300 Teilnehmer beteiligten sich in 18 Arbeitskreisen und entwickelten insgesamt 500 Ideen für eine bessere Innenstadt. Die Treffen fanden coronabedingt digital statt. „Wir wollten nicht warten bis Corona vorbei ist, sondern haben angepackt. Wenn auch nicht alles perfekt lief, das Ergebnis kann sich sehen lassen“, meint Anita Hirsch, die den Prozess von Seiten der Stadt maßgeblich begleitet hat. Am Ende hatten die Beteiligten 25 Maßnahmen erarbeitet, die jetzt umgesetzt werden oder teilweise schon umgesetzt sind. In Ingolstadt gibt es ab jetzt beispielsweise einen Innenstadt-Kümmerer und ein Leerstandsmanager.
Kontakt mit Vergleichsstädten
Zu Beginn des Prozesses stand erstmal die Recherche: Welche Studien gibt es und welche Städte haben das vielleicht schon gemacht? Dafür haben die Verantwortlichen dann Städte kontaktiert, die eine ähnliche Struktur haben wie Ingolstadt.
Enger Austausch mit drei Städten
Besonders genau haben die Ingolstädter nach Passau, Karlsruhe und nach Offenbach geschaut, denn diese drei Städte hatten bereits ein Innenstadtentwicklungskonzept erarbeitet, berichtet Anita Hirsch: „Passau hat eine ähnliche Architektur und liegt auch am Fluss, das war für uns sehr interessant.“ Für den Austausch mit Karlsruhe sprach, dass es auch eine Hochschulstadt ist und wie Ingolstadt viele Firmen ansässig sind, die sich mit neuen Technologien beschäftigen. Offenbach hatte laut Hirsch schon ein sehr gutes Konzept ausgearbeitet. „Hier ging es uns vor allem darum, Fragen zum Projektablauf zu klären.“
Ingolstädter Konzept ist gefragt
Nach einem Jahr intensiver Arbeit am Runden Tisch kann nun wiederum Ingolstadt anderen Kommunen helfen. Schließlich treibt das Thema Innenstadt zahlreiche Städte und Kommunen um. „Wir haben häufig in Foren oder Treffen unseren Prozess vorgestellt. Auch über den deutschen und bayerischen Städtetag.“, berichtet Anita Hirsch. Bamberg habe direkt in Ingolstadt nachgefragt. Auch dort soll ein Prozess in Gang kommen, der ebenfalls eine rege Bürgerbeteiligung vorsieht. Und ähnlich wie Ingolstadt soll dieser vor allem über die digitalen Formate stattfinden. Da konnten die Beteiligten in Ingolstadt schon Erfahrungen weitergeben.
Städtetag befasst sich mit dem Thema
Auch der bayerische Städtetag befasst sich mit dem Thema. Bei seiner letzten Jahrestagung stellten die Organisation klar: Die Corona-Pandemie hat die Probleme der Innenstädte noch verschärft. Alle Städtevertreter sind sich einig, dass die Innenstädte attraktiver werden müssen. Das wird ein langer und schwieriger Prozess. Einige Städte haben sich schon auf den Weg gemacht. Ingolstadt wird gemeinsam mit Städten wie Nürnberg und Regensburg als gutes Beispiel genannt.
Schließungen von Einzelhandel nimmt zu
Dass es Zeit wird zu handeln, zeigen auch die Zahlen der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. In den vergangenen Jahren haben deutlich mehr Einzelhändler ihr Geschäft geschlossen, als dass neue dazu gekommen sind. Besonders viele Geschäftsabmeldungen gab es in den Branchen Textilien, kosmetische Erzeugnisse und Körperpflegemittel.
Individueller Ansatz für jede Innenstadt
Auch wenn der Prozess in Ingolstadt gut angelaufen ist, lässt er sich wohl kaum einfach kopieren. Vielmehr muss jede Stadt ihren Weg zu einer attraktiven Innenstadt finden, meint Anita Hirsch, die den Prozess in Ingolstadt von Anfang an begleitet hat.
„Besonders wichtig war für uns die Bürgerbeteiligung. Und das kann in jeder Stadt auch anders aussehen.“
Und so stehen dann auch in jeder Stadt am Ende andere Maßnahme – je nach den Bedürfnissen der Bürger. In Ingolstadt sind vorläufig 25 geplant.
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