Eine Bäckerei in Niederbayern will die Lebensmittelverschwendung reduzieren und gleichzeitig den Geldbeutel der Kunden schonen. Deswegen verkauft sie Brot und Gebäck vom Vortag zu günstigeren Preisen in speziellen Läden – und für einen guten Zweck.
Sparen und etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun
Ein Kunde kauft zwei Laib Brot vom Vortag im "Gutes-von-Gestern"-Laden der Bäckerei Schifferl im niederbayerischen Viechtach. Er friert das Brot zuhause ein und dafür sei ganz frisches Brot sowieso schlechter geeignet, sagt er. Eine andere Kundin nimmt Franzbrötchen und Nusshörndl, alles vom Vortag. Sie hat nach einem ersten Testkauf festgestellt, dass "es eigentlich genauso gut schmeckt." Außerdem findet sie gut, dass die Sachen nicht weggeworfen werden.
Was ebenfalls Kunden anlockt, ist der deutlich günstigere Preis. "Zwei Euro für eine Apfeltasche ist wirklich nicht gerade wenig Geld", sagt eine Kundin. Hier bekommt sie das Gebäck für nur einen Euro. Bei den großen Brotlaiben macht sich der halbe Preis erst recht bemerkbar. Natürlich spüre man das wohltuend im Geldbeutel, sagt eine Kundin, es sei sowieso alles so teuer geworden.
Zum halben Preis statt in die Mülltonne
In vielen Bäckereien lockt ein Tablett in der Auslage mit dem Hinweis "Von gestern – zum halben Preis". Für größere Ketten reicht ein Tablett mit Gebäck vom Vortag nicht aus. Die ostbayerische Bäckereikette Schifferl, die insgesamt 55 Filialen mit Frischware hat, sammelt die übriggebliebene Ware jede Woche von Dienstag bis Samstag in ihren vier "Gutes-von-Gestern-Läden", zum Beispiel in Straubing, Regensburg und seit kurzem auch in Viechtach.
Der gesamte Erlös geht an die "Bettina-Bräu-Stiftung" für krebskranke Kinder. Außerdem bekommen mehrere Tafeln Brot und Gebäck vom Vortag, um sie an Bedürftige abzugeben.
Damit nichts übrigbleibt: Weniger Backen?
Früher blieb in einer Bäckerei wenig übrig. Denn es wurde nur so viel produziert, wie man erfahrungsgemäß verkaufen konnte. Wer um halb sechs abends keine Riesenauswahl mehr hatte, wusste das als Kunde und meckerte nicht. Doch das ist nicht mehr überall durchsetzbar.
Außerdem wurden die Kunden dazu erzogen, dass ständig alles frisch verfügbar ist, auch durch das Backen im Laden. Elke Bock, Verkaufsleiterin bei "Schifferl", verteidigt das Konzept. "Die Kunden erwarten das heute" und der Kunde sei König. Frisches Brot, Semmeln und Brezen bekomme man in allen Filialen "immer bis wir zusperren". Spezialbrote und manches Gebäck, zum Beispiel Stücke mit Sahne, können dagegen abends aus sein.
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