Greenpeace-Aktivisten pflanzen zum Protest gegen Gasbohrungen Bäume auf dem geplanten Bohrfeld unweit des Ammersees.
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Greenpeace-Aktivisten pflanzen zum Protest gegen Gasbohrungen Bäume auf dem geplanten Bohrfeld unweit des Ammersees.

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Greenpeace-Aktion gegen geplante Erdgasbohrung bei Landsberg

Greenpeace-Aktion gegen geplante Erdgasbohrung bei Landsberg

Bei Landsberg will eine Firma nach Erdgas bohren. Sehr zum Unmut von Anwohnern und der Kommunalpolitik. Sie setzen auf Hubert Aiwanger, doch der winkt ab. Am frühen Morgen haben Greenpeace-Aktivisten nun aus Protest Bäume am Bohrplatz gepflanzt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Fünf Uhr morgens: Rund 15 Aktivistinnen und Aktivisten von Greenpeace tragen zehn junge Bäume – immerhin fünf Meter hoch – vom Anhänger auf den geplanten Bohrplatz in Reichling im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech. Eine von Brennnesseln, Sträuchern und Kräutern zugewucherter Fläche mit einem roten Pfosten in der Mitte, als Markierung für die Bohrung. "Die Erdgasbohrung soll trotz der immer schneller voranschreitenden Erderhitzung und gegen den Willen der Menschen vor Ort durchgedrückt werden. Das ist unverantwortlich." sagt Saskia Reinbeck von Greenpeace zur Aktion. Die gepflanzten Bäume könnten ihr zufolge die Grundlage für einen widerstandsfähigen Mischwald bilden.

Bürgerinitiative und Klimaschützer sind gegen Bohrung

Die "Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen – gegen die Ausbeutung unserer Heimat" (BI) befürchtet, dass durch die Erdgasbohrung Schadstoffe in die Luft und das Trinkwasser kommen könnten – denn der Bohrplatz liegt genau im Zustrom zur Trinkwasserquelle. Auch ein Naturschutzgebiet ist in unmittelbarer Nähe.

Dazu kommen nach Meinung der BI möglicherweise negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und Schwerlastverkehr durch die Dörfer. Mehrere Umwelt- und Klimaschutzorganisationen unterstützen die Bürgerinitiative, weil sie gegen die Neuerschließung fossiler Energiequellen sind. Zusammen mit Greenpeace hat die BI bereits vor dem bayerischen Wirtschaftsministerium und am Bohrplatz demonstriert. Seitdem steht dort, auf der benachbarten Wiese, ein meterhohes gelbes X mit der Aufschrift "Kein neues Gas!" – gut sichtbar von der Straße aus. An der Baumpflanzaktion in den frühen Morgenstunden war die BI nicht beteiligt.

Unternehmen weist Vorwürfe zurück

Genexco Gas, eine Tochterfirma des kanadischen Energieunternehmens MCF, weist die Umweltbedenken zurück: Da etwa ein vorhandenes Stahlrohr einer zugeschütteten Bohrung von 1983 genutzt werde, erfolge keine Berührung mit dem Grundwasser. Um sicherzugehen, wurde vor kurzem eine Messstelle zum Grundwassermonitoring eingerichtet, das war eine Auflage der zuständigen Behörden.

Der BI geht das aber noch nicht weit genug, sie wollen sich für zusätzliche Messungen direkt an der Quelle einsetzen. Ein von Genexco Gas erstelltes Trinkwasser-Notfallkonzept prüft die Gemeinde Reichling laut Bürgermeister Johannes Hintersberger gerade.

Widerstand auch aus Lokalpolitik

Seitdem das Bergamt Ende Juni die Erkundungsbohrung genehmigt hat, wird der Protest in Reichling und Umgebung immer lauter – auch auf politischer Ebene: Kürzlich hat der Reichlinger Gemeinderat sich gegen das Projekt ausgesprochen. Der Landsberger Landrat Thomas Eichinger kündigte an, einen Protestbrief an Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger schreiben zu wollen. Denn sein Ministerium hat – mitten in der Energiekrise 2022 – die Suche nach Erdgas bei Reichling erlaubt. Doch noch bevor der Landsberger Landrat den Brief geschrieben hat, reagiert Aiwanger mit einer Pressemitteilung (externer Link) auf die Kritik.

Aiwanger verweist an Bund

Aiwanger verwies auf das geltende Bundesberggesetz: Sofern ein Unternehmen alle Vorgaben daraus erfülle, bestehe ein Rechtsanspruch, dem er sich als Wirtschaftsminister eines Bundeslandes nicht verwehren könne. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums teilte inzwischen mit, dass der Koalitionsvertrag eine Modernisierung des Bergrechts vorsehe. Heimische Rohstoffe sollen demnach ökologischer und leichter abgebaut werden können. Die Bundesregierung stimme derzeit Eckpunkte ab, die eine Richtung für den Gesetzentwurf vorgeben sollen. Zum Erreichen der Klimaziele muss der Gasausstieg in Deutschland laut Bundeswirtschaftsministerium spätestens Anfang 2040er Jahre abgeschlossen sein.

Energie-Expertin: "Lohnt sich in Deutschland nicht"

Das Argument, heimisches Gas sei weniger klimaschädlich, weil die Transportwege kürzer sind, sieht Energie-Expertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung kritisch: "Dafür reichen die Gasmengen nicht aus, dass man wirklich so argumentieren könnte, dass es sich lohnt, in Deutschland Gas zu bohren. Die Umweltschäden sind sehr hoch, der Ertrag ist sehr gering. Wir alle wollen und werden aus dem Gas eher aussteigen, sodass es sich nicht wirklich lohnt und man sollte es auch nicht fördern." Derzeit sei Deutschland in keiner Mangelsituation, es werde genug aus Norwegen und anderen Ländern geliefert, so Kemfert.

Weitere Gasbohrungen in Ammerseeregion möglich

Die Bürgerinitiative Reichling Ludenhausen hofft, dass die Firma Genexco Gas durch Druck aus der Bevölkerung von selbst von der Bohrung ablässt – wie es etwa im Landkreis Rosenheim der Fall war. Ansonsten will sie ganz genau beobachten, dass alles mit rechten Dingen ablaufe. Durch Veranstaltungen in anderen Gemeinden will die BI außerdem auch ihre Mitbürger informieren, denn eine weitere Tochterfirma von MCF darf zusätzlich auch auf circa 100 weiteren Quadratkilometern vom Lech bis hin zum Ammersee nach Gas suchen.

Im Video: Protest gegen Erdgasbohrung

Blick auf das oberbayerische Reichling im Landkreis Landsberg am Lech.
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Im oberbayerischen Reichling haben Greenpeace-Aktivisten mehrere Bäume an einer Stelle gepflanzt, an der ein Unternehmen nach Erdgas bohren will.

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