Dieser Artikel fasst den Stand der Hochwasserlage am Abend des 5. Juni zusammen. Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie in unserem Hochwasser-Ticker.
Die Zahl der bei dem Hochwasser in Bayern ums Leben gekommenen Menschen hat sich auf vier erhöht. Eine 79-jährige bislang vermisste Frau wurde am Mittwoch in Schwaben leblos aufgefunden, wie die Polizei mitteilte. Hinweise auf ein Fremdverschulden seien nicht erkennbar.
Die Frau aus dem Landkreis Günzburg war zuletzt am Sonntag mit dem Fahrrad in der Nähe der Mindel gesehen worden. Am Mittwochmorgen entdeckten sie Anwohner dann leblos im Mindelkanal bei Jettingen-Scheppach. Die Tote sei bereits zweifelsfrei identifiziert worden. Mehrere Menschen gelten noch als vermisst, unter ihnen ein 22-jähriger Feuerwehrmann in Schwaben.
Hochwasser: Weiter hohe Pegelstände in Bayern
Die Hochwasserlage in Bayern bleibt trotz erster Entspannungssignale aus einigen Landesteilen kritisch. Vor allem im Osten Bayerns entlang der Donau befinden sich die Pegelstände trotz erster, leichter Rückgänge noch immer auf hohem Niveau. An zahlreichen Messstellen zwischen Donauwörth und Passau ist die höchste Meldestufe vier weiter überschritten.
Sorgen in Regensburg wegen durchnässtem Boden
Besonders groß ist die Anspannung in Regensburg. Hier sorgen sich die Behörden, dass die durchweichten Böden nachgeben könnten. Die Einsatzkräfte begannen deshalb damit, kontrolliert Wasser an den Schutzwänden am Donauufer vorbeifließen zu lassen. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände, erklärte der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Michael Köstlinger. "Wir haben Stellen beobachtet, die sich bewegen. Man schwimmt mit dem Asphalt auf dem Boden", sagte er.
Wegen der angespannten Hochwasserlage waren laut Köstlinger in der Nacht auch zwei Schiffe in Regensburg verlegt worden. Dazu sei die Besatzung per Hubschrauber auf die Schiffe geflogen worden. Ziel sei gewesen, die Schiffe an sogenannten "Dalben" (Pfähle, Anm. d. Red.) festzumachen, damit diese in stabiler Position gehalten werden könnten.
Hochwasser-Routine in Passau
In der Drei-Flüsse-Stadt Passau gehen die Menschen relativ routiniert mit dem Hochwasser um. Am Mittwoch besuchte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die dortige Altstadt, an deren Spitze Donau, Inn und Ilz zusammenfließen. Die Pegelstände gehen dem Hochwassernachrichtendienst (HND) zufolge langsam zurück. In den Uferbereichen der Altstadt standen am Nachmittag noch Häuserzeilen unter Wasser. Allerdings wurde auch schon mit ersten Aufräumarbeiten begonnen. In den höhergelegenen Gassen saßen derweil die Menschen in Straßencafés bei Kuchen und Eis in der Sonne.
Söder traf Einsatzkräfte und den Oberbürgermeister, Jürgen Dupper (SPD). Die Passauer seien "Hochwasser-Profis", sagte er und lobte das vorausschauende Handeln von Politik und Einsatzkräften. Die Helfer dort wie in ganz Bayern leisteten "Übermenschliches".
Noch keine Entwarnung in Schwaben
Im schwäbischen Landkreis Donau-Ries blieb die Hochwasserlage zunächst stabil, aber weiter kritisch. Man könne trotz sinkender Wasserstände "keinesfalls Entwarnung für das gesamte Landkreisgebiet" geben, teilte das Landratsamt mit. "Der Druck auf Deiche und Dämme ist nach wie vor enorm."
Die Evakuierungsempfehlungen für besonders gefährdete Ortsteile wie Auchsesheim (Donauwörth) und Hamlar (Asbach-Bäumenheim) gelten deshalb vorerst weiter. "Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Situation vorschnell als sicher anzusehen", teilte das Landratsamt mit. "Die Anwohner sollten insbesondere in Deichnähe wachsam bleiben."
In Memmingen soll das Leitungswasser ab sofort bis mindestens Montag vorsorglich abgekocht werden. Die Stadt Memmingen sprach ein "Abkochgebot" aus. Durch den Regen sei es "wohl zu einer minimalen Verunreinigung des Trinkwassers gekommen". Dies gilt auch für mehrere andere Gemeinden im Unterallgäu, wo coliforme Keime gefunden wurden. Die betroffenen Haushalte wurden informiert.
Entspannung in einigen Hochwassergebieten
Entspannung wird dagegen aus mehreren Hochwassergebieten in Oberbayern gemeldet. Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm laufen nun massive Aufräumarbeiten. Wie das Landratsamt mitteilte, ist nur noch der Manchinger Ortsteil Lindach komplett überflutet und evakuiert. Besonders aufwändig gestaltet sich die Entfernung des Öl-Wassergemischs in vollgelaufenen Kellern, vor allem in Baar-Ebenhausen.
Die Burg Falkenstein bei Flintsbach im Kreis Rosenheim, die am Montagabend durch anhaltenden Starkregen erheblich beschädigt und teils in Richtung von Wohnhäusern abgerutscht war, soll von einer Spezialfirma mit Stahlseilen abgesichert werden. Zudem soll ein Geologe den Untergrund überprüfen.
Hochwasser-Touristen sorgen für Ärger
Schaulustige machen jedoch vielerorts den Einsatzkräften zu schaffen. Etliche Behörden appellierten an die Bürger, abgesperrte Bereiche nicht zu betreten, sich von Dämmen fernzuhalten und den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen. Der Ort Stepperg im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen musste wegen Hochwasser-Touristen zeitweise sogar abgeriegelt werden.
Die Polizei in Niederbayern teilte mit, dass vor allem in der Region Kelheim zuletzt "vielfach" Menschen in abgesperrte Gebiete gegangen seien, "um die Hochwassersituation aus nächster Nähe zu beobachten". Polizisten hätten Platzverweise aussprechen müssen, um die Hochwasser-Touristen zu vertreiben.
- Zum Artikel: Surfen bei Hochwasser - "Absolut unverantwortlich"
Weiter Gewitter mit Starkregen möglich
Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind zwar am Mittwoch und Donnerstag Schauer und Gewitter zu erwarten – Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich. Am Mittwochnachmittag und -abend seien vereinzelte Gewitter samt Starkregen mit bis zu 15 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde nicht ausgeschlossen.
Auch in den nächsten Tagen kann es immer wieder zu teils kräftigen Gewittern kommen. "Zwar deutet sich keine neuerliche, überregionale Unwetterlage an, der teils kräftige Regen dürfte aber dennoch nicht zuträglich für die weitere Entspannung der Hochwasserlage sein", sagte DWD-Meteorologe Adrian Leyser.
Video: Bayerns Umweltminister Glauber im Interview
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!