Trockener Quellbach im Isental
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Hitze und Dürre: Bayern trocknet aus

Hitze und Dürre: Bayern trocknet aus

Niedrige Pegel an Flüssen und Seen – was diesen Sommer offensichtlich ist, beobachten Wasserwirtschaftsämter und Wissenschaft schon lange: Bayern verliert stetig Wasser. Dabei ist der an sich wasserreiche Süden stärker betroffen als der Norden.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Niedrigwasser-Lagebericht Bayern zeigt es deutlich: Mitte August weisen 80 Prozent aller Grundwassermessstellen niedrige und sehr niedrige Grundwasserstände auf. Es ist vor allem die Folge von zu wenig Niederschlägen im vergangenen Winter, aber auch Folge der aktuellen Hitze und Trockenheit. In den tieferen Grundwasser-Stockwerken zeigen aktuell 75 Prozent der Messstellen eine Niedrigwassersituation. Diese Speicher, manchmal weit unter der Erde, füllen sich nur langsam über Jahrzehnte hinweg – wenn überhaupt.

Unterschiede bei oberflächennahem und tiefem Grundwasser

Nur noch Teile Ostbayerns und Unterfrankens erreichen derzeit durchschnittliche Grundwasserpegel. Auffällig ist, dass in weiten Teilen Südbayerns fast alle Messstellen erhebliche Niedrigstände anzeigen. Neben dem oberflächennahen Grundwasser ist auch das sogenannte Tiefengrundwasser betroffen. Es muss nicht zwingend in großer Tiefe vorkommen, allerdings ist es von einer nur schwach durchlässigen Schicht bedeckt. Diese Speicher regenerieren sich nur sehr langsam und sollten ungenutzt bleiben.

Mancherorts mischen es die Wasserversorger aber dem Trinkwasser bei, um die geforderte Qualität herzustellen. Beim Tiefengrundwasser stellen die Wasserwirtschaftsämter seit 2015 insgesamt einen Rückgang fest. Der regenreiche Sommer im vergangenen Jahr hat da kaum etwas verändert.

Wie sich Grundwasser bildet

Ähnlich wie heuer verliefen schon die Jahre 2018, 2019 und 2020: unterdurchschnittliche Niederschläge von November bis April, überdurchschnittlich viele heiße Tage im Sommerhalbjahr bei insgesamt weniger Regen. Die globale Klimaveränderung bringt diese Entwicklung für Deutschland. Feuchte und kühle Luftmassen aus dem Atlantik fehlen.

Auch regionale Wasserkreisläufe funktionieren deswegen nicht mehr so gut. Und wo weniger Wasser verdunstet, bringen lokale Gewitter auch weniger Regen (abgesehen von vereinzelten Starkregenereignissen). Der Boden trocknet aus, der Grundwasserspiegel sinkt, weil mehr verbraucht wird als neu gebildet. Das Tiefengrundwasser wird kaum bis gar nicht mehr gespeist.

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Grafik: Wie sich Grundwasser bildet

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Schema Grundwasserbildung

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Grafik Grundwasserverlust in Bayern

Klimawandel bringt weniger Regen

Je wärmer die Temperaturen, desto mehr Feuchtigkeit verdunstet direkt in der Luft oder über Pflanzen. Einer Faustregel nach geht so über die Hälfte der Regenmenge "verloren". Nur 20 Prozent gelangen ins Grundwasser. Weitere 20 Prozent fließen an der Oberfläche in Flüsse und Seen ab.

Dabei bildet sich das Grundwasser vor allem in den Wintermonaten, wenn der Schnee langsam schmilzt. Ergiebige Niederschläge im Winter sind also entscheidend für frisches Grundwasser. Aber davon gibt es immer weniger, was sich vor allem im Süden Bayerns auswirkt. Auch hier wird Wasser also nicht mehr endlos zur Verfügung stehen.

Weniger Grundwasserneubildung in den letzten Jahre

Die Entwicklung an den knapp 350 Messstellen in Bayern ist je nach Untergrund ganz unterschiedlich. Insgesamt beobachtet das Landesamt für Umwelt aber seit dem Jahr 2003, dass sich weniger Grundwasser neu bildet, nämlich jedes Jahr im Schnitt 16 Prozent weniger, verglichen mit dem Zeitraum 1971 bis 2000. Vor zwei Jahren lag der Schnitt sogar bei 19 Prozent.

Grafik: Grundwasserverlust in Bayern

Auch Satelliten-Mission GRACE zeigt Wasserrückgang

Was die Messstellen vor Ort zeigen, bestätigen auch die Daten aus der Grace-Satelliten-Beobachtung. Seit 2002 umkreisen zwei miteinander verbundene Satelliten der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft-und Raumfahrt DLR die Erde. Sie reagieren auf die unterschiedliche Erdanziehung von Wasser und Gestein.

Wenn sie dann unterschiedlich schnell fliegen, verändert sich der Abstand zueinander. Daraus lassen sich Masse-Veränderungen errechnen: Wo die Satelliten nacheinander langsamer fliegen, herrscht weniger Erdanziehung, gleichbedeutend mit weniger Wassermasse.

Unterschiedliche Rückschlüsse auf Wasserverluste

Mit diesen Daten arbeiten Wissenschaftsteams weltweit und ziehen daraus Rückschlüsse, wie sich unser Wasservorkommen als Gesamtes verändert, egal ob Oberflächengewässer, Grundwasser oder Bodenfeuchtigkeit.

Dabei kommen sie zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ein Team um den kanadischen Wissenschaftler Jay Famiglietti geht davon aus, dass Deutschland seit 2002 die Wassermenge des Bodensees (40-50 Gigatonnen) verloren hat. Forscher am Helmholtz Zentrum in Potsdam gehen von einem weitaus geringeren Rückgang aus (etwa 20 Gigatonnen). Dennoch ist der langjährige Trend eindeutig: Deutschland verliert Wasser, insbesondere seit dem Jahr 2015. Die stärksten Verluste zeigen sich im Südwesten Deutschlands, aber auch Bayern hat im bundeweiten Vergleich stärker an Wasser verloren. Dabei lässt sich nicht die absolute Masse erkennen, sondern "nur" die Veränderung.

Versorgung mit Trinkwasser in Bayern nicht gefährdet

Bayerns Trinkwasser stammt fast ausschließlich aus dem Grundwasser. Vor allem in Nordbayern, wo Wasser seit jeher knapp ist, versiegen Quellen und Brunnen. Die Wasserversorger müssen sich dann zum Beispiel über neue Leitungen das Wasser von anderen Gemeinden holen, was zumindest bisher noch nie ein Problem war.