Die bayerischen Grünen werden künftig von zwei Frauen angeführt. Auf dem Landesparteitag in Lindau wählten die Delegierten Eva Lettenbauer und Gisela Sengl zu ihren Landesvorsitzenden. Die 31-jährige Schwäbin Lettenbauer, schon seit 2019 Landeschefin, setzte sich bei der Abstimmung zunächst knapp gegen die Bio-Bäuerin und ehemalige Landtagsabgeordnete Sengl durch: mit 51,09 gegen 47,98 Prozent.
Sengl, 63 Jahre alt und aus dem Chiemgau, trat dann noch einmal bei der Wahl des Co-Vorsitzenden an: Diese gewann sie mit 50,93 Prozent gegen den bisherigen Landesvorsitzenden Thomas von Sarnowski (47,20 Prozent) und den Marketingberater Robert Herbst (1,24 Prozent). Sarnowski stand seit 2021 an der Spitze der bayerischen Grünen.
Sporrer zieht Kandidatur zurück: "Rufe zur Wahl von Sengl auf"
Der Kulturmanager Ludwig Sporrer, der ursprünglich ebenfalls antreten wollte, zog seine Kandidatur kurzfristig überraschend zurück. "Ich bin mein Leben lang Grüner, und ich bin Feminist. Und es ist nicht die Zeit, dass wir uns spalten, sondern dass wir uns zusammenführen", sagte er, statt seine vorbereitete Bewerbungsrede zu halten. "Deswegen rufe ich jetzt zur Wahl von Gisela Sengl auf."
Lettenbauer und Sengl kämpferisch
Sowohl Lettenbauer als auch Sengl hatten sich in ihren Bewerbungsreden kämpferisch gezeigt und angekündigt, den Anfeindungen und dem Hass gegen die Grünen trotzen zu wollen. "Die Aufgabe von Politik, ist es, nicht auseinanderzutreiben", rief Lettenbauer. Sie wolle gemeinsam mit ihrer Partei Brücken bauen, wo es Gräben gebe. Gleichzeitig kündigte sie an, verstärkt in den sozialen Netzwerken für grüne Politik zu werben sowie die ländlichen Grünen-Kreisverbände stärken zu wollen.
Sengl versprach der Parteibasis, zu allen 91 Kreisverbänden in Bayern einen regelmäßigen und guten Kontakt zu pflegen. "Wir brauchen Ehrlichkeit und Offenheit." Die Ex-Abgeordnete betonte, es mache sie zornig, wenn den Grünen Regierungsunfähigkeit vorgeworfen werde. "Wir lassen uns nicht unterkriegen und nicht beschimpfen. Und vor allem: Wir lassen uns unsere Demokratie und unsere Partei nicht kaputt machen." Bayern sei ein Land der Vielfalt und die Grünen eine Partei der Vielfalt. "Und deshalb sind die Grünen urbayerisch!"
Leitantrag "Näher an Bayern"
Im Anschluss an die Wahl stellte die alte und neue Vorsitzende, Eva Lettenbauer, den Leitantrag vor. Bayern sei immer noch ein wirtschaftsstarkes Land, habe bei Zukunftstechnologien aber den Anschluss verpasst. Im Leitantrag halten die Grünen nun mehrere Forderungen fest, um zukunftsfähig zu bleiben. Zwei Prozent der Landesfläche sollen bis 2025 für Windenergie zur Verfügung gestellt werden. Um Probebohrungen für Geothermie für alle Kommunen finanzierbar zu machen, sollen sie durch staatliche Bürgschaftsprogramme abgesichert werden.
Schnellere Arbeitsgenehmigungen und Sprachkurse sind aus Sicht der Grünen eine wesentliche Stellschraube, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Der Freistaat müsse den Kommunen dafür mehr Geld zur Verfügung stellen, so die Forderung der Partei. Zudem verlangen die Grünen, Bahnstrecken zu reaktivieren. Das sei ein "echtes Bekenntnis zum Leben am Land".
Das BR24live zur Wahl der Grünen-Landesspitze:
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