Mehrere Clowns auf der Straße (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

In Schwaben ist es eine Faschingstradition, dass die Dörfer aus Prinzip etwas anderes machen als ihre Nachbardörfer.

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Hauptsache anders als das Nachbardorf: Fasching in Schwaben

Typisch für den schwäbischen Fasching ist es, dass jedes Dorf genau das nicht macht, was das Nachbardorf macht. Der Ursprung dieser Tradition hat viel mit der Religion zu tun, sagt Schwabens Bezirksheimatpfleger Christoph Lang.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Ortsherrschaften" sind eine typische Struktur für Schwaben, und das bedeutet, jedes Dorf macht aus Prinzip etwas anderes als das Nachbardorf, erzählt Schwabens Bezirksheimatpfleger Christoph Lang. Dieses Verhalten ist, laut Lang, in der Geschichte Schwabens verankert. Dabei hatten die Konfessionen großen Einfluss auf die Bräuche. Das hat sich auch beim Fasching deutlich gezeigt: "Fasching ist eine katholische Sache. Die Evangelischen haben in der Geschichte den Fasching entschieden abgelehnt. Und gerade da wiederum haben dann die Katholischen gesagt, wenn es die Evangelischen ablehnen, dann müssen wir es befürworten", sagt Lang.

Schwäbische Faschingshochburgen sind katholische Ortschaften

Als Beispiel nennt Christoph Lang den katholischen Ort Megesheim im überwiegend evangelischen Ries. Seit 100 Jahren gehört der Fasching in Megesheim zum Jahresverlauf dazu, quasi als "konfessionelle Selbstvergewisserung".

Auch das Beispiel Lauingen, ein wichtiger Faschingsort, zeigt deutlich, wie groß die Bedeutung der Konfessionen war, erzählt Christoph Lang: In einer Urkunde, die aus der Mitte des sechzehnten Jahrhunderts stammt, verbietet der evangelische Pfalzgraf seinen Bürgern so "ein heidnisches und Christenmenschen unwürdiges Fest zu feiern, in dem bloß gesoffen und gefressen wird", wie er schreibt. Die Urkunde belegt auch, dass sich schon damals die Menschen verkleidet haben und "Kirchla" gegessen haben.

Wie der Rheinische Karneval nach Schwaben kam

Viele Bräuche aus den typisch schwäbischen Faschingshochburgen haben die Schwaben auch vom Rheinischen Karneval übernommen. Und das begann laut Christoph Lang mit den Faschings-Fernsehübertragungen der Nachkriegszeit. In den 60er- und 70er-Jahren haben sich dann nach und nach Faschingsvereine gebildet, wodurch sich die Orte im Laufe der Jahrzehnte zu Faschingshochburgen entwickelt haben, zum Beispiel in Zusmarshausen, in Neusäß und in Gersthofen.

Faschingsball-Sterben in den Dörfern

Bezirksheimatpfleger Christoph Lang sieht den Fasching allerdings auf einem absterbendem Ast. "Wir sehen einen wahnsinnig starken Rückgang an Faschingsbällen in den Dörfern." Das hängt, Lang zufolge, mit dem Wirtshaussterben zusammen, aber auch mit der Umstrukturierung von Vereinen und mit rechtlichen Vorgaben, die auch die Organisation von einfachen Faschingsbällen kompliziert machen.

Fasching ist Brauchtumspflege

Der Heimatpfleger fände es schade, wenn Faschingsbräuche aus dem Jahreslauf verschwinden würden. Er hofft, dass der Fasching heuer eine kleine Renaissance erlebt, zumal dieses der erste Fasching nach der Corona-Pandemie ist. Er appelliert an die Bürger, zu den Faschingsveranstaltungen zu gehen, denn Fasching sei "aktive Brauchpflege".

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