In Markt Schwaben im Landkreis Ebersberg wird Strom produziert, vor Ort. Hier steht ein Solarpark, der im Jahr 1,5 Megawatt Strom liefert. Umgerechnet können damit 500 der gut 6.500 Haushalte Markt Schwabens im Jahr mit Strom versorgt werden. Die Anlage gibt es seit zwei Jahren. Der Solarpark gehört keinem profitorientierten Unternehmen, sondern der Allgemeinheit, den Bürgern.
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Markt Schwaben investiert in eigenen Strom
Finanziert wurde der Solarpark zu dreißig Prozent von Markt-Schwabener Anwohnern. Der Rest des Geldes kam von Kommunen aus dem Ebersberger Landkreis und von Banken. Für das Geld, das sie investiert haben, bekommen die Anwohner im Jahr zwei Prozent Zinsen. Und irgendwann ihren eigenen Strom. "Bildlich gesprochen, eine Scheibe von diesem Kraftwerk sich kaufen, und diesen Strom auch unmittelbar durchgeleitet bekommen", sagt der Geschäftsführer der Eberwerke, Markus Henle.
Bürgermeister: Brauchen mehr PV-Flächen
Nahezu kostenloser Strom, abzüglich Betriebskosten und Umlagen für die Netzdurchleitung, also dafür, dass der Strom von der Anlage zum Haus kommt. Doch der Traum vom autarken Strom für eine ganze Gemeinde wird mit dieser Anlage allein noch lange nicht Wirklichkeit. "Wir bräuchten ein Vielfaches der jetzt installierten Leistung, um alle 6.000 Haushalte Markt Schwabens mit Photovoltaik zu versorgen", resümiert der Bürgermeister von Markt Schwaben, Michael Stolze. Er wünscht sich: Photovoltaik auf Dächern, kommunalen Liegenschaften und unbürokratische Genehmigungsverfahren für Solarparks.
Künftig das Dreifache an Photovoltaik nötig
Bis 2035 soll Strom emissionsfrei erzeugt werden. Doch dafür braucht es viel mehr Strom aus Sonne. Zum Vergleich: 2020 wurden Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 930 Megawatt im Jahr gebaut. Laut einer Berechnung des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft müssten es künftig pro Jahr über 3.000 Megawatt sein, also mehr als das Dreifache. Deshalb braucht es laut Gemeindetag bis 2032 allein in Bayern mindestens 35.000 Hektar Fläche für Photovoltaikanlagen und 130.000 Hektar für Windräder.
Gemeindetag fordert konkrete Maßnahmen
Der Bayerische Gemeindetag fordert deshalb vom Freistaat konkrete Maßnahmen: Genehmigungsverfahren beschleunigen, mehr Fördergelder, Photovoltaikanlagen notfalls auch in Landschaftsschutzgebieten oder auf Denkmalschutz. Auch sollten die Gemeinden nicht über die Planungsverbände Vorschriften bekommen: Es sollte also nicht auf übergeordneter Bezirksebene entschieden werden, wo ein Solarpark steht, sondern die Gemeinden sollen selbst entscheiden, wo so eine Solarparkanlage stehen könnte. "Selber festsetzen, an welchen Orten ausgebaut werden kann, mit welchen Energieträgern und das dann als Ergebnis den Planungsverbänden melden."
Vorbild Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg
Zudem fordert Uwe Brandl, Präsident des Bayerischen Gemeindetags, die Gemeinden an Erträgen und Konzessionsvergaben zu beteiligen. Wenn auf dem Land Strom für die Ballungsräume produziert wird, müsse für die ländlichen Gemeinden Geld herausspringen. Da könnte sich der Freistaat etwas abschauen bei ostdeutschen, SPD-regierten Bundesländern, so der CSU-Politiker Brandl. "Eine gesetzlich verpflichtende Beteiligung an der Investition und damit an den Erlösen einer derartigen Anlage, die es gibt es in Mecklenburg-Vorpommern." Auch Brandenburg könnte ein Beispiel für Bayern sein, findet Brandl. Dort bekommen Gemeinden jährlich für jedes Windrad auf ihrem Gebiet 10.000 Euro, per Landesgesetz.
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