Ein dumpfer Schlag am Fenster – schon ist es zu spät. Wenn Vögel mit voller Wucht gegen Glasscheiben fliegen, ist das für die Tiere oft das Ende. Sie sterben an inneren Verletzungen. Laut Landesbund für Vogelschutz (LBV) geschieht das allein in Deutschland jährlich rund 100 Millionen Mal – mindestens. Eine neue Methode könnte nun unzählige Vögel vor einem derartigen Schicksal bewahren: Viele kleine auf die Scheibe geklebte Punkte sollen die Fenster für Vögel sichtbar machen.
Punkte machen Scheiben für Vögel sichtbar
Für Vögel sind Glasscheiben etwas Tückisches. Sie erkennen lediglich die Reflexionen, sagt Peter Stimmler vom Landesbund für Vogelschutz. Im Glauben, einen Baum anzufliegen, krachen sie dann mit voller Wucht gegen die Fenster. Kleine, silberfarbene Punkte, aufgeklebt in einem Abstand von etwa zehn Zentimetern, sollen das künftig verhindern. Denn: sie "machen die Scheibe sichtbar für die Vögel", erklärt Stimmler. So sei es den Tieren möglich, die Fenster als Hindernisse zu erkennen und auszuweichen. Für uns Menschen dagegen seien die kleinen Punkte kaum wahrnehmbar: sie bedecken weniger als ein Prozent der Fensterfläche.
Das Problem des sogenannten Vogelschlags ist nicht neu. Bisher war der verbreitetste Versuch dem entgegenzuwirken das Aufkleben schwarzer Vogel-Silhouetten. Doch das habe quasi nichts gebracht, sagt LBV-Experte Peter Stimmler. Bei den flächig verteilt aufgeklebten, silbernen Punkten sieht es anders aus. Nachdem im Sommer 2022 ein junger Wanderfalke gegen ein Fenster des Zukunftsmuseums geflogen und verendet war, hat Doris Heimbucher als Sachverständige die Wirksamkeit der "vogelfreundlichen Glasflächen" untersucht. Vor dem Anbringen der Punkte waren 18 Vögel gegen die Fenster des Zukunftsmuseums gekracht. An den mit Punkten beklebten Scheiben war es später nur noch ein einziger Vogel. "Das ist ein Rückgang um 95 Prozent. Das bringt etwas", so die Bilanz der Sachverständigen.
LBV: Riesiger Nachholbedarf für Gebäude
Mit Blick auf die Wirksamkeit der "vogelfreundlichen Glasfläche" sowie die Zahl der jährlich verendeten Vögel fordert der Landesbund für Vogelschutz, Gebäude in Deutschland im großen Stil nachzurüsten. Sinnvoll sei das sowohl bei größeren Bürogebäuden als auch bei Universitäten, Schulen und Stadthallen, so LBV-Experte Peter Stimmler. Die moderne Architektur setzen nach wie vor viel auf Glas. Das sei für Vögel "ein großes Risiko". Das Problem: die Nachrüstung der Klebepunkte, die mithilfe einer Trägerfolie angebracht werden, sei recht teuer. Weil wegen der Höhen oft Hubwagen gebraucht werden, lägen die Kosten bei etwa 70 bis 80 Euro pro Quadratmeter.
Vogelschlag Zuhause vermeiden
Mit silberfarbenen Klebepunkten Vögeln das Leben retten – das funktioniert nicht nur an Bürogebäuden, sondern auch daheim: am Wohnzimmerfenster oder am Wintergarten, sagt LBV-Experte Peter Stimmler. Das Gute: hier sei die Anbringung der vom Landesbund für Vogelschutz vertriebenen Punkte deutlich einfacher – und dadurch auch billiger. Die Kosten belaufen sich demnach auf etwa zwölf Euro je Quadratmeter Fensterfläche.
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