Auf 17.000 Hektar wird in der Hallertau Hopfen angebaut
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Wenn Grundwasser fehlt: Bewässerungs-Konzept für die Hallertau

Wenn Grundwasser fehlt: Bewässerungs-Konzept für die Hallertau

Für gute Erträge in der Landwirtschaft braucht es zur richtigen Zeit Wasser - auch im Hopfenanbau. Damit die Hallertau international wettbewerbsfähig bleibt, soll sie mit Wasser aus Donau, Isar und Amper bewässert werden. Doch daran gibt es Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Manfred König ist heuer zufrieden mit seiner Ernte - die Dolden sind groß geworden. Das verdankt er dem Regen und dem Wasser aus seinem Brunnen. "Wenn das Wasser weniger wäre, wären sie alle nur so groß", sagt er, und zeigt eine nur etwas halb so große Dolde. Weniger Wasser, kleinere Dolden, weniger Ertrag.

Grundwasserneubildung geht zurück

"Wenn wir nicht bewässern könnten in der Gegend, ich würde wahrscheinlich nicht mehr Hopfenbauer sein", sagt König, der gleichzeitig Obmann des Bayerischen Bauernverbands für den Landkreis Pfaffenhofen ist.

König ist einer der wenigen in der Hallertau, die 100 Prozent ihres Hopfens bewässern können. Noch - denn künftig darf er nicht mehr so viel Wasser aus seinen Brunnen nehmen, da sich die Behörden ums Grundwasser sorgen. Bewässern mit Grundwasser gilt als Auslaufmodell. Seit gut zwanzig Jahren bildet sich fast überall in Bayern weniger Grundwasser nach. Ausgerechnet in einer Zeit, in der Landwirte gern mehr Wasser hätten, um langen Trockenphasen zu trotzen.

Flusswasser statt Grundwasser

Um diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen, wird in der Hallertau schon lange an einem großen Projekt gearbeitet. "Wie alle wissen, die letzten zwei Jahre waren schlechte Ernten aufgrund fehlenden Niederschlags", sagt Karl Pichlmeyer, zweiter Vorsitzender des Hopfenpflanzerverbands Hallertau. "Die internationale Brauwirtschaft hat das vernommen und die fragen dann schon nach der Liefersicherheit." Tatsächlich wird in der ganzen Welt mit Hopfen aus der Hallertau gebraut - sie gilt als größtes zusammenhängendes Anbaugebiet der Welt.

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, arbeiten Hopfenpflanzerverband und Hopfenverwertungsgenossenschaft an einem Projekt, mit dem möglichst jeder Hopfengarten bewässert werden soll. Die Idee: Statt des Grundwassers Wasser aus Flüssen verwenden. Dafür soll durch Leitungen Wasser aus Donau, Isar und Amper entnommen werden, wenn diese gerade viel Wasser führen. Damit wird dann entweder direkt bewässert, oder das Wasser wird in große Speicherbecken gepumpt.

Projekt bekommt politischen Rückenwind

Die Machbarkeitsstudien zu dem Projekt wurden vom Freistaat gefördert. Und auch weiterhin gibt es politischen Rückenwind. Zum Auftakt der Hopfenernte sagte Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU): "Wir werden bis zur Planung hin weiter betreuen und dann gilt es auch mit Geld auszustatten, da muss diese Staatsregierung natürlich auch den Rücken freihalten."

Trotzdem wird auf den einzelnen Landwirt eine riesige Summe zukommen. Die Hopfenverwertungsgenossenschaft rechnet mit etwa 30.000 Euro pro Hektar. Das geht aus Unterlagen hervor, die BR24 ohne Absender zugeschickt bekommen hat. Ein Interview zum Vorhaben möchte die Hopfenverwertungsgenossenschaft noch nicht geben.

Grundsätzlich gilt es als sinnvoller, mit Oberflächenwasser zu bewässern als mit Grundwasser. Denn Letzteres gilt es zu schonen, während es aus wasserwirtschaftlicher Sicht kein Problem ist, Flüssen bei hohen Pegelständen Wasser zu entnehmen. Deshalb gibt es vielerorts in Bayern ähnliche Projekte, vor allem in Unterfranken. Dort geht es vor allem um den Wein- und Gemüseanbau.

Kritik von Umweltschützern

Christine Margraf vom Bund Naturschutz sieht das Projekt kritisch, sie spricht von gigantischen Leitungsmengen. "Man versucht, mit Leitungen und Speicherbecken und sehr hohem Kostenaufwand und großtechnischen Lösungen an etwas festzuhalten, wo die Probleme eigentlich im Boden liegen."

Damit meint Margraf, dass in der Vergangenheit viel dafür getan wurde, Wasser schnell aus der Landschaft abfließen zu lassen. Entwässerungsgräben, Drainagen und zu verfestigte Böden führen dazu, dass das Wasser schnell im nächsten Fluss landet. Der Bund Naturschutz fordert, dass hier ein Umdenken stattfinden muss, bevor Leitungen gebaut werden, um mit Flusswasser zu bewässern.

Außerdem geht Margraf davon aus, dass es mit zunehmender Erderwärmung zu Verteilungskämpfen kommen wird. "Hier muss öffentlich darüber diskutiert werden, wie verteilen wir in Zeiten der Klimakrise tatsächlich das Wasser, wer hat da Priorität."

Hopfenlandwirt König hält die Bewässerung für alternativlos. Trockenheitsresistentere Sorten hat er bereits ausprobiert, aber die Brauereien kaufen sie bislang nicht ab. Deswegen wird er sich zunächst dem Bewässerungsprojekt anschließen und dann durchrechnen, ob es für ihn wirtschaftlich ist.

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