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BR24-Userin "KatKaja" hat in den Kommentarspalten geschrieben: "Aiwanger will noch mehr Holz verbrennen? Dabei gibt es doch schon zu wenig. Woher soll das Holz denn kommen?"
Darauf antwortete "Schneeflocke100": "Es gibt genügend Brennholz. Käferbäume müssen abgeholzt werden, um den restlichen Baumbestand zu schützen."
Und "elvisfan" reagierte mit: "Das reicht doch längst nicht. Das Holz für Pellets kommt doch oft aus den Wäldern Osteuropas, wo es illegal geschlagen wird."
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Immer mehr Holzheizungen in Bayern
Das Heizen mit Holz ist im Freistaat so beliebt wie in keinem anderen Bundesland. In 13 Prozent der Gebäude sind laut aktuellem Zensus Holz oder Pellets die Haupt-Energiequelle. Wenn man Zusatzheizungen wie Kaminöfen mitzählt, heizen sogar knapp 37 Prozent der bayerischen Haushalte mit Holz, Tendenz weiter steigend. Das hat der aktuelle Energieholzmarktbericht [externer Link] der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ergeben.
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Aiwanger will Wald intensiver nutzen
Wenn es nach Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) geht, der sowohl für die Energiepolitik als auch für die Bayerischen Staatsforsten zuständig ist, soll noch mehr Holz genutzt werden, auch zum Verbrennen. Bei der Bilanzpressekonferenz der Staatsforsten betonte Aiwanger: "Wir müssen immer ordentlich viel ernten. Ich bin überzeugt, wir müssen sogar mehr ernten, wenn der Markt das hergeben würde."
Auch in Aiwangers Wärmestrategie steht, dass Holz in Bayern stärker als Energieträger genutzt werden soll. Es gibt eine Landesförderung für Hackschnitzelwerke und einen "Pakt Holzenergie Bayern".
Das Potenzial ist schon fast ausgeschöpft
Allerdings steht fest: Das Potenzial von Holz als Energieträger ist begrenzt – selbst in einem so waldreichen Land wie Bayern. Für die Gebäudeheizung in Bayern liefert Holz bisher rund 20 Prozent der benötigten Energie. Bezogen auf den gesamten Energiebedarf des Freistaats sind es neun Prozent. Auch wenn alles Holz, das in bayerischen Wäldern neu wächst, in jedem Jahr vollständig verheizt würde, könnten nicht mehr als elf Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden, so Herbert Borchert von der LWF: "Mehr ist das nicht."
Bisher ist die Holznutzung nachhaltig
Übernutzt ist der Wald in Bayern bisher aber noch nicht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Holzvorräte in Bayern noch stark gestiegen. Diese Zeiten sind vorbei. Seit etwa 20 Jahren steigt die Holzmenge in Bayerns Wäldern kaum noch, weil die Wälder inzwischen intensiver genutzt werden. Aber der Holzvorrat sinkt auch nicht, sondern bleibt in etwa konstant.
Durch die Klimaerwärmung leiden die Fichten, viele müssen wegen Stürmen und Borkenkäferbefall zusätzlich gefällt werden. In den kommenden Jahren ist dadurch ein großes Holzangebot zu erwarten, das auch genutzt werden will, zumal die Fichten durchschnittlich alt und oft hiebreif sind.
Nicht blind Hackschnitzel-Heizwerke bauen
Eine moderate Steigerung der Holznutzung sei deshalb noch möglich, meint Herbert Borchert, der den "Energieholzmarktbericht" für Bayern mit verfasst hat. Aber mit Augenmaß. Wenn jetzt eine Gemeinde zum Beispiel im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung ein neues Hackschnitzel-Heizwerk erwägt, dann sollte sie nach seiner Überzeugung tunlichst vorher mit Waldbauern der Umgebung verhandeln und konkret absichern, dass es für die kommenden Jahrzehnte genug regionales Holz gibt.
Wegen Papierkrise sind Hackschnitzel übrig
Hackschnitzel über weite Strecken zu transportieren, lohnt sich nicht. Und weil in Bayern zuletzt mehrere Papierfabriken geschlossen haben, gibt es derzeit ein Überangebot an sogenanntem Schwachholz. Bei Pellets produziert Bayern ebenfalls bisher mehr, als im Land selbst verbraucht wird. Das galt selbst auf dem Höhepunkt der Energiekrise, als alle ihre Vorräte aufgestockt haben.
Bei Scheitholz gibt es keine verlässliche Statistik der Ein- und Ausfuhren. In Bayern ist jedenfalls auch Importholz auf dem Markt. Die weit überwiegende Menge des in Bayern verwendeten Energieholzes kommt jedoch nach Einschätzung der Marktbeobachter auch aus dem Freistaat.
Lieber Bretter als Brennholz
Dennoch betont Holzmarktexperte Borchert, dass eine "stoffliche Nutzung" von Holz, wann immer möglich, Vorrang haben sollte: also in Form von Balken, Brettern, Spanplatten, Papier. Weil so die Wertschöpfung besser ist – und das enthaltene Kohlendioxid länger gebunden bleibt.
Holz dort verbrennen, wo es nicht anders geht
Weil der Rohstoff Holz knapp ist, wäre es nach Borcherts Überzeugung sinnvoll, sich bei zusätzlichen Anlagen zur energetischen Nutzung von Holz auf Anwendungen zu konzentrieren, wo zum Beispiel Wärmepumpen schwer anzuwenden sind: Etwa wo die Industrie so heiße Prozesswärme braucht, dass sie elektrisch nur schwer erzeugt werden kann. Oder in denkmalgeschützten Gebäuden, die nur schwer zu isolieren sind.
Die Verfasser des Energieholzmarktberichts betonen aber gleichzeitig: Dass es für Waldbesitzer, die selber ihr Holz verheizen, sinnvoll bleibt. Denn das Holz aus kleinen Waldstücken könnte sonst womöglich ganz ungenutzt bleiben, und die Transportwege sind in diesem Fall sehr kurz.
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