Als Galeria Kaufhof seine Ingolstädter Filiale im vergangenen Jahr aufgab, hatte die Schanzer Innenstadt ihren Tiefpunkt erreicht. Die bittere Bilanz für die Altstadt lautete: 36 verwaiste Läden. Damals ging ein Ruck durch die Ingolstädter Gesellschaft. Die Bürgerinnen und Bürger lieferten über 500 Ideen, wie ihre Altstadt wieder mit Leben gefüllt werden könnte.
Runder Tisch legt Maßnahmenpaket vor
Ein Runder Tisch aus Bewohnern, Kulturschaffenden, Geschäftsleuten und Politikern hat all diese Anregungen gesammelt, gewertet und letztendlich ein Paket aus 25 Maßnahmen geschnürt. Nun lässt sich der Stadtrat abschließend noch einmal informieren und gibt dann grünes Licht für die Verjüngungskur der Altstadt.
Innenstadt ist mehr als Einzelhandel
Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf setzt auf Vielfalt. Überdeutlich habe sich gezeigt, dass die Zukunft der Innenstadt wegführt von den Kaufhäusern und Ketten:
"Eine Innenstadt ist mehr als bloß eine Open-Air-Shopping-Mall. Die Innenstadt war lange zu stark auf den Einzelhandel fokussiert. Wir haben es mit der Kaufhof-Schließung gesehen: Der Großteil, vor allem der großflächige Einzelhandel, ist nicht mehr die Zukunft. Die Innenstadt muss wieder das werden, was sie früher war: Ein Ort der Begegnung, ein Ort, wo man wohnt, wo man arbeitet, wo Gastronomie stattfindet. Auch Einzelhandel natürlich nach wie vor. Und wo die Kultur eine wichtige Rolle spielt." Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf
Abwechslung durch Straßenmusiker und Pop-Up-Kulinarik
Ein bunter Strauß an Maßnahmen soll das Leben zurück in die Innenstadt bringen. So sollen zum Beispiel mehr Bäume und Brunnen das Aufenthaltsklima verbessern und vielleicht wird dadurch auch das Zentrum für Straßenmusiker attraktiver, die für Abwechslung sorgen könnten. Verstärkt will sich die Altstadt auch für Spiel und Sport öffnen. Wettbewerbe sollen Zuschauer in die Innenstadt locken. Geplant ist ab Herbst zudem eine Happening-Serie namens Pop-up-Kulinarik. Dabei sollen prominente Köche in einem großen, ungenutzten Gebäude in der Fußgängerzone an mehreren Abenden jeweils ein Sieben–Gänge-Menü zaubern, nah dem Motto "Gewöhnliches Essen auf ungewöhnlich hohem Niveau".
Ingolstädter Viktualienmarkt erhält neues Gesicht
Einer der zentralen Plätze, der Ingolstädter Viktualienmarkt, soll sich komplett wandeln. Aktuell besteht er aus recht trostlosen, braunen Imbissbuden. Nachts gibt es hier immer wieder Polizeieinsätze. Das neue Konzept zielt auf eine modernere, kleinteilige Gastronomie vom Café über Veggie- und Salat-Stände bis zu Suppen- und Cocktailbars. Auch ein Kinderspielplatz ist geplant. Insgesamt soll sich der Ingolstädter Viktualienmarkt entwickeln zu einem Anziehungspunkt für möglichst viele Menschen - alte und junge gleichermaßen.
"Der Viktualienmarkt braucht ein Herz und eine Seele. Eine Spielmöglichkeit für Kinder, eine Bühne, wo man Darbietungen machen kann, wo mal eine Musikkapelle spielen kann. Die Leute wollen wohin gehen, wo sie sich wohl fühlen, wo es auch mal gemütlich ist. Es soll ein Platz für alle sein, wo die Seniorinnen sich zum Kaffeekränzchen treffen, wo sich aber auch genauso gut die jungen Leute zu einem Cocktail treffen. Also der Platz für alle. Kein Schickimicki-Platz, sondern wo man gerne hingeht, wo sich der Ingolstädter wohl fühlt." Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf
Dutzende verwaister Gebäude in der Innenstadt
Ein Punkt weit vorne im langen Maßnahmenkatalog ist das Leerstands-Management. Die drei Dutzend verwaister Läden und Lokale in der Innenstadt sollen genutzt und belegt werden. Darum kümmert sich ein professioneller Leerstands-Manager. Neustarter werden unterstützt - mit beispielsweise einem städtischen Mietzuschuss. Die Eigentümer der verwaisten Gebäude haben sich bereits zu einem Eigentümerstammtisch zusammengefunden, um sich auszutauschen. Nun wird ein Kataster erstellt.
Eigenes Kreativzentrum für Kulturschaffende
Die Kulturschaffenden und die Kreativwirtschaft erhalten mehr Raum für Aktionen und ein eigenes Zentrum. Dieses soll in einem der aktuell leerstehenden Gebäude eingerichtet werden. Kultur soll auch das Leben und den Wandel der Stadt begleiten. Wie das geht, hat vor kurzem die Aktion "Leerelos" gezeigt. Da hat das Altstadttheater in den leeren Schaufenstern der geschlossenen Galeria Kaufhof die Proteste und Demos gegen diese Schließung als Happening inszeniert. "Eine viel beachtete Aktion", freut sich Leni Brem-Keil, die künstlerische Leiterin des Altstadttheaters in Ingolstadt und treibende Kraft am Runden Tisch.
Donau als Teil der Innenstadt erleben
Um die Innenstadt aufzuwerten, wollen die Ingolstädter ihren Fluss vermehrt einbinden. Für die Kulturschaffende Leni Brem-Keil lässt sich der neue Innenstadtprozess nicht ohne den Fluss denken.
"Ingolstadt hat diesen tollen Fluss. Er wird aber bisher so ein bisschen außer Acht gelassen. Die Donau ist eigentlich schon Teil der Innenstadt. Dementsprechend muss man es eigentlich nur noch näher ran holen gedanklich. Aber sie ist ja schon da und gehört dazu!" Leni Brem-Keil, die künstlerische Leiterin des Altstadttheaters in Ingolstadt
Geplant ist, die Wege an der Donau und zur Donau aufzuwerten und teils massiv verbreitern. Auf der Länge der gesamten Altstadt können die Menschen dann künftig am südlichen und nördlichen Ufer auf dem so genannten “Donau-Loop“ flanieren.
Auch ein Teil des Verkehrs am Donauufer soll in Höhe der Schlosslände immer wieder mal zeitweilig gesperrt werden. Damit rückt dann die Donau noch näher an die Altstadt. "Park statt Straße" lautet hier die Devise.
Erster Schritt: Preise für Bus- und Parktickets gesenkt
Schon heute ist es für die Menschen einfacher und günstiger, in die Ingolstädter Innenstadt zu gelangen. Die Stadt hat die Preise für Bus- und Parktickets gesenkt. Auch das ein Zeichen dafür, dass sich die Altstadt um Besucher bemüht.
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