auf Bahnapps schauen, ob sein Zug überhaupt fährt. Go-Ahead hat nämlich massive Probleme mit seinen Zügen, das teilte das Unternehmen am Abend mit.
Technische Probleme bei den Zügen
Wegen defekter Schleifleisten sind immer weniger Züge einsatzfähig. Die Schleifleisten sind nach Angaben des Unternehmens am Stromabnehmer angebracht, an der höchsten Stelle des Zuges. Dort übernehmen sie den Strom von der Oberleitung und leiten ihn dann weiter. Von den Problemen sei man völlig überrascht worden, sagte Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg. Die betroffenen Züge blieben auf der Strecke liegen, müssten aufwändig abgeschleppt werden. Die Technik an sich sei altbekannt und bewährt. Die betroffenen Teile am Stromabnehmer auszutauschen, sei an sich nicht besonders aufwändig. Weil aber so viele der insgesamt 48 Züge betroffen seien, kämen die Mitarbeiter "kaum noch hinterher", so Karg.
Siemens Mobility: Oberleitungsschaden führt zu Problemen
Siemens Mobility teilte dem BR auf Anfrage dazu mit: "Aufgrund eines Oberleitungsschadens bei Olching kam es in den letzten beiden Tagen bei einigen Zügen von Siemens Mobility zu Beschädigungen am Stromabnehmer."
Viele Krankmeldungen bei Go-Ahead
Zu diesen technischen Problemen kommen dann nach Angaben des Unternehmens noch viele Krankmeldungen. Deshalb seien von den für den Betrieb benötigten 48 Triebzügen heute früh voraussichtlich nur rund 35 einsatzfähig, heißt es. Wenn sich Mitarbeiter kurzfristig krank melden, so Go-Ahead-Sprecher Karg, sei es immer schwierig, noch Ersatz zu organisieren.
Auch dass die Motivation der verbliebenen Mitarbeiter leide, wenn sie einspringen und länger arbeiten müssten, sage einem ja schon der "gesunde Menschenverstand". Pro Bahn hatte hier vor einer "Abwärtsspirale" gewarnt. GoAhead verweist auf die laufende Ausbildung von Zugpersonal. Man bekomme laufend neue Mitarbeiter dazu, das reiche aber noch nicht aus. "Da haben wir sicher noch eine Durststrecke vor uns", räumt Karg unumwunden ein.
Ursachenforschung gemeinsam mit dem Hersteller
Man arbeite mit dem Werkstattteam der Firma Euco-Rail und dem Zughersteller Siemens mit Hochdruck daran, einerseits die Ursache für die Beschädigungen zu finden und andererseits die Züge schnellstmöglich zu reparieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Es könne aber auch noch in den nächsten Tagen zu vermehrten Zugausfällen kommen. Aktuell kommt es bereits zu massiven Verspätungen von einer halben Stunde und mehr, zwischen Donauwörth und Treuchtlingen sind Verbindungen gestrichen.
Gleiche Probleme wie beim Fugger-Express
Beim Fahrgastverband Pro Bahn hatte man eigentlich gehofft, mit dem neuen Bahnunternehmen Go-Ahead Verbesserungen im schwäbischen Schienenverkehr zu bekommen. Doch inzwischen klingen die Reaktionen auf die neuen Probleme schon etwas resigniert. Im neuesten Newsletter des Fahrgastverbands heißt es etwa: "Eigentlich hatten wir als Fahrgastverband gedacht, die Pannen beim Fugger-Express ET440-Triebwagen wären einmalig gewesen, aber Siemens steht Alstom aktuell offenbar in nichts nach."
Große Probleme auch auf der Riesbahn
Go-Ahead betreibt in Schwaben die Strecken München-Lindau, Augsburg-Ulm, Augsburg-Treuchtlingen und seit dem Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember auch die Strecke Donauwörth-Nördlingen-Aalen, die Riesbahn. Hier gab es von Anfang an Probleme. Zunächst konnte nur mit einem ausgedünnten Fahrplan gestartet werden, da Lokführer fehlten. Zwei Subunternehmen fuhren dann auch, die Weser-Ems-Eisenbahn und DB-Regio. Inzwischen sind die Züge von Go-Ahead unterwegs, doch es kommt weiter zur Problemen.
Go-Ahead lädt zum Gespräch
Nach den vielen Zugausfällen und Verspätungen auf der Riesbahn zieht das Eisenbahnunternehmen Go-Ahead heute Abend (27.06., 19 Uhr) in Möttingen eine Zwischenbilanz. Dazu sind explizit nicht nur die Presse, sondern auch Fahrgäste der Riesbahn eingeladen. Zahlen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) belegen nun die Ausfallzahlen der Zugverbindungen und Verspätungen. Gemessen werden die Zugausfälle in ausgefallenen Zugkilometern. So gibt die BEG für die Strecke zwischen Donauwörth und Aalen seit der Übernahme durch Go-Ahead im Dezember pro Monat zwischen 1.000 und bis zu 4.000 ausgefallene Zugkilometer an. Zum Vergleich: Im Jahr davor waren es pro Monat zwischen 100 und knapp 1.000 ausgefallene Zugkilometer.
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