Hopfenpflanzer Barthl Obster zeigt das Ergebnis des Rodens: zerstörte Wurzelstöcke auf einem Hopfenfeld
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Nur noch gehäckselte Wurzeln: Barthl Obster hat ein Hopfenfeld gerodet

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Preise zu niedrig: Hopfenbauern zerstören ihre Pflanzen

Preise zu niedrig: Hopfenbauern zerstören ihre Pflanzen

Die Hallertau zwischen Ingolstadt und München ist das größte zusammenhängende Anbaugebiet für Hopfen in der ganzen Welt. Doch nach vielen guten Jahren schwächelt die Branche nun. So sehr, dass Hopfenpflanzer zum Äußersten greifen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Seine eigenen Pflanzen rodet ein Landwirt in der Regel nicht freiwillig. Barthl Obster aus Aiglsbach in der Hallertau hat einen der größten Betriebe in der Region – und hat es trotzdem getan. Fünf Hektar von 53 sind weg von der traditionsreichen Aromasorte Perle.

Sie anzubauen, war für den Hopfenpflanzer zum Verlustgeschäft geworden. Bekam er vor wenigen Jahren noch zehn Euro pro Kilo dafür, war es in diesem Jahr nur noch ein Euro. "Es macht keinen Sinn, wenn man vorher schon weiß, dass wir keine Gewinne erwirtschaften", sagt der Hopfenpflanzer.

Hopfen-Anbau: Aufwärts-Prognose war falsch

Bereits vor zehn Jahren musste er schon einmal Flächen roden. Seither ging es aber bergauf, für ihn und die gesamte Branche. "Man hat gesagt, der Markt steigt und steigt und der Hopfen wird niemals mehr zu viel", sagt er und meint den Craft-Beer-Boom in Amerika vor rund acht Jahren.

Craft-Beer enthält ein Vielfaches der Hopfenmenge eines herkömmlichen Bieres. Infolge des Booms lieferte Deutschland große Mengen Hopfen in die USA. Doch mit der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine kam die verschlechterte wirtschaftliche Lage. Der Craft-Beer-Boom ist vorbei, die Menschen trinken weltweit immer weniger Bier. Doch auf den Feldern wächst der Hopfen nach. Die Folge ist ein Stau in den Hopfenlagern, der die Preise für neuen Hopfen sinken lässt.

Deutscher Hopfen ist vom Weltmarkt abhängig

Weil rund 80 Prozent des deutschen Hopfens exportiert werden, sind die Hopfenpflanzer in Deutschland besonders von diesen Entwicklungen abhängig. Dabei war die Ernte im vergangenen Jahr gut und Deutschland hat die USA wieder als weltweit größter Hopfenproduzent abgelöst.

Die gute Statistik dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Hopfenbranche in der wirtschaftlich schlechtesten Lage seit Jahren befinde, darüber ist man sich auch beim bayerischen Brauerbund einig. Die Brauereien profitieren zwar von den derzeit günstigen Hopfen-Einkaufspreisen. Doch ihr Geschäftsführer Walter König bestätigt: Die Anbaufläche in Deutschland müsse deutlich reduziert werden, um den Markt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Hopfenpflanzer werden zum Roden aufgerufen

Der Hopfenwirtschaftsverband hat Landwirten im ganzen Land geraten, zu roden. Dass diesem Aufruf nach ersten Schätzungen offenbar viele Landwirte folgen, sei zu begrüßen, doch ihre Bemühungen reichten dafür vermutlich nicht aus. "Auch wenn das für die Marktbeteiligten immer schmerzlich ist, wäre eine unterdurchschnittliche oder sogar eine Missernte gar nicht verkehrt, um den Markt wieder in Ausgleich zu bringen", sagt Brauerbund-Geschäftsführer König im Gespräch mit BR24.

In der Gemeinde Aiglsbach, wo auch Hopfenpflanzer Barthl Obster seinen Betrieb hat, rodet mehr als jeder dritte Berufskollege, sagt er. Schätzungen prognostizieren, dass die Hopfen-Anbaufläche in diesem Jahr wohl um knapp 1.000 Hektar zurückgehen wird.

 Weil sich der Anbau des Aromahopfens "Perle" nicht mehr lohnt, reduziert ein Hopfenbaubetrieb in der Hallertau seine Fläche von 52 auf 47 Hektar. Es ist zu viel Hopfen am Markt, höhere Preise sind erstmal nicht in Sicht.
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Weil sich der Anbau des Aromahopfens "Perle" nicht mehr lohnt, reduziert ein Hopfenbaubetrieb in der Hallertau seine Fläche von 52 auf 47 Hektar.

Dieser Artikel ist erstmals am 7. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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