Unwetter in Bayern: Überschwemmungen und mitgerissene Autos
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Unwetter in Bayern: Überschwemmungen und mitgerissene Autos

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Unwetter in Bayern: Überschwemmungen und mitgerissene Autos

Autos treiben in Wassermassen auf den Straßen, ein Transporter verkeilt sich unter einer Brücke: Bis in die Nacht hinein wurde der Freistaat von starken Unwettern überzogen. Insbesondere Kastl in der Oberpfalz war von den Überschwemmungen betroffen.

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Einsatzkräfte retten Menschen vor den Fluten, Wassermassen lassen Autos über die Straßen treiben, ein Transporter verkeilt sich unter einer Brücke: Heftige Regenfälle haben vor allem im Norden und Osten Bayerns für zahlreiche Polizei- und Feuerwehreinsätze gesorgt. In den meisten betroffenen Regionen haben am Mittwochvormittag die Aufräumarbeiten begonnen.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) [externer Link] hatte am Dienstagnachmittag eine Unwetterwarnung der Stufe drei von vier für die Regierungsbezirke Mittelfranken, Oberfranken und Oberpfalz herausgegeben. Es bestehe Gefahr durch Blitzschlag, umstürzende Bäume oder Gerüste, Erdrutsche sowie Überflutung von Straßen, Unterführungen und Kellern.

Oberpfalz: In Häusern eingeschlossene Menschen befreit

In der Oberpfalz sorgte der Regen teils für heftige Überschwemmungen. Im Landkreis Amberg-Sulzbach – in der Gemeinde Kastl – quoll noch am späten Dienstagabend (Stand 23.30 Uhr) Wasser aus der Kanalisation, in der Ortsmitte war der Fluss Lauterach über die Ufer getreten. Mehrere Menschen wurden in ihren Häusern eingeschlossen. Verletzt worden sei niemand, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Amberg. Die Festsitzenden seien befreit worden.

Die Wassermassen trieben Autos über die Straßen. Ein Transporter klemmte über Nacht in der Lauterach unter einer Brücke. Dieser sowie Autos, die über den Marktplatz gespült wurden, wurden inzwischen mit Baggern und Radladern geborgen. Die Feuerwehr pumpt derzeit noch wenige Keller aus und reinigt den Marktplatz von Schlamm und Dreck. So schnell, wie das Wasser kam, sei es auch wieder weg gewesen, sagen Bürgermeister Stefan Braun und der Kastler Feuerwehrkommandant Fabian Nemetschek. Der Bürgermeister ist dennoch überrascht vom Ausmaß. Starkregen gebe es öfter in Kastl, dass es solche Formen annehme, habe keiner gedacht. Innerhalb weniger Minuten sei das Wasser um eineinhalb Meter angestiegen, was der Bürgermeister als "kleine Sturzflut" bezeichnet. Einen Schaden kann er noch nicht beziffern.

Vorübergehend "Kleiner Katastrophenfall" in Markt Kastl ausgerufen

Vorübergehend wurde in der Gemeinde Kastl gar der sogenannte Kleine Katastrophenfall nach Artikel 15 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes ausgerufen, um die Organisation der Rettungskräfte vor Ort unter einer gemeinsamen Einsatzleitung zu erleichtern. Im Einsatz waren mehr als 220 Rettungskräfte von Feuerwehr, Polizei, BRK, THW, Wasserwacht und DLRG.

Landrat Richard Reisinger (CSU) sagte am Abend dem BR, "von der schnellen Wucht her" habe er eine solche Überschwemmung im Kreis Amberg-Sulzbach noch nicht erlebt. Man hoffe, mit einem "blauen Auge" davonzukommen. Man werde seine Lehren daraus ziehen und dafür sorgen müssen, dass Flüsse "Platz haben und ungehindert schnell abfließen können".

Landkreis Cham: 15 Feuerwehreinsätze wegen Starkregen

Im oberpfälzischen Landkreis Cham gab es am Dienstag nach Gewitter und Starkregen rund 15 Feuerwehreinsätze. Das sagte Kreisbrandrat Michael Stahl dem BR. Der Starkregen hatte mehrere Keller unter Wasser gesetzt, vor allem in den Gemeinden Traitsching und Schorndorf. Zudem musste die Feuerwehr Straßen und Hofflächen von Schlamm und Geröll freiräumen, das von umliegenden Feldern angeschwemmt worden war.

Aber es sei "alles im Rahmen" gewesen, "fast schon übliche" Einsätze der Feuerwehr nach solchen Starkregenfällen, betonte Kreisbrandrat Stahl, die bis circa 18 Uhr gedauert hätten. In der Nacht habe es dann noch einmal einen Einsatz in Blaibach gegeben. Dort war ein ehemaliges Autohaus überflutet worden, weil nach dem Starkregen der Kanal verstopft war. Das Wasser wurde wieder herausgepumpt.

Im Video: Unwetter am Dienstag – Straßen in Bayern überflutet

Heftiger Regen sorgte für Überflutungen in Kastl.
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In der Oberpfalz und in Oberfranken sorgte heftiger Starkregen am Dienstagnachmittag für Überflutungen.

Überflutungen und Aquaplaning-Unfälle in Oberfranken

In Oberfranken waren am Dienstag besonders Bamberg und die Umgebung von Unwettern betroffen, wie ein Sprecher der Polizei am Mittwochmorgen sagte. Überflutete Straßen und vollgelaufene Keller waren die Folge. Sowohl in Bamberg als auch in Forchheim standen nahezu alle Unterführungen in der Region unter Wasser, so ein Sprecher der Integrierten Leitstelle (ILS). Beispielsweise in der Geisfelder Straße bei Bamberg mussten Autos geborgen und Insassen gerettet werden. Mehr als 60 wetterbedingte Einsätze wurden aus der Region gemeldet. Auch habe es laut Polizeisprecher rund zehn witterungsbedingte Unfälle gegeben. Schwer verletzt wurde dabei niemand. 

Rund 2.500 Liter Öl in Strullendorf ausgetreten

In Strullendorf im Landkreis Bamberg sind nach den starken Regenfällen rund 2.500 Liter Heizöl ausgetreten, wie die Polizei bestätigte. Ursächlich ist der nahegelegene Zeegenbach, der großflächig über die Ufer trat und so die Keller zweier Wohnhäuser überschwemmte. In einem der Häuser schwammen daraufhin die Öltanks auf und verunreinigten großflächig die nähere Umgebung. Feuerwehren, THW und Wasserschutzpolizei waren über Stunden beschäftigt, um der Ölverschmutzung Herr zu werden.

Gleichzeitig stand die Unterführung des Bahnhofs von Strullendorf etwa eineinhalb Meter tief unter Wasser. Der Bahnhof sowie der Vorplatz sind noch bis zum Nachmittag gesperrt. Am Bahnhofsgebäude entstand ein Schaden im hohen sechsstelligen Bereich.

Dutzende Unwettereinsätze in Unterfranken

Das Unwetter hat auch die Rettungskräfte im Raum Schweinfurt stark beschäftigt. Im Bereich der Integrierten Leitstelle Schweinfurt mussten die Feuerwehren zu zahlreichen überfluteten Kellern, unter Wasser stehenden Straßen und umgestürzten Bäumen ausrücken. Besonders viele Notrufe gingen zwischen 18 und 21 Uhr ein. Insgesamt rückten die Rettungskräfte zu mindestens 46 Einsätzen aus. Punktuell habe es sehr hohe Niederschlagsmengen gegeben, heißt es von der ILS Schweinfurt.

Betroffen war vor allem der Landkreis Haßberge: Hier waren weit über 100 Rettungskräfte von Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks (THW) im Einsatz. Sie verbauten mehr als 4.100 Sandsäcke und befüllten 3.600 Stück mit der Sandsackfüllmaschine des Landkreises Haßberge neu. Personen kamen nicht zu Schaden.

Regen zieht Richtung Südbayern

Am Mittwoch soll der Regen laut Deutschem Wetterdienst im Laufe des Tages Richtung Südbayern ziehen. Dort soll es ab dem Nachmittag Schauer und vereinzelt Gewitter geben. Der Vorhersage nach ist mit bis zu 20 Litern Regen innerhalb einer Stunde zu rechnen. Auch kleine Hagelkörner sowie Böen mit bis zu 70 Stundenkilometern seien möglich, teilte der DWD mit. Die Temperaturen dürften bayernweit zwischen 16 und 22 Grad liegen. Auch am Donnerstag und Freitag soll es Schauer und Gewitter bei mäßigen Temperaturen geben.

Mit Informationen von dpa

Bilder der Unwettereinsätze in Bayern

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