Die Maschinen brummten laut, als Ministerpräsident Markus Söder (CSU) das blau-weiße Band durchschnitt und damit eines der größten Wasserkraftwerke Deutschlands eröffnete. "Wasserkraft ist eine urbayerische Heimatenergie", sagte Söder bei der feierlichen Eröffnung, "deshalb setzen wir uns sehr dafür ein, dass es zu den anderen erneuerbaren Energien seinen Stellenwert behält und auch ausgebaut bekommt."
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250 Millionen Euro investiert
Nach vier Jahren Bauzeit ist es jetzt soweit: Das neue Kraftwerk in Töging ist in Betrieb. Es wurde direkt neben dem historischen Bestand errichtet und verfügt über drei Maschinensätze mit Kaplan-Turbinen. Betreiber ist das österreichische Unternehmen VERBUND Innkraftwerke, welches gut 250 Millionen in das Projekt investierte.
Nach den Umbau- und Modernisierungsarbeiten kann das neue Kraftwerk jetzt 200.000 heimische Haushalte mit Strom aus dem Inn versorgen. Es produziert 700 Gigawattstunden Strom pro Jahr.
Geringe Einbußen wegen Wassermangel
Einige Wasserkraftwerke kämpfen aktuell mit Wassermangel, jedoch würde dies nicht das Wasserkraftwerk Jettenbach-Töging betreffen, erklärt VERBUND-Sprecher Wolfgang Syrowatka. "Wir sind zehn Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt gewesen – aber das hatten wir früher auch schon. In dem Sinne ist keine dramatische Entwicklung zu verzeichnen."
Ein großer Vorteil für das Kraftwerk sei vor allem der Inn, der seinen Ursprung in der Schweiz hat. "Wir haben einen Fluss, mit einem Einzugsgebiet im Alpenraum", sagt Syrowatka. "Das Niederschlagsregime ist einfach ein anderes." Natürlich soll es auch Einbußen gegeben haben, aber die sind laut VERBUND-Sprecher nicht dramatisch.
"Ausgeklügeltes" Pflegeprogramm entwickelt
Auch für den Eingriff in die Natur, also in die genutzten Flächen, dafür musste das Unternehmen Ausgleich schaffen. Das heißt: Flächen, die für das Projekt genutzt wurden, mussten anderorts wiederhergestellt werden. Die Abdichtung des Innkanals allein brauchte eine Fläche von etwa einem Dutzend Fußballfeldern.
Im Projektgebiet wurden daher Magerrasenstandorte entwickelt. Das sind besonnte Wiesenflächen, freigehalten von hohem Gewächs. "Diese Flächen kommen so bei uns nicht mehr vor. Wir haben zum Beispiel tolle Orchideen, die bei uns heimisch sind", erklärt Syrowatka. Für solche Magerrasenstandorte müssten aber auch gewisse Maßnahmen ergriffen werden, beispielsweise dürften keine Bäume wachsen oder es gebe ein eigenes Mähprogramm. "Natürlich gibt es dann auch Kritik, warum die Bäume da nicht sein dürfen oder warum wir genau jetzt mähen – aber wir haben ein ausgeklügeltes Pflegeprogramm entwickelt", sagt der VERBUND-Sprecher.
Bereits seit 2014 steht das Unternehmen in engem Austausch mit den Bürgern, zeitweise gab es monatliche Bürgersprechstunden. Interessierte Bürger können sich auch jetzt, einen Tag nach der Eröffnung, über das neue Kraftwerk informieren und das historische, stillgelegte Bestandskraftwerk besuchen.
Lange Vergangenheit Innkraftwerk
Bereits 1919 erfolgte der Spatenstich für das heute älteste Wasserkraftwerk am Inn. Die Bauarbeiten dauerten bis 1924. Beteiligt waren über 7.000 Arbeiter, zweitweise war es die größte Baustelle Europas. Danach wurde das erste Mal Wasser aus dem Jettenbacher Wehr in den Kanal geleitet.
Das historische, nun stillgelegte Bestandskraftwerk ist denkmalgeschützt und wird nach den aktuellen Bauarbeiten als Kompetenzzentrum der Verbund-Wasserkraft in Bayern genutzt, in dem die Verwaltungen mit bis zu 120 Mitarbeitern zusammengelegt werden.
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