Was ist nachhaltiger: regionale Lebensmittel oder regionaler Sonnenstrom? Für Ludwig Hartmann gibt es darauf keine eindeutige Antwort: "Ich bin überzeugt, wir werden beides brauchen", sagte der Co-Fraktionschef der Grünen im Bayerischen Landtag.
Für Ackerbau seien gute Böden wichtig, deswegen müsse der Flächenverbrauch in Bayern dringend reduziert werden, so Hartmann. Gleichzeitig brauche es Freiflächen-Photovoltaik, um den Energiebedarf zu decken. Freiflächen-PV meint Solarmodule auf Grünflächen wie beispielsweise bei Autobahnauffahrten oder entlang von Bahnschienen – aber eben auch auf Feldern und Wiesen.
Hartmann zu Agri-PV: "Das wäre der beste Weg"
In Hartmanns Augen sollen Flächen künftig doppelt genutzt werden. Beispielsweise könnten unter den Anlagen Schafe weiden. Vor Kurzem habe er ein Projekt in Fürstenfeldbruck besucht, bei dem die Module mit großem Abstand zueinander aufgestellt gewesen seien: "Da wird wirklich Ackerbau betrieben und zeitgleich auch Sonnenstrom eingefangen – das wäre der beste Weg", sagte Hartmann im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers.
Sogenanntes Agri-PV – Flächennutzung für Landwirtschaft und Stromgewinnung – gibt es bereits vereinzelt. Noch ist diese Bauweise aber deutlich teurer als herkömmliche PV-Anlangen und stehen zudem als nochmals wuchtigere Erscheinung in der Landschaft.
Auch wenn Agri-PV noch lange nicht reihenweise zum Einsatz kommt, gibt es laut Hartmann andere Möglichkeiten. Der Raum unter den Solarmodulen könne als Ausgleichsflächen zugelassen werden. Das würde an anderer Stelle weniger zu Lasten der Landwirtschaft gehen. "Wir müssen da etwas pragmatischer rangehen", sagte Hartmann, fügte aber hinzu: "Ganz ohne Freiflächen-PV wird die Energiewende nicht gelingen."
Ganze Dörfer streiten über Photovoltaik auf Feldern
Der Streit über freistehende Solarmodule geht durch ganze Dörfer. In der Gemeinde Eiselfing im Landkreis Rosenheim will Eigentümerin Andrea Aicher auf ihrem rund zwei Hektar großen Acker eine Photovoltaik-Anlage aufstellen. "Wir sind alle im Grunde jetzt in der Situation, dass wir die Energiewende weiterbringen müssen“, sagt Aicher gegenüber Kontrovers. Eine gute Idee, findet der Gemeinderat - und auch der grüne Bürgermeister ist dafür. Doch unter den Menschen im Dorf regt sich Protest. Rund 200 Unterschriften gegen das Projekt gehen im Rathaus ein – eine stolze Zahl für eine Gemeinde mit nur knapp 3.000 Einwohnern. Gerade aus der Landwirtschaft gibt es Kritik: Ackerland werde ohnehin immer teurer und nun falle weitere Fläche aus der Nutzung.
Grünen-Politiker Ludwig Hartmann findet es wichtig, die Menschen an der Stromgewinnung zu beteiligen. "Das sollen keine Investoren machen, das sollen die Bürgerinnen und Bürger vor Ort machen", so Hartmann. Modelle dafür gebe es bereits: In Bayern hätten sich bereits über 280 Bürgerenergiegenossenschaften zusammengeschlossen – dreimal mehr als es Landkreise im Freistaat gibt. "Da sieht man doch: Die Menschen wollen das mit Bürgerbeteiligung umsetzen und den nötigen Rahmen müssen wir ihnen jetzt geben", sagte Hartmann mit Blick auf die politischen Entscheidungsträger.
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