Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell mit beringtem Wanderfalken
Bildrechte: BR/Sophia Ruhstorfer

Einer der Wanderfalken auf der Cadolzburg, der beringt wurde. Ein Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell hält ihn fest – weit über dem Ort.

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Junge Wanderfalken in der Metropolregion Nürnberg werden beringt

Sie sind noch nicht ausgewachsen und sitzen flauschig in ihrem Horst: die kleinen Wanderfalken in Cadolzburg. Am Dienstag wurden die Greifvögel von Mitarbeitern der Vogelwarte Radolfzell beringt. Damit soll ihr Weg besser zu verfolgen sein.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Zwischen den 1960er- und 1980er-Jahren galten Wanderfalken weltweit fast als ausgerottet. Heute haben sich die Bestände erholt, und die Tiere werden von Hobby-Ornithologen über Webcams beim Brüten beobachtet. Auch in Cadolzburg im Fürther Land. Dort liegen drei kleine, federweiße Wollknäuel zusammengekuschelt in einem Brutkasten im Aussichtsturm des Ortes, dem "Bleistift". Sie sind die aktuellen Stars der Gemeinde, erzählt eine Anwohnerin. Mit Bekannten und Familienmitgliedern, auch aus dem Ausland, tauscht sie sich regelmäßig über Neuigkeiten bei den Wanderfalken-Küken aus.

Jungtiere werden markiert

Am Dienstag herrschte große Aufregung am Turm: Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell, einer Abteilung des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz am Bodensee (externer Link), haben den 44 Meter hohen Turm bis zur Aussichtsplattform erklommen. Die letzten Meter bis ganz hoch ins Dach müssen sie mit einer Leiter hinaufsteigen. Dort liegen zusammengekauert im Brutkasten die drei Wanderfalkenküken.

Die Vogel-Experten haben gewartet, bis die Altvögel zur Futtersuche ausgeflogen sind. Behutsam holen Falkner Kurt Hussong und seine Kollegen die Küken aus dem Nest, wiegen sie, bestimmen das Geschlecht und bringen zwei goldene Ringe an den Beinen der Vögel an. So können die Experten die Tiere besser nachverfolgen, wenn sie ausgewachsen sind.

Nicht viel Zeit für Beringung

Zahlreiche solcher Beringungs-Aktionen finden dieser Tage in der Metropolregion Nürnberg statt. Den Vogelexperten bleibt nur ein kleines Zeitfenster: Die Beringung muss passieren, wenn die Tiere zwischen 14 und 20 Tage alt sind. Zu einem späteren Zeitpunkt besteht die Gefahr, dass die Küken aus dem Nest springen.

Über 300 Kilometer pro Stunde schnell

Wanderfalken sind die schnellsten Lebewesen der Erde. Sie jagen ausschließlich in der Luft, vorzugsweise kleinere Vögel wie Tauben oder Singvögel. Im Sturzflug erreichen sie eine Geschwindigkeit von über 300 Kilometer pro Stunde.

Wanderfalke fast ausgerottet

Die Raubvögel sind nur knapp dem Aussterben entronnen. Der Wanderfalke steht am Ende der Nahrungskette. Vor allem durch den Einsatz von Pestiziden ging Mitte des letzten Jahrhunderts die Anzahl der Tiere rasant zurück. Durch intensiven Arten- und Umweltschutz konnten sich die Bestände erholen. 1971 wurde der Wanderfalke zum ersten Vogel des Jahres gekürt.

Wieder mehr Exemplare in der Region

Allein in Stadt und Landkreis Fürth finden durch Mitarbeiter der Vogelwarte Radolfzell in diesen Tagen sechs Beringungs-Aktionen statt. Die Vögel selbst stören sich nicht daran. Die Tiere haben keinen ausgeprägten Geruchssinn, somit bekommen die Elterntiere nichts davon mit.

In Bayern leben derzeit rund 200 Brutpaare. Viele davon, wie zum Beispiel auch das Paar auf der Nürnberger Kaiserburg, oder eben die Vögel in Cadolzburg, kann man beim Brüten und bei der Aufzucht per Webcam beobachten.

Die Vogelwarte Radolfzell beringt Vögel in ganz Süddeutschland und Berlin. Die Forscherinnen und Forscher erhoffen sich dadurch Erkenntnisse zum Wanderverhalten von Vögeln.

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