Links die Tante Maccabit, Mama Talia, rechts der ältere Bruder Liran: Sie alle bangen um die entführten Zwillingsbrüder Gali und Ziv.
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Links die Tante Macabit, in der Mitte Mama Talia, rechts Bruder Liran: Sie bangen um die entführten Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman .

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Israelische Geiseln: Große Sorgen um entführte Zwillingsbrüder

Seit Monaten sind die israelischen Zwillingsbrüder Gali und Ziv Berman verschwunden, entführt von der islamistischen Hamas. Bei einer Solidaritätsveranstaltung für israelische Geiseln in der Augsburger Synagoge fordert ihre Mutter ihre Freilassung.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Zahlreiche Menschen sind am Mittwochabend in die Augsburger Synagoge gekommen. Gemeindeangehörige und Gäste aus der Stadtgesellschaft, sie alle hören Talia Berman aus Israel zu. Bei der Solidaritätsveranstaltung für israelische Geiseln erzählt Berman vom Schicksal ihrer 26-jährigen Zwillingssöhne Gali und Ziv. Sie wurden von der Hamas entführt, am Morgen des Überfalls am 7. Oktober im Kibbuz Kfar Aza.

Überfall der Hamas: Söhne werden entführt

Die 61-Jährige überlebte zusammen mit ihrem Mann in einem Schutzraum und wurde nach Stunden von Soldaten evakuiert, vorbei an Leichen und einem völlig zerstörten Kibbuz. Ihre Zwillingssöhne aber wurden verschleppt. Die letzte Nachricht von ihnen liege Monate zurück, sagt Talia Berman. Freigelassene Geiseln hätten ihr berichtet, dass sie die jungen Männer in der Gefangenschaft gesehen hätten.

Gali und Ziv seien Zivilisten, keine Soldaten, sagte Berman dem BR. Beide besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft. Die mitgebrachten Fotos zeigen sie als fröhliche junge Männer, mit Freunden, im Urlaub, zusammen mit der Mutter im Kreis der Familie. Sie sind in einer Firma für Konzerttechnik in Israel angestellt.

Familie kämpft für die Freilassung der entführten Zwillinge

Die Mutter ist auf Einladung der Augsburger Gemeinde gekommen, zusammen mit ihrer Schwester und ihrem dritten Sohn, um für die Freilassung der Zwillinge zu kämpfen. "Ich denke, sie halten Geiseln in der Nähe von Yahya Sinwar, dem Anführer der Hamas, dass sie diesen sicher wissen. Deshalb können die Geiseln kaum herausgeholt werden, sie sind unter der Erde untergebracht, um die Hamas-Anführer zu schützen", sagt Berman zum BR.

Eine Befreiung durch das Militär sei daher kaum durchführbar, meint die Mutter. Das gehe wohl nur durch Verhandlungen, sagte die 61-Jährige dem BR: "Ich wünschte, sie würden einen Deal machen. Und sie würden alle, die das wollen, zurück nach Gaza gehen lassen. Ich wünschte, sie wären mutig genug, beide Führer, das zu tun. Ich will meine Söhne zurück und alle Leute, die noch in Geiselhaft sind. Denn sie gehen durch die Hölle."

In einer bewegenden Videobotschaft wandten sich auch die Großeltern der Zwillinge, die in Norddeutschland leben, an die Gemeinde in Augsburg. Ihr größter Wunsch sei, ihre Enkel Gali und Ziv wieder nach Hause holen zu können. "Wir lieben sie und hoffen, sie wieder sehen zu können, gesund und lebendig."

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Im Innenhof der Synagoge hängt nun ein Banner, das die Gesichter aller Geiseln zeigt, unter dem Hashtag #Bringthemhomenow

Solidarität für israelische Geiseln: #Bringthemhomenow

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Alexander Mazo, sagte in seiner Rede während der Solidaritätsveranstaltung, die Familie Berman bange seit mehr als 110 Tagen um Gali und Ziv: "Keiner von uns will so etwas erleben müssen." Der Augsburger Rabbiner Asher Goldshmid sprach ein Gebet für die Familie. Im Innenhof der Synagoge hängt nun ein Banner, das die Gesichter aller Geiseln zeigt, unter dem Hashtag #Bringthemhomenow.

Die israelische Vize-Generalkonsulin Kasa Bainesai-Harbor aus München sprach "die Stille" an, die sie vernehme in Frauenorganisationen – trotz vergewaltigter Frauen. Die Stille in Kinderhilfswerken – trotz verschleppter Babys. Und die Stille innerhalb des deutschen Kulturbetriebs und der deutschen Gesellschaft, wenn es um israelische Opfer gehe.

OB Weber: Augsburg unterstützt Israel

Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) betonte, Augsburg stehe an der Seite Israels und werde nicht schweigen, sondern wolle sich einsetzen. "Antisemitismus ist auch immer ein Zeichen dafür, dass die Demokratie ins Wanken gerät“, sagte Weber am Mittwochabend. Erst am Nachmittag hatte das Augsburger Amtsgericht einen der beiden Männer verurteilt, die wegen der Schändung der Israelflagge am Rathausplatz angeklagt waren. Der mutmaßliche Haupttäter ist flüchtig.

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Bruder Liran kämpft für die Freilassung von Gali und Ziv.

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