04.06.2024, Bayern, Regensburg: Sandsäcke schützen in der Altstadt am Donauufer die Einfahrt von einer Garage. Seit Tagen kämpfen die Helfer in Bayern gegen die Flut und ihre Folgen. (zu dpa: «Hochwasser-Schutz in Deutschland: «Es braucht häufig den Weckruf»») Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Hochwasser in Bayern - Regensburg

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Hochwasser in Bayern: Kritische Lage an der Donau

Das Wasser fließt nur langsam ab: An der Donau zwischen Donauwörth und Passau bleibt die Hochwasserlage angespannt. In Regensburg bereitet der durchnässte Boden große Sorgen. Auch der Deutsche Wetterdienst gibt noch keine endgültige Entwarnung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Dieser Artikel fasst den Stand der Hochwasserlage am Nachmittag des 5. Juni zusammen. Die aktuellsten Entwicklungen finden Sie in unserem Hochwasser-Ticker.

Überflutete Straßen, aufgeweichte Deiche, gesperrte Bahnstrecken und Suche nach Vermissten – die Hochwasserlage in Bayern bleibt trotz erster Entspannungssignale aus einigen Landesteilen weiter angespannt. Vor allem im Osten Bayerns entlang der Donau blieben die Pegelstände trotz erster, leichter Rückgänge hoch.

Boden in Regensburg teilweise in Bewegung

In Regensburg ist die Situation am Donauufer nach wie vor kritisch, der Boden an der Werftstraße ist durchnässt und teilweise in Bewegung. "Wir haben Stellen beobachtet, die sich bewegen. Man schwimmt mit dem Asphalt auf dem Boden", sagte der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Michael Köstlinger. Grund ist der lange Hochwasserscheitel und der dadurch angestiegene Grundwasserpegel. Um die Gefahr eines "Grundbruchs" zu vermeiden, wird nun kontrolliert Wasser in trockene Bereiche eingelassen. Die Hoffnung sei mehr Stabilität für den Untergrund und damit auch für die Schutzwände.

Hochwasser in Passau geht langsam zurück

Weiter flussabwärts im niederbayerischen Passau gingen die Pegelstände an Donau und Inn langsam zurück – allerdings auf hohem Niveau. Kleinere Aufräumarbeiten haben bereits begonnen. In der für den Straßenverkehr gesperrten Altstadt halten Feuerwehr, Wasserwacht und DLRG mit Booten den Verkehr aufrecht. Dem BR-Studio Passau sagten Touristen, die in einem Hotel am Donauufer wohnen: "Wir sind bei uns im Hotel safe. Wir haben nur das Problem, dass wir umringt sind von Wasser. Wir können uns mithilfe der Feuerwehr ausreichend versorgen."

Auch wenn sich der Scheitel der Hochwasserwelle weiter flussabwärts gen Österreich verlagerte, meldeten sämtliche Messstellen entlang der Donau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Passau am Mittwoch weiter Pegelstände im Bereich der Meldestufe vier. Das ist die höchste Hochwassermeldestufe.

Bayernkarte: Aktuelle Pegelstände in Bayern

Druck auf Dämme in Schwaben weiter hoch

Im schwäbischen Landkreis Donau-Ries blieb die Hochwasserlage am Mittwoch zunächst stabil, aber weiter kritisch. Man könne trotz sinkender Wasserstände "keinesfalls Entwarnung für das gesamte Landkreisgebiet" geben, teilte das Landratsamt mit. "Der Druck auf Deiche und Dämme ist nach wie vor enorm."

Die Evakuierungsempfehlungen für besonders gefährdete Ortsteile wie Auchsesheim (Donauwörth) und Hamlar (Asbach-Bäumenheim) gelten deshalb vorerst weiter. "Es wird ausdrücklich davor gewarnt, die Situation vorschnell als sicher anzusehen", teilte das Landratsamt mit. "Die Anwohner sollten insbesondere in Deichnähe wachsam bleiben."

Suche nach vermisstem Feuerwehrmann

Unterdessen suchten Einsatzkräfte in Schwaben weiter nach Feuerwehrmann, der bei einem Hochwasser-Einsatz am Sonntag in Offingen mit seinem Boot gekentert und als vermisst gemeldet worden war. Der 22-Jährige sei bisher nicht gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher in Kempten. Polizeikräfte sollten am Mittwoch an Land und mit Drohnen aus der Luft nach dem Vermissten suchen. Noch habe man die Hoffnung, ihn lebend zu finden, sagte der Polizeisprecher. "Die Chancen werden aber von Tag zu Tag ein bisschen weniger."

Hoffnung machten daher Geschichten wie die einer 32-Jährigen, die am Dienstag nach zweieinhalb Tagen im überfluteten Silberwald bei Neu-Ulm von einem Baum gerettet worden sei. Sie hatte sich dort vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht. 

Schaulustige bereiten Probleme

Trotz weiträumiger Absperrungen und eindringlichen Warnungen der Behörden machten Schaulustige den Einsatzkräften in den Hochwassergebieten zu schaffen. Die Polizei in Niederbayern teilte am Mittwoch mit, dass vor allem in der Region Kelheim zuletzt "vielfach" Menschen in abgesperrte Gebiete gegangen seien, "um die Hochwassersituation aus nächster Nähe zu beobachten". 

Polizisten hätten mehrmals Platzverweise aussprechen müssen, um die Hochwasser-Touristen zu vertreiben. In Deggendorf war am Montagabend eine Frau in einer voll gelaufenen Fußgängerunterführung gar im Badeanzug schwimmen gegangen. Auf der Isar waren am Dienstag trotz großer Gefahr Surfer auf den Flutwellen zu sehen.

Video: Hochwasserlage in Bayern im Überblick

Hochwasser in Passau
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Hochwasser in Passau

Entspannung am Alpenrand – Sicherung von Burgruine

Deutlich entspannt hat sich die Lage inzwischen am Alpenrand. Die Burg Falkenstein im oberbayerischen Flintsbach, die am Montagabend durch anhaltenden Starkregen, erheblich beschädigt und teils in Richtung von Wohnhäusern abgerutscht war, soll von einer Spezialfirma mit Stahlseilen abgesichert werden. Zudem sollte ein Geologe am Mittwoch den Untergrund überprüfen.

Das Gelände dürfe aus Sicherheitsgründen vorerst weiter nicht betreten werden, teilte das Landratsamt Rosenheim am Mittwoch mit. Bis auf einen Anwohner hätten aber alle Menschen in der Umgebung inzwischen wieder in ihre Häuser zurückkehren können.

Viele Straßen und Bahnstrecken weiter gesperrt

Wegen Überschwemmungen und Unterspülungen blieben in vielen Gebieten Bayerns am Mittwoch Straßen und Bahnstrecken gesperrt. Unter anderem fuhren auf den ICE-Strecken zwischen Donauwörth und Augsburg sowie zwischen Nürnberg und Würzburg zunächst keine Züge, teilte die Bahn am Vormittag mit. Auch die stark beanspruchte Fernverkehrs-Achse zwischen Ulm und Augsburg sei nur eingeschränkt befahrbar. Deshalb endeten einige Fahrten früher, andere Züge verspäten sich demnach um etwa 45 Minuten.

Weiter Gewitter mit Starkregen möglich

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind zwar am Mittwoch und Donnerstag Schauer und Gewitter zu erwarten – Starkregen sei aber nur am östlichen Alpenrand wahrscheinlich. Am Mittwochnachmittag und -abend seien vereinzelte Gewitter samt Starkregen mit bis zu 15 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde nicht ausgeschlossen.

Auch in den nächsten Tagen kann es immer wieder zu teils kräftigen Gewittern kommen. "Zwar deutet sich keine neuerliche, überregionale Unwetterlage an, der teils kräftige Regen dürfte aber dennoch nicht zuträglich für die weitere Entspannung der Hochwasserlage sein", sagte DWD-Meteorologe Adrian Leyser.

Drei Todesopfer in Bayern bekannt

Insgesamt kamen bei dem Hochwasser in Süddeutschland mindestens fünf Menschen ums Leben, drei davon in Bayern. Zudem wurden laut bayerischem Innenministerium am Dienstag mehrere Menschen vermisst. Deren Zahl schwankte jedoch nahezu stündlich.

Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) waren in den vergangenen Tagen im Freistaat mehr als 60.000 Menschen wegen des Hochwassers im Einsatz. Mehr als 6.600 Evakuierungen seien bis Dienstag nötig gewesen. 

Video: Einsatzleiter zur Lage in Passau

Einsatzleiter zur Lage in Passau
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Einsatzleiter zur Lage in Passau

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