Dicht gedrängt steht das Publikum bei einem Konzert vor der Bühne im Erlanger E-Werk
Bildrechte: BR/Hans-Martin Kudlinski
Audiobeitrag

Das Erlanger E-Werk bietet Bands eine wichtige Bühne. Allerdings ist das Kulturzentrum aktuell durch den Sparkurs der Stadt gefährdet.

Audiobeitrag
>

Haushalts-Krise in Erlangen trifft Kulturzentrum E-Werk hart

Haushalts-Krise in Erlangen trifft Kulturzentrum E-Werk hart

Die Gewerbesteuer-Einnahmen in Erlangen haben sich mehr als halbiert. Seit Wochen werden im Rathaus Sparpakete diskutiert. Und die bedeuten auch drastische Einschnitte bei der Kultur. Besonders betroffen ist das Kulturzentrum E-Werk.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

In den vergangenen Jahren sprudelten die Gewerbesteuer-Einnahmen in Erlangen dank der vielen erfolgreichen Unternehmen. Doch damit ist Schluss. Die Stadt musste überraschend einigen Unternehmen die bereits gezahlte Gewerbesteuer wieder erstatten. Für das kommende Jahr plant der Kämmerer nur noch mit 130 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer, rund 90 Millionen Euro weniger als vorgesehen. Es muss gespart werden. Auch bei der Kultur. Die Universitätsstadt in Mittelfranken exerziert also bereits jetzt durch, was vielen Kommunen in Bayern blühen wird.

Eine Kulturinstitution mit 160 Jobs

Jan Dinger ist Geschäftsführer des E-Werks in Erlangen. Das soziokulturelle Zentrum ist das größte seiner Art in Deutschland und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Dinger muss darüber nachdenken, Personal abzubauen. Die aktuelle Finanzkrise der Stadt lässt ihm keine andere Wahl. "Wir haben aktuell 160 Stellen. Das sind Menschen, die auf diesen Job angewiesen sind, die bei uns entweder in Vollzeit oder in Teilzeit arbeiten, die Familien damit ernähren müssen." Fraglich ist, ob er alle Jobs halten kann.

Sparvorschläge für fast eine Million Euro

Das Kulturzentrum ist auf einen Zuschuss der Stadt angewiesen. Rund 1,4 Millionen Euro sind das derzeit pro Jahr. Doch nun regiert der Rotstift im Rathaus. Dabei ist die finanzielle Situation im E-Werk sowieso schon angespannt. Sparvorschläge im Volumen von rund 900.000 Euro habe das E-Werk bereits im Sommer vorgelegt, rechnet Dinger vor. "Wir sind damit am Ende der Fahnenstange. Jetzt bliebt nur noch das Personal."

Weniger Programm, teurere Tickets

"Eine kulturelle Vollbremsung wird es nicht geben, aber es wird spürbare Einschnitte in unserem Kulturleben geben", sagt Erlangens Kulturreferentin Anke Steinert-Neuwirth (SPD). Sie will an der "der Quantität, aber nicht an der Qualität sparen". Heißt: Das Programm für das internationale Figurentheater-Festival wird im kommenden Jahr beispielsweise halbiert. Und auch beim Poetenfest, einem anderen Erlanger Kultur-Leuchtturm, wird es nur noch halb so viele Veranstaltungen geben.

Weniger Angebot also. Außerdem werden die Theater- und Konzertbesucher künftig wohl tiefer in die Tasche greifen müssen. "Wer gut verdient, der kann vielleicht statt 25 Euro auch 30 Euro für ein Ticket hinlegen", sagt sie. Die günstigste Preiskategorie solle jedoch bestehen bleiben.

Bildrechte: picture alliance / imageBROKER | Thomas Robbin
Bildbeitrag

Das E-Werk in Erlangen gilt als das größte soziokulturelle Zentrum in Deutschland.

Strategie geht für ein Kulturzentrum nicht auf

Preise rauf: Eine Strategie, die die Kulturreferentin auch dem E-Werk empfiehlt. Doch was in der Hochkultur geht, funktioniert im Kulturzentrum eben nicht so einfach, sagt Geschäftsführer Dinger. Bereits vor einem Jahr wurden die Preise für den Eintritt aber auch für Bier erhöht. "Wir merken, dass die Menschen weniger konsumieren. Das ist eine Milchmädchenrechnung." Bei Konzerten sei das E-Werk als Veranstalter zudem an die Vorgaben der Band gebunden. "Da kann ich nicht völlig frei meine Preise definieren", sagt Dinger.

Niederschwellige Arbeit ist bedroht

Außerdem gebe es das E-Werk nicht nur für Konzerte und Partys. Im Haus gibt es Angebote für viele Gruppen. Der Kneipen-Chor und das Senioren-Kino zum Beispiel, die Fahrradwerkstatt, Literaturzirkel und politische Projekte. Diese niederschwellige Arbeit ist besonders bedroht, denn sie benötigt viel Personal, sagt Geschäftsführer Dinger. "Das E-Werk ist das größte soziokulturelle Zentrum in Deutschland. Das will man, glaube ich, nicht zerstören. Ich glaube, das ist momentan Konsens in der Politik."

Stadtrat vertagt Entscheidung kurzfristig

Um das E-Werk und die Arbeit dort zu sichern, braucht es ausreichend Geld, damit die Mitarbeiter bezahlt werden können. Die verdienen derzeit unter dem Tarif für den öffentlichen Dienst. Am 28. November sollte eigentlich der Erlanger Stadtrat über die Höhe des städtischen Zuschusses entscheiden. Und damit über dessen Zukunft und wie viel Geld die Mitarbeiter künftig verdienen. Doch der Punkt wurde einen Tag vor der Sitzung kurzfristig von der Tagesordnung genommen. Nun soll Mitte Dezember beraten werden. Für die Verantwortlichen im E-Werk "ein gutes Zeichen, dass es Bewegungen im Hintergrund gibt", so Geschäftsführer Dinger.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!