Frontaler Blick auf einen SUV, dessen Scheinwerfer entgegenleuchten.
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Die Deutsche Umwelthilfe fordert über 20 Städte in Bayern auf, gegen übergroße Autos vorzugehen.

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Höhere Parkgebühren: Umwelthilfe will "Monster-SUV" stoppen

Auch auf deutschen Straßen gebe es immer mehr "Monster-Fahrzeuge", beklagt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Jetzt will sie Städte in ganz Deutschland dazu bringen, mit schärferen Regeln umzusteuern. Dazu setzt die DUH auch auf die Mithilfe der Bürger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Paris hat es vorgemacht: Eine Stunde Parken soll hier ab September für Touristen mit großen SUVs 18 Euro kosten. Das ist dreimal so viel wie bisher. Etwa 54,5 Prozent der Pariser haben sich dafür in einer Abstimmung ausgesprochen.

Bürger können sich an die DUH wenden

"In deutschen Städten hat man zu viele Bedenken, so weitreichende Maßnahmen wie in Paris umzusetzen", sagt Robin Kulpa, Stellvertretender Bereichsleiter Verkehr & Luftreinhaltung bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Es fehle den Kommunen an Expertise und Erfahrung, welche Verbote durchsetzbar sind. "Sie fürchten einfach, vor Gericht zu scheitern, wenn Gegner dagegen klagen. Dann haben sie möglicherweise sogar auch noch schlechte Presse. Da scheuen sich viele Bürgermeister vor so einem Schritt, wie ihn die Pariser unternommen haben", so Kulpa weiter.

Die Deutsche Umwelthilfe hat trotzdem die Bürger aufgefordert, Orte zu melden, wo die SUV besonders Überhand nehmen. Mehr als 19.000 Bürger haben sich laut Verein schon gemeldet. Jetzt will sich die DUH an die Städte wenden, aus denen sie besonders viele Hinweise bekommen hat.

Die Städte könnten mehr bei Parkgebühren tun

Insgesamt 150 Städte [Externer Link] wurden angeschrieben und sollen dazu gebracht werden, zumindest die Handlungsspielräume auszunutzen, die sie haben. Auch 24 bayerische sind dabei, Großstädte wie Nürnberg, Augsburg oder München, aber auch kleinere Städte wie Weilheim, Bamberg oder Passau.

Was da möglich ist, hat Tübingen gezeigt, als eine von wenigen Kommunen in Deutschland. Hier gilt eine Gebühr von 180 Euro im Jahr für bestimmte Fahrzeuge beim Anwohnerparkausweis. Dazu zählen etwa Benziner, die über 1.800 kg schwer sind oder Elektroautos, die über zwei Tonnen wiegen. Kleinere Autos zahlen jährlich immerhin 120 Euro. In anderen deutschen Städten, etwa in München, zahlen alle 30 Euro, egal ob SUV oder Kleinwagen.

ADAC sieht höhere Parkgebühren kritisch

Kritik an neuen Gebührenmodellen kommt vom Allgemeinen Deutsche Automobilclub (ADAC). "Höhere Parkgebühren, etwa mit einem Gewicht über 1,6 Tonnen könnten keine Lösung sein", hieß es bei den Autofahrervertretern. Betroffen davon seien auch Fahrzeuge, bei denen es sich nicht um klassische SUV handle.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht praktische Probleme bei der Staffelung von Parkgebühren, etwa nach Gewicht. Für die einzelnen Parkwächter sei es praktisch nicht zu überblicken, welcher Tarif für welches Auto gelte. Keiner könne das Gewicht eines Autos erkennen. Wegen dieser Komplexität würden solche Konzepte nur von wenigen Städten angestrebt, teilte der Kommunalverband weiter mit.

Autos werden immer größer

Dass immer größere Autos [Externer Link] ein Problem in den Städten sind, bestätigen aber viele Bürgermeister. Auch belegen Zahlen des Kraftfahrtbundesamtes und des ADAC das Größenwachstum: Anfang der 1960er-Jahre hatten die für den deutschen Markt produzierten Autos eine durchschnittliche Länge von unter 4 Metern, 2019 waren es 4,6 Meter. Im selben Zeitraum wuchs die Breite von 1,6 Meter auf 1,9 Meter.

Einen zusätzlichen Wachstumsschub hat in den vergangenen Jahren dann tatsächlich das Aufkommen der SUV ausgelöst. Ein Blick in die Herstellerkataloge zeigt das deutlich: etwa der EQS SUV von Mercedes hat eine Breite von knapp zwei Metern und eine Länge von 5,12 m. Der BMW X7 ist ähnlich breit und sogar 5,18 m lang.

Die Deutsche Umwelthilfe gibt Hilfestellung

"Uns geht es nicht darum vor Gericht gegen 150 Kommune zu klagen, damit sie SUV ausschließen. Viele wollen ja etwas tun. Darum haben wir einen kooperativen Ansatz gewählt", sagt Robin Kulpa von der DUH.

Solche Städte, aus denen sich besonders viele Bürger bei der DUH gemeldet haben, bekämen neben der Aufforderung etwas zu tun, gleich das dafür notwendige Knowhow geliefert. Die DUH hat dafür eine Studie in Auftrag gegeben, wie man Maßnahmen gegen übergroße PKW umsetzt, die dann auch vor Gericht Bestand hätten.

Manche SUV sind zu groß für manche Parkplätze

Ein Vorschlag aus der Studie ist zum Beispiel, die deutsche Bauordnung anzuwenden: Hier sind Größen für Parkplätze vorgeschrieben. Etwa muss ein Parkplatz der quer zur Fahrtrichtung, an einer Straße liegt, mindestens zweimeterfünfzig breit und fünf Meter lang sein.

Wenn eine Stadt also solche kleinstmöglichen Größen ausweist, dann sind diese Parkplätze zu kurz, etwa für einen BMW X7. Der ist nämlich 5,18 Meter lang. Damit wäre solch ein fünf Meter langer Parkplatz für den SUV tabu und er würde einen Strafzettel bekommen oder abgeschleppt werden. Der Parkwächter müsste dafür also nur sehen, ob der Wagen über den Parkplatz hinausreicht. Das erscheint in der Praxis durchaus machbar, ein gutes Augenmaß des Parkwächters vorausgesetzt.

Im Video: SUV-Parkgebühren in Paris

Wer mit einem SUV in der französischen Hauptstadt Paris unterwegs ist, soll für das Parkticket 18 Euro pro Stunde bezahlen.
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Wer mit einem SUV in der französischen Hauptstadt Paris unterwegs ist, soll für das Parkticket 18 Euro pro Stunde bezahlen.

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