Sebastian Schaubeck sperrt mit einem Pieper die Tür zum Werk auf. Der 41-jährige Geschäftsführer der Armoured Car Systems GmbH (ACS) in Friedberg-Derching gibt BR24 einen seltenen Einblick in die Werkshalle nahe der A8. Im streng bewachten Unternehmen der Rüstungsindustrie stehen hochgerüstete, geländegängige G-Klassen von Mercedes - in olivgrün oder schwarz, mit gepanzerten, wuchtigen Türen und Fenstern. Bald sollen hier noch mehr Fahrzeuge dieser Art oder Teile dafür produziert werden.
Tausende Fahrzeuge für die Bundeswehr
Das Unternehmen hat einen Großauftrag der Bundeswehr erhalten. Mehr als 3.000 militärische Fahrzeuge sollen in den kommenden 15 Jahren an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Das künftige Fahrzeug wird den Namen CARACAL tragen. "In den letzten 20 Jahren haben wir ungefähr um die 500 Autos gebaut. In den nächsten zehn Jahren wollen wir ungefähr 3.000 bauen. Das gibt so eine gewisse Vorstellung, in welche Richtung wir aktuell denken müssen", berichtet Geschäftsführer Schaubeck.
"Lego-Strategie" für die Bundeswehr
Bei dem Bundeswehr-Auftrag tritt Rheinmetall als Generalunternehmerin auf. Zulieferer sind Mercedes-Benz und eben ACS aus Friedberg-Derching. Das Fahrgestell kommt von Mercedes. Alles oben drüber ist ein "Maßanzug" von ACS. Außerdem kümmert sich ACS um die Ladungsträger, die Soldaten und Waffen auf dem Fahrzeug sicher transportieren sollen.
Der Aufbau ist modular und minimalistisch, sodass Soldaten im Feld den Aufbau schnell anpassen und umändern können, so wie es die Situation gerade erfordert. "Wir haben nur drei verschiedene Schrauben in Verwendung", erklärt Schaubeck. "Das ist wie bei Ikea oder Lego." Für verschiedene Anforderungen könnten die Fahrzeuge rasch angepasst werden, sagt ACS.
Herausforderung Fachkräftemangel
Der Großauftrag der Bundeswehr kommt im Jubiläumsjahr von ACS, das auf eine 20-jährige Erfahrung in der Branche zurückblickt. Das Friedberger Rüstungsunternehmen, das auch Polizeien der Bundesländer mit Sonderfahrzeugen für Terrorlagen ausstattet, steht aber wegen des Bundeswehr-Auftrags vor einer Herausforderung, vor der auch viele andere Unternehmen stehen: dem Fachkräftemangel.
Armoured Car Systems sucht Schweißer und Monteure. 60 Mitarbeiter beschäftigt die Friedberger Rüstungsfirma derzeit. "Hundert Mitarbeiter wollen wir haben", sagt Schaubeck. Der Geschäftsführer hofft auf viele Bewerber, die sich mit dem Thema Rüstung, G-Klasse und Offroad auskennen.
Produktion exklusiv für Europa und die Nato
Die Friedberger sollen luftlandefähige Fahrzeuge bauen, also geländefähige Militärwagen, die von Hubschraubern an die Front geflogen werden können. "Unsere Kunden sind ausschließlich Behörden und Sicherheitskräfte, ausschließlich im Bereich Europa und Nato", berichtet Geschäftsführer Sebastian Schaubeck, ein gebürtiger Regensburger. "Alles andere dürfen wir aus regulatorischen und rechtlichen Gründen sowieso nicht bedienen."
"Hier in diesem Eck nicht fotografieren, das ist geheim", sagt Schaubeck beim Gang durch die Halle. Fragen zu manchen Details lässt Schaubeck unbeantwortet. Die Branche ist verschwiegen. Über Berichterstattung freut sich Schaubeck dennoch. "Man war ja sehr, sehr lange in ein dreckiges Eck gestellt worden und wir wollen einen Beitrag leisten zur Sicherheit des Landes."
Rüstungshersteller seit Ukraine-Krieg anders wahrgenommen
Schaubeck stellt fest, dass die Branche und sein Unternehmen seit dem Überfall der Ukraine durch Russland anders wahrgenommen wird - nicht nur in der Öffentlichkeit. "Wir nehmen es auch bei Banken und Versicherungen wahr, wo wir früher sehr lange kämpfen mussten, um überhaupt Versicherungen für unsere Fahrzeuge und den Testbetrieb zu bekommen. Da gibt es jetzt schon einen gewissen Mindset-Wechsel."
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